Julia Extra Band 373
„Man könnte Hassan nicht einmal lange genug aus einem Casino heraushalten, um die Krönungsfeierlichkeiten mitzumachen.“ Wieder lachte er. „Nun, schon bald wirst du mir gratulieren müssen.“
„Nicht, solange ich lebe, und ich habe vor, noch sehr lange zu leben. Ich bin der König von Alzan. Ich werde als König sterben, und zusammen mit mir wird Alzan aufhören zu existieren.“ Emir sah das spöttische Lächeln auf Rakhals Gesicht wanken. „Ich werde dafür beten, dass dein Sohn ein langes Leben hat, denn er wird all das von dir erben. Ich werde für ihn beten, dass die Regeln milde zu ihm sind und er eines Tages eine Frau heiratet, die ihm gesunde Kinder schenkt. Und ich werde auch für ihr langes Leben beten, denn ich weiß, wie einsam dein Vater war, der wegen der Regeln nicht wieder heiraten durfte. Ich bete dafür, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.“
Natasha weinte stumme Tränen, doch Rakhal stand stolz und unnachgiebig. „Dein Volk wird nicht glücklich sein. Sie werden niemals akzeptieren …“
„Um mein Volk kümmere ich mich“, fiel Emir Rakhal ins Wort. „Und ja, mein Volk wird sogar sehr unglücklich sein, wenn sein König nicht mehr ist, und sie werden sich erheben und um ihr Land kämpfen.“ Er konnte sehen, wie Rakhal Hochmut und Häme vergingen, denn zum ersten Mal wurde ihm klar, welche Last schon jetzt auf den Schultern seines neugeborenen Sohnes lastete. „Wir sind Könige ohne wahre Macht, Rakhal. Doch bis zu meinen Tod werde ich mein Land regieren und für meine Töchter tun, was das Beste für sie ist.“
Es war ihm ernst, denn es war das Richtige.
Als Emir durch die Wüste zurück zu seinem Reich ritt, erfüllte tiefer Frieden seine Seele. Und er spürte, dass Hannah endlich Ruhe gefunden hatte.
Doch als ihn die Erkenntnis traf, riss er so abrupt an den Zügeln, dass sein Hengst auf die Hinterbeine stieg. Er hatte noch gar nicht mit Amy gesprochen. Aber … sicher machte er sich umsonst Sorgen? Sicher würde keine Frau seinen Antrag zurückweisen?
Nur … Amy kam nicht aus seinem Land, und sie war wie keine andere, die er kannte. Seine letzten Worte zu ihr waren ohne jede Wärme gewesen, und vielleicht wollte sie gar nicht neben ihm auf dem Thron sitzen und ein Volk regieren, das mit jedem Jahr verzagter und bedrückter wurde. Vielleicht wollte sie nicht in einem Land leben, in dem ihre Fruchtbarkeit – oder Unfruchtbarkeit – zum ständigen Thema wurde?
Erst jetzt wurde es ihm vollständig bewusst: Vielleicht würde Amy seinen Antrag gar nicht annehmen.
9. KAPITEL
Es war die Hölle, wieder in England zu sein.
Natürlich war es schön, alle wiederzusehen, und es war auch schön, wieder zu Hause zu sein.
Für einen Tag, sieben Stunden und einunddreißig Minuten.
Doch als ihre Mutter sagte, sie habe sie ja gewarnt, sich emotional nicht zu binden, so als wären die Zwillinge wie der Hamster, den sie als Kind während der Sommerferien für eine Freundin versorgt hatte, da wusste Amy, dass sie sich eine eigene Bleibe besorgen musste.
Sie mietete ein möbliertes Apartment, bis sie etwas Dauerhafteres finden würde, in dem sie sich zu Hause fühlen könnte, denn noch wohnte ihr Herz im Palast von Alzan. Nachts träumte sie von Emir und lauschte mit einem Ohr noch immer auf die Kinder, doch das würde sich mit der Zeit legen. Bestimmt. Und schon beim nächsten Mal würde es ihr nicht mehr so schwerfallen.
Sie lenkte sich ab. Ging einkaufen, zum Friseur, verabredete sich mit ihren alten Freunden. Alle sagten, sie hätte nie besser ausgesehen.
Ihr Äußeres und ihre Gefühle stimmten überhaupt nicht überein.
„Du siehst fantastisch aus“, sagte auch ihr Exverlobter, mit dem sie sich getroffen hatte, um ihm zu sagen, dass es damals richtig gewesen war, die Beziehung zu beenden.
Und sie war sich tatsächlich sicher. Denn heute wusste sie, was Liebe war, nicht die logische, die sie mit ihm gehabt hatte, sondern die unlogische.
Auch wenn sie diese Liebe nicht verstand. Auch wenn sie sie auf immer verloren hatte.
Ihr fehlten ihre Mädchen so sehr … ja, ihre Mädchen, denn sie liebte sie wie eigene Kinder, hatte sie beide doch am Tag der Geburt gehalten und sich seither um sie gekümmert. Und sie hatte das Gefühl, Hannah verraten zu haben. Nicht, weil sie mit Emir geschlafen hatte, sondern weil sie die Mädchen im Stich ließ.
Sie war es leid, sich anhören zu müssen, dass sie mit der Zeit darüber hinwegkommen würde, so als würde die Liebe, die
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