Julia Extra Band 372
Lippen.
Sofort wichen sie auseinander und schauten sich an. Jills große Augen leuchteten, ihre Lippen waren leicht geöffnet. Die Einladung war einfach absolut unwiderstehlich.
Jack senkte den Kopf, um sie erneut zu küssen.
Diesmal richtig.
10. KAPITEL
„Sie hat was ?“
„Sie hat ein Baby bekommen, Maisie. Ein süßes kleines Baby.“
„Wer hat ein Baby bekommen?“ Offenbar war Jim von dem köstlichen Duft nach gebratenem Speck in die Krankenhausküche gelockt worden.
„Elise. Kurz nach Mitternacht.“ Jill umarmte ihn stürmisch. „Frohe Weihnachten, Dad!“
„Ich weiß ja nicht, was daran so froh sein soll“, brummelte Maisie. „Das Mädel hat mir gar nicht gesagt, dass sie in anderen Umständen ist.“
„Du bist bloß sauer, weil du’s nicht gemerkt hast.“ Jill wollte ein Stück Speck aus der großen schmiedeeisernen Pfanne stibitzen, aber Maisie klopfte ihr auf die Finger.
„Schön abwarten, Jilly Metcalf. Ich habe Elise große Wäschestapel heben und sie Fußböden schrubben lassen. Deshalb bin ich sauer.“
„Hat ihr nicht geschadet. Es geht ihr prima“, berichtete Jill fröhlich. „Und dem Baby auch. Ganze sieben Pfund.“
„Wer hat sie entbunden?“, fragte Jim.
„Ich“, antwortete Jack, der gerade in die Küche kam. „Eine schöne, problemlose Geburt, wenn auch etwas unerwartet. Keine Komplikationen.“
Maisie war entsetzt. „Wie kommen Sie dazu, ein Baby zu entbinden, Jack Sinclair?“
„Jack ist Arzt“, erklärte Jim. „Und zwar ein sehr guter, wie ich vermute.“
„Nein!“ Maisie wirkte tief gekränkt, dass sie offenbar von vielen wichtigen Dingen ausgeschlossen gewesen war.
„Ich bin auch erst ein paar Minuten danach dazugekommen“, meinte Jill daher besänftigend. „Und bis gestern Nachmittag wusste keiner von uns, dass Jack Arzt ist.“
„Warum nicht?“
Gute Frage, dachte Jill. Sie wich seinem Blick aus. Einen Moment lang konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, weil sie nur noch an den Kuss von heute Nacht dachte.
Einen solchen Kuss hatte sie noch nie erlebt, und vielleicht würde sie ihn auch nie wieder erleben.
Hungrig, sanft und leidenschaftlich zugleich. Aber anscheinend hatte sie falsch reagiert. Weshalb wäre Jack sonst weggegangen? Und dann wiedergekommen zu einem letzten zarten Kuss. Danach war er tatsächlich gegangen, ohne sich auch nur zu verabschieden.
„Wieso hat mich niemand gerufen?“, wollte Jim wissen.
„Sie brauchten Ihre Ruhe“, sagte Jack. „Wie geht es Ihnen denn heute Morgen?“
Ob er vielleicht schon bereute, Jill so viel von sich erzählt zu haben? Sie so nahe an sich herangelassen zu haben wie wohl niemanden zuvor?
„Mir wird es jedenfalls um einiges besser gehen, wenn ich erst mal was gefrühstückt habe“, knurrte Jim.
„Sie müssen sich beeilen“, meinte Maisie. „Hier gibt es nämlich noch viel zu tun, falls das Weihnachtsdinner rechtzeitig auf dem Tisch stehen soll.“
Jim setzte sich an den Tisch. „Es ist nicht richtig, dass man am Weihnachtstag in einem leeren Haus aufwacht“, knurrte er missmutig vor sich hin. „Das erste Mal in fünfunddreißig Jahren.“
„Entschuldige, Dad. Aber du hast noch geschlafen, und ich musste einfach herkommen und nach Elise und dem Baby sehen.“
„Dem geht’s gut.“ Hope kam in die Küche, ein in Handtücher gewickeltes Bündel auf dem Arm. Liebevoll schaute sie auf das winzige Gesichtchen herab. „Habe ich recht, Schätzchen?“ Sie sah ihren Mann an. „Frohe Weihnachten, Jim.“
„Frohe Weihnachten“, brummte er verdrießlich.
Beides klang angespannt, was auch kein Wunder war. Immerhin hatten sie gerade die ersten Worte seit Tagen miteinander gewechselt.
Jack holte seine Kamera heraus, um das winzige Babyhändchen zu fotografieren, das aus den Tüchern hervorschaute. „Hat sie schon einen Namen?“
„Nein. Elise sagt, es muss etwas Besonderes sein, weil sie doch ein Weihnachtsbaby ist.“
Jill warf ihrem Vater einen Blick zu. Er war derjenige, der immer originelle Namensideen hatte. Momentan jedoch schienen ihn die Teller mit Speck, Eiern und Pilzen, die Maisie gerade auf den Tisch stellte, wesentlich mehr zu interessieren.
„Esst, solange ich die Tabletts zu den Patienten nach oben bringe“, befahl sie. „Und danach habe ich für jeden von euch eine Aufgabe. Es ist schon fast sieben, und ich will an Weihnachten kein kaltes Frühstück servieren. Falls es irgendwelche Beschwerden gibt, macht Faith mich zur Schnecke.“
Wie aufs Stichwort
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