Julia Extra Band 374
Hammonds überaus erfolgreicher Produktionsgesellschaft, Todesmutig , galt bei den demnächst stattfindenden Preisverleihungen als heißer Favorit. Die Hauptdarstellerin, Viveca Holt, eine junge und atemberaubend attraktive Schauspielerin, war vorher völlig unbekannt gewesen und hatte beim Casting viele berühmte Kolleginnen ausgestochen. Die Presse hatte diese Tatsache allerdings erst ausgebreitet, nachdem Fotos aufgetaucht waren, die Alex Hammond und Viveca Holt während der Dreharbeiten privat zeigten. Daraufhin hatte die Gerüchteküche gebrodelt.
Angeblich hatte Viveca die Rolle über die Besetzungscouch bekommen, und diese Art von Publicity war natürlich nicht förderlich für einen Film, der den Anspruch erhob, künstlerisch zu sein.
Als Alex im nächsten Moment den Raum betrat, erschrak Jen und knüllte die Zeitung schnell zusammen. Er betrachtete den verstreuten Müll und blickte sie dann mit hochgezogenen Brauen an, woraufhin sie errötete.
„Was machen Sie da?“ Lässig ging er zum Tresen und schaltete die Kaffeemaschine ein.
Schnell stopfte sie die Zeitung wieder in den Mülleimer und wischte den Abfall mit einem Papiertuch weg.
„Recycling“, behauptete sie, bevor sie aufstand und sich die Hände in der großen Spüle wusch. „Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, unseren Planeten zu retten.“
Alex blickte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Dann schüttelte er leicht den Kopf.
„Kaffee?“, erkundigte er sich höflich-kühl.
„Ja, bitte“, erwiderte sie. „Schwarz, ohne Zucker.“
Er öffnete einen der vielen Schränke und nahm zwei große Tassen heraus. Nachdem er ihnen Kaffee eingeschenkt und ihr eine Tasse gereicht hatte, lehnte er sich an den Tresen und betrachtete sie.
Es war wirklich unfair! Obwohl er nur wenige Stunden geschlafen hatte, sah er fantastisch aus. Sein Haar war noch feucht vom Duschen, und er trug ein lässiges dunkelgraues Poloshirt und Jeans, die vermutlich teurer gewesen waren als ihre gesamte Garderobe. Sie trug ein schlichtes weißes T-Shirt von der Stange und ebensolche Jeans. Schnell trank sie einen Schluck Kaffee.
„Und, haben Sie den Vertrag von Ihrem Anwalt überprüfen lassen?“, griff sie das Thema wieder auf.
Alex lächelte anzüglich. „Natürlich.“
Natürlich. Männer wie er überließen nichts dem Zufall. Jen machte sich auf eine weitere Diskussion gefasst. Wahrscheinlich hatte er die besten Anwälte der Welt, für die es eine Kleinigkeit wäre, einen Standardmietvertrag auseinanderzupflücken. Sie wusste allerdings, dass sie einen wunden Punkt bei ihm getroffen hatte, als sie die Presse erwähnte, selbst wenn sie nur geblufft hatte. Ihr letzter Artikel vor Beginn Ihres Praktikums hatte von einer entlaufenen Katze gehandelt. Das waren die Berühmtheiten, über die sie normalerweise berichtete.
Schweigend betrachtete Alex sie weiter mit einem anerkennenden Ausdruck in den grünen Augen, der sie verlegen machte.
„Und?“, hakte sie schließlich nach.
Er trank einen Schluck Kaffee. „Die Agentur wäre sicher bereit, den Vertrag aufzuheben …“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wen Alex hier für den Querulanten hielt. „Aber Sie haben mir erzählt, wie wichtig es für Sie ist, diese Adresse zu behalten. Deswegen gebe ich nach und halte mich an den Vertrag. Ich möchte Ihnen keine Probleme machen.“
Dass er sich so großmütig gab, ärgerte sie, doch sie ließ es sich nicht anmerken. Sie glaubte ihm kein Wort. Er konnte sich einfach keinen Skandal leisten. Dass sie nicht beabsichtigte, ihm die Presse auf den Hals zu hetzen, musste sie ihm allerdings nicht unbedingt erzählen.
Sollte er ruhig glauben, sie hätte die Privatnummern sämtlicher Chefredakteure von Londons Regenbogenpresse.
„Das ist nett von Ihnen“, brachte sie hervor. „Danke.“ Sie wartete, bis er auf seinem Smartphone zu scrollen begann.
„Feiert Viveca Weihnachten mit Ihnen?“, erkundigte sie sich demonstrativ.
Als er aufblickte, war seine Miene ebenso finster wie unergründlich. „Nein, tut sie nicht. Es ist eine rein berufliche Beziehung.“
„In den Zeitungen steht aber etwas anderes.“
„Und die haben natürlich immer recht.“ Wütend knallte er seinen Becher auf die Arbeitsplatte und verschüttete dabei etwas Kaffee. „Wir haben uns nur ein paarmal getroffen, und das ist schon Monate her. Kann ich nicht mal mit einer Frau ausgehen, ohne dass die Presse es gleich ausschlachtet?“
Natürlich nicht. „Genau darum geht es ja.
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