Julia Extra Band 373
zeigen“, widersprach Vito empört.
Ava war anderer Meinung. Der Macho Vito war nicht damit klargekommen, im Zimmer seines kleinen Bruders Trost zu finden. Daher hatte er seinen Kummer irgendwann verdrängt.
„Wirklich nicht“, beharrte er, als Ava schwieg. Ihm war schleierhaft, wieso er solche sehr persönlichen Gespräche mit ihr führte. So etwas hatte er noch nie getan.
Ava lächelte vor sich hin und schlief ein.
7. KAPITEL
Blumen? Altmodisch, dachte Vito fünf Tage später während einer unglaublich langweiligen Vorstandssitzung in seiner Londoner Unternehmenszentrale. Fünf lange Stunden lagen noch vor ihm, bevor er Feierabend machen konnte. Ungeduldig warf er einen erneuten Blick auf die Wanduhr, deren Zeiger sich heute überhaupt nicht fortzubewegen schienen, und dachte an Ava in verführerischen Dessous in seinem Bett. Nein, das war auch nicht das Richtige, entschied er. Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen würde Ava wahrscheinlich einen Tobsuchtsanfall bekommen. ‚Was bin ich für dich? Dein kleines Sexspielzeug?‘ Genau das würde sie ihm ins Gesicht schleudern. So gut kannte er sie inzwischen, um das beurteilen zu können. Was schenkte man denn nun einer Frau, die man mit seinem Reichtum nicht beeindrucken konnte? Langsam war er mit seinem Latein am Ende. Und mit seiner Geduld. So lange hatte er sich noch nie Gedanken um etwas Belangloses gemacht. Was brauchte Ava? Kleidung. Sie besaß kaum mehr, als sie am Köper trug. Aber sie hätte etwas dagegen, mit einem Schrank voller neuer Klamotten konfrontiert zu werden. Und dann hatte Vito die zündende Idee. Die wollte er nun gleich in die Tat umsetzen.
„Mr Barbieri?“
Verständnislos blickte Vito den Fragesteller an und bemerkte, dass die Besprechung praktisch an ihm vorbeigegangen war. Vielleicht bin ich krank, dachte er. Oder übermüdet. Zu viel Sex, zu wenig Schlaf. Genau so war es. Und so wird es auch bleiben! Vito stand auf und entschuldigte sich, er hätte noch einen dringenden Termin.
Auch Ava hatte einen Entschluss gefasst: Sie wollte ihren Vater besuchen. Sonnabends blieb er gern zu Hause, um am Morgen in Ruhe Zeitung zu lesen. Angst vor Zurückweisung und Schuldgefühle hatten sie bisher davon abgehalten, sich ihrem Elternhaus auch nur zu nähern. Die Gerichtsverhandlung, die Verurteilung zu einer Haftstrafe, die Berichterstattung darüber in den Medien, das alles hatte ihrer Familie sehr zugesetzt. Zudem arbeitete ihr Vater in Vitos Team von Steuer- und Wirtschaftsberatern und warf ihr vor, für seinen Karriereknick verantwortlich zu sein, weil sie den Bruder seines Chefs auf dem Gewissen hatte. Den roten Teppich würde man für sie also nicht gerade ausrollen. Sie wollte sich ja auch nur entschuldigen und herausfinden, ob die Familienbande endgültig zerrissen waren.
Die Vorbereitungen für die Weihnachtsparty liefen nach Plan. Ava hatte begonnen, das Haus festlich zu schmücken und war viel zu beschäftigt, um ständig an Vito zu denken. In einer Woche würde die Affäre sowieso beendet sein. Ich werde es überleben, dachte sie. Doch die Hand, in der sie eine Kaffeetasse hielt, zitterte. Hastig stellte sie die Tasse ab und rief sich zur Ordnung. Ich bin nicht in Vito verliebt, basta! Das durfte schon deshalb nicht sein, weil alle Menschen, die sie liebte – Olly ausgenommen – ihr sehr wehgetan hatten. Ebenso wie Vito sich geschworen hatte, niemals zu heiraten, war Ava wild entschlossen, nie wieder jemanden zu lieben.
Zugegeben, sie mochte ihn. Ständig versuchte er, sie zum Essen auszuführen, was Ava verwunderte. Schließlich wäre es doch auch in seinem Interesse, ihre Affäre geheim zu halten, oder? Das Hauspersonal ahnte etwas, aber bevor Gerüchte in Umlauf kommen konnten, würde sie das Schloss und Vito längst verlassen haben. Bisher hatte Ava die Einladungen erfolgreich abgelehnt, mit der Begründung, sie hätte nichts anzuziehen. Es war sicherer, sich nicht gemeinsam in der Öffentlichkeit zu zeigen. Vito würde sich bestimmt aufregen, wenn die Leute verächtlich mit dem Finger auf ihn zeigten, weil er mit der Frau zusammen war, die seinen Bruder auf dem Gewissen hatte.
Vito und sie? Mehr als Sex war da nicht zwischen ihnen. Sie konnten kaum die Finger voneinander lassen. Vito kam jeden Tag früher nach Hause, um jede freie Minute mit Ava zu verbringen. Mindestens einmal täglich zankten sie sich, weil sie beide versuchten, ihren starken Willen durchzusetzen. Doch sie versöhnten sich schnell und verbrachten
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