Julia Extra Band 372
erschien Faith in diesem Augenblick. „Ich hoffe, die Kinder sind heute nicht allzu früh aufgewacht. Komm, Jillian. Es ist Zeit für Geschenke.“
„Schon unterwegs.“ Jill steckte sich das letzte Stück knusprigen Speck in den Mund, ehe sie die Tasche mit Päckchen nahm, die Faith und Hope gestern noch schnell zusammengestellt hatten.
Jack folgte ihnen mit seiner Kamera. „Ohne Kinder wäre es kein richtiges Weihnachten“, meinte er. „Und es soll ja schließlich ein Weihnachtskalender werden.“
Hope war bereits ins Kinderzimmer zurückgekehrt, wo Elise gerade ihr Kind stillte. Nat hüpfte in seinem Kinderbettchen auf und ab, und Jarred schlief noch. Jade und Mel saßen auf ihren Betten, rieben sich verschlafen die Augen und starrten auf den kleinen Weihnachtsbaum in der Zimmerecke, unter dem es genauso leer war wie gestern Abend.
Faith steckte den Kopf zur Tür herein. „Seid ihr bereit, Kinder?“
Sie nickten stumm und ein wenig vorsichtig. Jarred wachte auf, sprang aus dem Bett und stürzte zu dem Baum. Dann hielt er unvermittelt inne, Enttäuschung in seiner Miene.
„Ich wusste doch, dass es ihn nicht gibt“, sagte er zu Jade und Mel.
„Wer behauptet, dass es mich nicht gibt?“, dröhnte da eine tiefe Männerstimme. Eine große Gestalt im rotweißen Weihnachtsmannkostüm mit schwarzen Stiefeln und einem dicken Bauch stand an der Tür. Der Walross-Schnurrbart passte nicht ganz zum schneeweißen Bart, aber wem würde das schon auffallen? Im Hintergrund hielt Jack die Kamera bereit.
„Ho, ho, ho!“, sagte der Weihnachtsmann.
Die Kinder kreischten erfreut. Jarred gelang es nicht ganz, so lässig zu wirken, wie er es gern getan hätte. Stattdessen schaute er misstrauisch drein und steckte die Hände in die Hosentaschen. Doch als er den Sack voller Geschenke entdeckte, grinste er breit.
„Ist ja stark“, meinte er.
„Tut mir leid, dass ich ein bisschen spät dran bin“, dröhnte der Weihnachtsmann. „Ballochburn liegt etwas abseits, wisst ihr.“
Jim kam ins Zimmer, als die Kinder aufgeregt ihre Päckchen aufrissen. Der Krankenhaus-Freundeskreis hatte sich kräftig ins Zeug gelegt, und es gab jede Menge neues Spielzeug und Kleidung für die kleine Familie. Nat war mehr am Geschenkpapier interessiert als am Inhalt der Päckchen. Abgesehen von einem rosa Stoffhasen, der früher Jills Lieblingstier gewesen war. Obwohl er schlabbrig und abgewetzt war und nur noch ein Auge hatte, drückte der Kleine ihn begeistert an seine Wange.
Jim ging auf Nat zu. „Ich dachte, ich schau mal, wie’s dem Kleinen heute so geht“, meinte er zu Jill.
„Schon viel besser.“ Sie hob den Jungen mitsamt dem rosa Hasen hoch. „Er hat noch ein bisschen Fieber, aber das kriegen wir hin.“
Ihr Vater brummte zufrieden und sah dann zu, wie Jade ihre Engelsflügel anprobierte und sich den Haarreif mit dem glitzernden Heiligenschein auf das blonde Haar setzte.
„Ich bin der Weihnachtsengel“, verkündete sie. „Jack! Jack! Ein Foto!“
Doch Jack hockte neben Jarred und erklärte ihm gerade, wie das Handy funktionierte.
„Schon okay“, sagte Jarred. „Ich weiß, wie man ein Handy benutzt. Das kann doch jeder.“
„Super. Sobald ich mein neues habe, schreibe ich dir eine SMS mit der Nummer.“
Jarred nickte nur. Ein Außenstehender hätte annehmen können, dass ihm das Geschenk nicht viel bedeutete. Aber Jill bemerkte den Blick, mit dem er Jack ansah. Das Lächeln zwischen den beiden zeigte eine Verbindung, die nur sie miteinander teilten.
Ein wenig so wie das Lächeln, mit dem Jack heute Nacht nach dem Kuss gegangen war.
Jill wünschte, sie hätte auch ein Geschenk für ihn. Eigentlich hätte sie eins, aber ob er es annehmen würde?
Wahrscheinlich nicht. Deshalb war er auch gegangen. Für ein solches Geschenk war er noch nicht bereit. Zuerst musste er wieder mit sich selbst ins Reine kommen.
Jim ging zu Elise hinüber, die in einem Sessel saß und das Baby stillte. „Alles in Ordnung?“, fragte er.
„Ich denke schon. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nichts von meiner Schwangerschaft erzählt habe, als Sie mir den Job gegeben haben, Dr. Metcalf. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es passieren würde, solange ich hier bin.“
„Zum Glück ist es hier passiert. Ein Krankenhaus ist immer noch der beste Ort für eine Geburt.“
Zärtlich blickte Elise auf ihr Kind hinunter. „Sie ist wunderhübsch.“ Dann schaute sie wieder auf. „Ich kann es gar nicht fassen, dass sie zu mir gehört.
Weitere Kostenlose Bücher