Julia Extra Band 373
mehr, als sie ertragen konnte.
„Die Möglichkeit des Abdankens hatte ich schon vor der Geburt der Zwillinge ins Auge gefasst. Hannahs Herz war schwach, ich hätte sie keine zweite Schwangerschaft durchmachen lassen. Du bist also nicht der Grund dafür. Und uns bleibt Zeit, bevor wir das Volk davon wissen lassen, wir können uns genau überlegen, wann und wie wir es am besten verkünden.“
„Ich schaffe das nicht, Emir.“
„Mit mir an deiner Seite wirst du es schaffen. Ich werde dich beschützen, so wie ich die Zwillinge beschütze. Du wirst eine großartige Königin werden, das Volk kann sich keine bessere wünschen.“
Er meinte jedes Wort ernst, denn er hatte endlich seinen inneren Frieden gefunden. Emir würde alles in seiner Macht Stehende für sein Volk tun, aber sein Herz gehörte seinen Kindern. Seine Kinder sollten diese irrsinnige Last nicht tragen müssen. Er würde es beenden.
Amy wurde klar, dass das hier die unlogische Liebe war, die sie sich immer gewünscht hatte, eine Liebe, die sowohl stark als auch schwach machte. Stark genug, um zu seinen Überzeugungen zu stehen, schwach genug, um nachzugeben. Doch das hier war Emir, und selbst wenn sie manchmal vergaß, dass er ein König war … es war ihr Leben, das ständig im Licht der Öffentlichkeit stehen würde.
Während sie mit ihrer Entscheidung kämpfte, klingelte es erneut. Als Amy öffnete, stand sie dem Mann gegenüber, den sie einst zu lieben geglaubt hatte, und sah auf das Handy herunter, das er ihr hinhielt.
„Danke.“
Er warf einen Blick über ihre Schulter zu Emir, und sie sah, wie er unmerklich die Augenbrauen hochzog, dann drehte er sich wortlos um und ging wieder. Amy schloss die Tür, sie hatte Angst, sich umzudrehen und den Mann anzusehen, von dem sie wusste, dass sie ihn immer lieben würde. Doch sie musste stark bleiben, und diese kleine Unterbrechung hatte ihr Gelegenheit gegeben, sich zu sammeln.
„Ich hatte mein Handy vergessen …“ Sie konnte seinem dunklen Blick nicht begegnen. „Wir waren zum Dinner aus.“
„Ich sah euch zurückkommen“, sagte Emir. „Ich habe nämlich im Wagen auf dich gewartet. Also, wo waren wir stehen geblieben …“
„Es ist nichts vorgefallen“, fiel Amy ihm ins Wort. „Er wollte nur …“
„Das ist mir gleich.“
Bei seiner Antwort runzelte sie die Stirn. Sollte ihm das gleich sein? Ein wenig Eifersucht wäre doch wohl angebracht, oder?
„Richtig, wir sprachen über unsere Heirat.“
„Emir! Mein Exverlobter war gerade an der Tür, du weißt, dass wir zusammen aus waren, und es ist dir gleich?“ Sie war alles andere als geschmeichelt. „Soll ich das etwa als Kompliment verstehen, weil du mir hundertprozentig vertraust?“
„Du könntest dir tausend Liebhaber nehmen, Amy“, er kam zu ihr, „und jeder würde dich nur leer zurücklassen. Und du könntest zu Tausenden von Dinnerverabredungen gehen, aber schon beim ersten Gang würden deine Gedanken zu mir zurückkehren.“
„Bist du da so sicher?“
„Absolut.“
Er hatte recht. Heute Abend hatte sie nur an ihn gedacht. Ihre Bemühungen, der Konversation am Tisch zu folgen und sie in Gang zu halten, waren im Höchstfalle halbherzig gewesen.
„Und sollte dich ein anderer küssen, dann würdest du dich nach dem sehnen, was nur mein Mund dir geben kann. Denn nur meine Lippen wissen, was zu tun ist.“
Mit geschlossenen Augen wollte sie es bestreiten, wollte ihm sagen, dass es keine Zukunft für sie geben konnte, dass sie irgendwann Liebe mit einem anderen finden würde, doch da verstummte er ihren Protest mit einem Kuss, gewährte ihr eine Kostprobe von dem, was sie vermissen würde – und zog sich sofort wieder zurück.
„Du würdest mich nur vermissen und deine Entscheidung auf ewig bereuen.“
„Nein …“, klagte sie und wusste doch, dass es die reine Wahrheit war.
„Wir werden heiraten“, entschied er. Er wollte nicht länger reden. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis er zu seiner Entscheidung gekommen war, und jetzt wollte er diese schnellstmöglich umgesetzt sehen. Er zog Amy an sich, und sie konnte seinen Herzschlag spüren – nicht wild pochend, sondern ruhig und regelmäßig, denn er wusste, dass er recht hatte. Emir hob ihr Kinn an und schaute ihr in die Augen. „So viele Küsse sind uns entgangen.“ Dann beugte er den Kopf und küsste sie mit nie gekannter Zärtlichkeit.
„Das ist der Kuss, den ich dir geben wollte, als ich dich morgens durch den Garten wandeln sah.“ Er strich über
Weitere Kostenlose Bücher