Julia Extra Band 373
überrascht mich selbst.“ Er zog sein noch immer klingelndes Handy aus der Tasche. „Entschuldige mich jetzt. Ich muss den Anruf entgegennehmen.“
Selene blickte ihm noch einen Moment wie gebannt nach, als sich die Tür hinter ihm schloss. Dann wandte sie sich dem großen Bett zu, das mit feinstem weißem Leinen bezogen und mit Blick auf das Meer ausgerichtet war. Seufzend ließ sie sich mitten in die weichen Kissen fallen und blickte lächelnd zur Decke empor.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich frei. Keiner wusste in diesem Moment, wo sie war. Keiner bewachte sie. Keiner berichtete alles, was sie tat, ihrem Vater.
Es war ein gute Entscheidung gewesen, Stefan um Hilfe zu bitten. Ebenso wie es eine gute Entscheidung gewesen war, seine Einladung zu dieser Party anzunehmen. Glücklich sprang sie auf, entschlossen, ihre neu gewonnene Freiheit richtig auszukosten. Als Erstes packte sie ihre eigenen Duftkerzen und ihre Seife aus und verschwand in dem luxuriösen Bad, um sich ein ausgiebiges Bad zu gönnen.
Entspannt rekelte sie sich in der großen Marmorwanne, von der aus man ebenfalls einen malerischen Ausblick aufs Meer hatte. Selene war nicht so naiv, dass sie nicht wusste, was passieren würde. Sie wollte es ja. Seit Jahren hatte sie von Stefan Ziakas geträumt. Er war ihr Held, ihr Traumprinz gewesen. Es war einfach nur perfekt, dass er jetzt ihr erster Liebhaber sein würde.
Bald würde sie alles wissen, was es über Verführung zu wissen gab.
Sie hatte gerade die Wanne verlassen und sich in ein großes, flauschiges Badetuch gewickelt, als es an der Tür klopfte und zwei junge Frauen mit etlichen kleinen Koffern hereinkamen.
„Ich bin Dana, die Hair-Stylistin“, stellte sich die eine vor. „Und das ist Helena, die Make-up-Fee.“ Mit einem strahlenden Lächeln stellte Dana ihren Koffer auf einen Hocker und klappte ihn auf, und Helena tat es ihr nach. „Zuerst die Haare.“
Dana zog einen Stuhl in die Mitte des Raumes. „Und schauen Sie nicht in den Spiegel, sonst verderben Sie sich die Überraschung. Vertrauen Sie mir einfach.“
„Werde ich mich denn noch wiedererkennen?“
„Sie werden einfach die beste Version von sich sehen.“
Selene saß ganz still und versuchte, nicht zusammenzuzucken, als ihr die ersten blonden Locken in den Schoß fielen. „Sie schneiden es kurz?“
„Ich schneide nur die Spitzen und ein paar großzügige Stufen, damit es lockerer fällt. Stefan hat mir gedroht, nie wieder auf meine Dienste zurückzugreifen, wenn ich Ihr wunderschönes Haar ruiniere.“
Er mochte ihr Haar. Der Gedanke kreiste ihr im Kopf herum. Es war ihr erstes Kompliment. Zwar nicht wirklich ausgesprochen, aber dennoch ein Kompliment. Selene lächelte, überwältigt von Glücksgefühlen.
Er mochte ihr Haar.
Geduldig überließ sie sich den fachkundigen Händen der beiden jungen Frauen. Sobald Dana ihr das Haar kunstvoll hochgesteckt hatte und mit ihrem Werk zufrieden war, machte Helena sich an das Make-up. „Es soll natürlich aussehen, darauf hat Stefan ausdrücklich bestanden“, erklärte die junge Visagistin, während sie sich an die Arbeit machte. „Sie haben wundervolle Haut. Was für einen Reiniger benutzen Sie?“
„Eine Seife aus eigener Herstellung.“ Selene nahm ihre Tasche und kramte eine Probe hervor. „Probieren Sie sie aus. Ich stelle auch Duftkerzen her, aber Stefan ist noch nicht überzeugt, dass es einen Markt dafür gibt.“
„Stefan ist ein Mann. Was weiß er schon davon?“ Helena schnupperte an der Seife. „Riecht wirklich gut. Und Ihre zarte Haut ist die beste Reklame. Ich werde sie wirklich ausprobieren. Jetzt ziehen Sie sich erst an. Und dann werde ich Sie so schön machen, dass Stefan uns nachher leidtun kann.“
4. KAPITEL
Stefan machte die Runde inmitten seiner Gäste und schürte die Erwartungen.
„Wer ist sie, Stefan?“ Eine Hollywood-Schauspielerin, die schon seit Monaten heftig mit ihm flirtete, konnte ihre Verärgerung darüber nicht verbergen, dass er einen ganz besonderen Gast eingeladen hatte. „Ich nehme an, nicht Sonya?“
„Nein, nicht Sonya.“
„Warum so geheimnisvoll? Und warum ist sie noch immer im Schlafzimmer?“
„Erschöpft von zu viel Sex?“, wagte jemand spöttisch einzuwerfen.
Stefan lächelte und nahm sich ein Glas Champagner. „Sie lebt sehr ruhig und zurückgezogen, sodass ihr dieser Trubel fremd ist.“
Carys Bergen, ein Model, das ebenfalls schon lange hinter ihm her war, kam an seine Seite.
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