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Julia Extra Band 372

Julia Extra Band 372

Titel: Julia Extra Band 372 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meier , Shirley Jump , Natalie Anderson
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fragst.“
    Wahrscheinlich eine Kopfverletzung, dachte Jill. Dadurch konnten Patienten unhöflich erscheinen.
    „Hallo“, sagte sie laut. „Ich heiße Jill Metcalf und bin Ärztin.“ Sie nahm das Handgelenk des Mannes und war froh, als sie einen starken, gleichmäßigen Puls fühlte.
    „Schön für Sie.“ Er blickte nicht auf.
    Jill sah, dass Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll. Sie holte Einmalhandschuhe aus dem Rucksack und streifte sie über, ehe sie Verbandszeug und einen Beutel mit Kochsalzlösung bereitlegte.
    „Haben Sie Atemprobleme?“
    „Nein.“
    „Tut Ihnen außer Ihrem Kopf irgendwas weh?“
    „Nein.“
    „Was ist mit Ihrem Nacken? Haben Sie da Schmerzen?“
    „Nein.“
    Sie riss den Beutel mit der Flüssigkeit auf und befeuchtete damit eine große Mullkompresse. „Lassen Sie mich die Wunde mal ansehen.“
    „Mir geht’s gut.“
    „Hey, ich bin hier die Ärztin.“ Jill behielt einen leichten, freundlichen Ton bei. „Und das entscheide ich.“
    Der Mann leistete nur wenig Widerstand, als sie seine Hand behutsam von seinem Kopf löste. An der Schläfe hatte er eine tiefe, vier Zentimeter lange, noch immer blutende Schnittverletzung.
    „Das muss genäht werden.“ Sie legte die Kompresse auf die Wunde. „Halten Sie das mal eben, bis ich eine Bandage gefunden habe.“
    Er reagierte schnell auf ihre Anweisung, das war beruhigend. Sowohl seine motorischen als auch seine verbalen Fähigkeiten schienen normal zu sein.
    „Wo zum Teufel bin ich?“, fragte er.
    „Wissen Sie das nicht?“ Falls seine Raum-Zeit-Wahrnehmung gestört war, konnte dies auf eine schwerere Kopfverletzung hinweisen.
    „Nein, ich hab keine Ortsschilder gesehen.“
    „Wissen Sie noch, was passiert ist?“ Mit den Zähnen riss Jill die Plastikverpackung der Bandage auf.
    „Ich hatte Probleme mit dem Motor. Ich wollte eine kontrollierte Notlandung machen, aber dann kam mir eine verdammte Schafherde in die Quere. Und plötzlich stand ich auf dem Kopf.“
    Seine Stimme klang angenehm. Tief und voll.
    „Sie waren bewusstlos“, teilte Jill ihm mit. „Bruce hat Sie gefunden. Okay, Sie können Ihre Hand jetzt wegnehmen. Ich hab’s.“ Sie drückte die Bandage an und machte eine Schlaufe. „Wissen Sie, welcher Tag heute ist?“
    „Ja.“
    Einen Moment lang bandagierte sie weiter. „Und, sagen Sie es mir?“
    „Wieso? Wissen Sie’s denn nicht?“
    In seinem trockenen Tonfall lag ein Anflug von Humor, und als er in diesem Augenblick aufschaute, konnte Jill zum ersten Mal sein Gesicht richtig sehen. Ein auffallendes Gesicht. Der Mann hatte sich seit ein oder zwei Tagen nicht rasiert. Einige Blutspuren waren auf seiner sonnengebräunten Haut verschmiert, die ein wenig blass wirkte. Aber vor allem besaß er wunderschöne dunkelbraune Augen.
    Augen, die Jill lebhaft an ein anderes Paar Augen erinnerten, die sie erst vor Kurzem hinter den Müllcontainern entdeckt hatte. Natürlich sahen seine Augen nicht aus wie die des Hundes, es war nicht einmal dieselbe Farbe. Nein, es lag an dem gequälten Blick darin. Als ob dieser Mann, der auf einem Hügel auf irgendeiner abgelegenen Schafweide saß, sich genauso verloren und verlassen fühlte wie der Hund. Als ob auch er sich vor etwas versteckte, was ihm Angst machte.
    Verrückt. Wahrscheinlich spielte Jills Fantasie ihr mal wieder einen Streich. Entschlossen befestigte sie die fertige Bandage zum Schluss mit kleinen Klammern und lächelte. „Doch, ich weiß, welcher Tag heute ist. Ich versuche bloß herauszufinden, wie gut Ihr Gehirn nach dem Schlag auf den Kopf funktioniert, den Sie abgekriegt haben.“
    „Heute ist der dreiundzwanzigste Dezember, also zwei Tage vor Weihnachten, und es ist etwa zwölf Uhr dreißig mittags.“
    „Inzwischen eher ein Uhr dreißig, aber das reicht. Ich denke, Ihre Orientierung ist in Ordnung. Sie wissen nur nicht, wo Sie gelandet sind“, stellte Jill fest.
    „Abgesehen davon, dass ich näher an Wanaka bin als an Dunedin, nein.“
    „Sie wollten nach Wanaka?“ Ein beliebter Touristenort.
    „Ja.“
    „Um Urlaub zu machen?“
    „Nicht direkt.“ Er senkte den Blick.
    „Wie heißen Sie?“, fragte Jill.
    „Jack.“
    „Wirklich? Hey, ich habe noch nie einen Jack kennengelernt“, meinte sie belustigt.
    „Und was ist daran so komisch?“ Erstaunt sah er sie an.
    Jill versuchte, ihr Lächeln zu unterdrücken. Vielleicht war sein Sinn für Humor doch nicht so ausgeprägt, wie sie gedacht hatte. „Na ja, ich bin Jill.“ Jack und Jill war

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