Julia Extra Band 374
warten.
Obwohl er genau wissen musste, dass sie dastand, ließ er sich in seiner Arbeit nicht stören, was ihr das zweifelhafte Gefühl vermittelte, unsichtbar zu sein. Es konnte natürlich auch ein ganz bewusstes Manöver seinerseits sein, um ihr unmissverständlich zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Als ob das nötig gewesen wäre! Aber hatte sein Bruder ihr nicht erzählt, dass Zak ein Kontrollfreak war, der es genoss, andere seine Macht spüren zu lassen?
Emma räusperte sich. „Mr Constantinides?“
Endlich blickte er auf. Markante Züge, gebräunter Teint. Typisch griechisch, sozusagen. Wären da nicht die Augen gewesen. Denn statt des erwarteten Brauns waren die von Zak Constantinides von einem auffälligen Grau, aufregend wie ein stürmischer Winterhimmel.
Kaum sah Emma sich im Fokus dieser bemerkenswerten Augen, da durchzuckte es sie seltsam, wie eine Art Vorahnung. Sicher waren es nur ihre Nerven. Was auch sonst? Sie interessierte sich nicht für Männer und schon gar nicht für kontrollbesessene Milliardäre, die im Ruf standen, sich rund um den Globus einen ganzen Harem von Frauen zu halten.
Er zog fragend die schwarzen Brauen hoch. „ Nai? Ti thélete?“
Sie lächelte unsicher. Es war bekannt, dass Constantinides genauso gut Englisch sprach wie sie. Hatte er sie bewusst auf Griechisch angesprochen, um die Distanz zwischen ihnen noch zu vergrößern? In dem Fall war seine Taktik von Erfolg gekrönt.
„Ich bin Emma Geary“, sagte sie nervös. „Sie wollten mich sehen?“
Zak lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und betrachtete sie ausgiebig. „Allerdings“, bestätigte er und bedeutete ihr, in dem Sessel ihm gegenüber Platz zu nehmen. „Bitte, setzen Sie sich, Miss Geary.“
„Danke.“ Unwillkürlich dachte sie an die Sicherheitsnadeln, die sie sich vorn an ihr T-Shirt gesteckt hatte, um sie für Dekorationsarbeiten zur Hand zu haben. Außerdem hatte sich eine Strähne aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und klebte ihr an der verschwitzten Wange. Sah er sie deshalb so durchdringend an?
Aber schließlich hatte sie den größten Teil des Morgens auf der Leiter gestanden und Vorhänge aufgehängt. Als hauseigene Innenarchitektin des Granchester war sie mit der Neugestaltung eines der kleineren Zimmer im siebten Stock beschäftigt gewesen, als Constantinides’ Assistentin sie aufgefordert hatte, sofort ins Penthouse-Büro zu kommen. Plötzlich wünschte sie, ihr wäre die Zeit geblieben, etwas Make-up aufzulegen oder sich wenigstens ein anderes Top anzuziehen. Irgendetwas, das verhindert hätte, dass er sie jetzt derart beunruhigend fixierte.
„Es tut mir leid“, sagte sie befangen, „aber ich hatte keine Zeit, mich umzuziehen.“
„Vergessen Sie es. Dies ist keine Modenschau“, wehrte er ab, wobei ihm jedoch keinesfalls entging, wie sich ihre verblichene Jeans eng an ihre langen, schlanken Beine schmiegte und das lose fallende T-Shirt volle, straffe Brüste erahnen ließ. Ihre Hände waren makellos gepflegt, die langen Nägel sorgfältig lackiert, in einem strahlenden Korallenrot … was ihn unwillkürlich an die spektakulären Sonnenuntergänge in seiner griechischen Heimat und das sanfte Rauschen des Meeres erinnerte. Als hätte sie die Aufmerksamkeit, die er ihren Händen schenkte, gespürt, hob sie sie in einer nervösen Geste und lenkte seinen Blick damit – gewollt oder nicht – auf ihre üppigen Brüste. Gänzlich unerwartet durchzuckte ihn heißes Verlangen, gefolgt von nicht minder heftigem Zorn. Doch seine Miene verriet nichts davon. „Was Sie anhaben, hat keinerlei Auswirkung auf das, was ich Ihnen sagen werde.“
„Liebe Güte!“ Wieder lächelte sie nervös. „Das klingt unheilvoll.“
„Meinen Sie?“
Zögernd setzte sie sich in den Sessel ihm gegenüber. Der Blick seiner aufregenden grauen Augen ließ sie alles andere als kalt. Allein das beunruhigte Emma ziemlich. Denn normalerweise war sie nicht der Typ, der sich auf Anhieb zu einem Mann hingezogen fühlte. Nicht mehr. Sie war, im Gegenteil, wie die Frauen, die so lange keine Schokolade mehr gegessen haben, dass ihnen schon bei dem Gedanken daran übel wird. Genauso ging es Emma mit Männern. Jedenfalls bisher.
In diesem Moment allerdings schien ihre schützende Gleichgültigkeit sie verlassen zu haben, sodass sie sich gegenüber dem Mann ihr gegenüber mit den markanten Zügen, der sie so intensiv ansah, seltsam verletzlich vorkam. Vielleicht lag es daran, dass sie noch nie zuvor mit ihm
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