Julia Extra Band 374
ausdrucksvollen grünen Augen, die verheißungsvoll zu ihm aufblickten. Für einen Moment war er versucht, sich wieder zu ihr ins Bett zu legen, um sich erneut in ihren Armen zu vergessen. Gerade noch rechtzeitig rief er sich ins Gedächtnis, dass er keine Zeit dafür hatte. Außerdem wäre es nicht klug, Emma auf diese Weise zu zeigen, wie wenig er ihr widerstehen konnte. Es war, im Gegenteil, höchste Zeit, ein wenig Immunität gegen ihre Reize zu beweisen … um sie beide auf die bevorstehende Trennung vorzubereiten. „Umso wichtiger, dass du ausgeschlafen bist“, erwiderte er also. „Bleib noch etwas liegen. Wir sehen uns heute Abend bei der Eröffnung, okay?“
„Okay.“ Sie gab sich alle Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen.
Sobald die Tür der Suite hinter Zak ins Schloss gefallen war, stand sie auf, denn an Schlaf war nicht mehr zu denken. Sie duschte, zog sich an und lackierte sich die Fingernägel passend zum Hochzeitsthema in schimmerndem Perlweiß. Dabei drehten sich ihre Gedanken ganz unvermeidlich um Zak.
Obwohl sie von Anfang an gewusst hatte, dass morgen der Tag ihrer Abreise sein würde, erkannte sie erst jetzt mit jeder Sekunde, die verging, wie weh es ihr tun würde, ihm Adieu zu sagen. Vor allem, weil sie einen ganzen Berg glücklicher Erinnerungen mitnahm.
Natürlich hatte sie insgeheim gebetet, dass Zak seine Ansichten über eine dauerhafte Beziehung noch ändern, dass er ihr zuliebe eine Ausnahme machen würde. Was für ein verrückter Gedanke!
Nein, sie klammerte sich an etwas, dessen Ende längst in Sicht war. Und das war genauso unwürdig wie ihre Mutter, die sich immer an ihren jeweiligen Liebhaber geklammert hatte. Es musste auf der Stelle aufhören. Sie durfte nicht so tun, als wäre dies das drohende Ende einer großen Liebesaffäre, sondern musste sich ganz darauf konzentrieren, die Präsentation ihres Projekts, in das sie so viel Arbeit gesteckt hatte, zu genießen.
Angetrieben durch ihren beruflichen Stolz verbrachte Emma also den Tag damit, zusammen mit Cindy auch noch das letzte Detail zu richten. Praktisch ohne Pause arbeiteten sie durch bis fünf, sodass ihnen kaum eine Stunde blieb, um sich zurechtzumachen, bevor sie sich um viertel vor sechs im Ballsaal wieder trafen. Emma trug das weiße Seidenkleid, das in der Hotelreinigung wunderbar trockengereinigt und aufgebügelt worden war, und Cindy glänzte in einem himmelblauen Abend-Overall, der die Farbe ihrer blitzenden Augen widerspiegelte.
Schweigend sahen sie sich in dem prächtigen Saal um.
„Oh Emma, es sieht fantastisch aus!“, sagte Cindy schließlich verträumt. „Märchenhaft schön!“
Emma nickte, berührt von der Begeisterung ihrer jungen Assistentin. „Ja, nicht wahr? Ich glaube, jede Frau wäre überglücklich, hier heiraten zu dürfen.“
Elegant drapierte, cremefarbene Vorhänge aus feinstem Leinen umrahmten die großen Fenster, und moderne Spiegel an den Wänden ringsum spiegelten das Licht. Die geschickt angeordneten Tische waren festlich mit Damast, Tafelsilber, Kristall und zart duftenden cremefarbenen Kerzen gedeckt. Schleifenhussen über den Stühlen rundeten das Bild ab. Als raffiniertes I-Tüpfelchen stand auf der Stirnseite des Saals in einer Ecke eine wunderschöne Statue von Aphrodite. Emma hatte sie zufällig in einem kleinen Antiquitätenladen auf der 60th Street entdeckt und fand, dass die griechische Göttin der Liebe dem Hochzeitssaal des Pembroke genau die passende Abrundung verlieh.
Natürlich entging ihr nicht die Ironie ihrer Wahl: eine griechische Göttin als stiller Tribut an ihren ganz persönlichen griechischen Gott, der so wenig von der Liebe hielt. Was hatte er noch gesagt? Einer von beiden liebt immer zu viel, der andere nicht genug.
Emma richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Saal. „Schön, ich werde noch den einen oder anderen Blumenschmuck zurechtzupfen.“
„Und ich rede noch einmal mit dem Chef des Sicherheitspersonals“, meinte Cindy augenzwinkernd. „Die Karten waren rar und begehrt wie Goldstaub, sodass wir wirklich darauf achten sollten, dass sich kein Unberechtigter Zutritt verschafft.“
Während Emma letzte Hand an die kunstvollen Blumengestecke legte, fragte sie sich plötzlich, ob Leda wohl die erste Braut sein würde, die in diesem Saal ihre Hochzeit feierte. Und würde Zak es bereuen, dass er nicht der Bräutigam war?
Um sieben trafen die ersten Gäste ein, kurz darauf erschien auch Zak. Sobald er den Ballsaal betrat, scharten sich die
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