Julia Extra Band 375
auch gestorben.“
„Das muss ja schrecklich für dich und deinen Vater gewesen sein“, sagte Kat mitfühlend.
„Sie hätte überlebt, wenn mein Vater nicht verhindert hätte, dass sie das Kind in der Klinik zur Welt bringt.“
„Warum hat er es verhindert?“ Kat war entsetzt.
Mikhails Miene verfinsterte sich. „Ich will nicht darüber reden.“
Nach drei Wochen in Mikhails Gesellschaft wusste Kat auch, wann sie nachgeben musste, selbst wenn ihre Neugier noch so groß war …
Mikhail saß in seinem Büro auf dem Oberdeck und klappte den Laptop auf. Kat konnte heute Nacht ruhig in ihrem eigenen Bett schlafen. Eine Nacht lang käme er schon ohne sie aus. Sonst bildete sie sich noch ein, er wäre ihr hörig! Das würde sicher niemals passieren, aber er musste zugeben, dass er noch lange nicht genug hatte von ihrem hinreißenden geschmeidigen Körper, der so perfekt zu seinem passte. So fantastischen Sex hatte er noch nie gehabt, und er brauchte nur an Kat zu denken, schon erwachte neues Begehren in ihm. Auch nach drei Wochen machte sie ihn heiß, fast wie auf Knopfdruck. Es passte ihm nicht, dass sie so viel Macht über ihn hatte. Und ständig wollte sie sich über ernste Themen mit ihm unterhalten. Frustriert klappte er den Laptop wieder zu und sprang auf.
„Wo ist sie?“, raunzte er Stas an, der auf Abruf vor der Tür gestanden hatte.
„Auf Deck“, antwortete der alte Leibwächter knapp.
Tatsächlich! Sie lehnte an der Reling und blickte hinaus aufs Meer. Ihr Kleid flatterte aufreizend in der leichten Brise. Kat zuckte zusammen, als sie plötzlich seine Hände auf ihren Schultern spürte.
„Was schnüffelst du denn hier herum?“, fragte er barsch und drängte sich von hinten an sie.
„Was redest du da? Ich bin keine Schnüfflerin!“
Mikhail seufzte tief auf. „Meine Kindheit war kein Zuckerschlecken“, bemerkte er plötzlich völlig unvermittelt.
„Meine auch nicht. Aber irgendwann kommt man darüber hinweg.“
„Du hast es erfasst, milaya moya . Ich bin drüber hinweg, und deshalb muss ich auch nicht darüber reden.“ Lustvoll küsste er sie auf den Hals, weil sie das besonders anmachte. Prompt erschauerte sie erregt, versteifte sich jedoch sofort. „Das Gegenteil ist der Fall“, behauptete sie. „Dass du nicht darüber sprichst, beweist, dass du nicht verarbeitet hast, was in deiner Kindheit geschehen ist. Warum machst du so ein Geheimnis darum?“
„Ich habe keine Geheimnisse.“
Das kann er seiner Großmutter erzählen, dachte Kat. Mikhail ist der reinste Geheimniskrämer.
„Also gut. Meine Mutter stammte aus einer sibirischen Nomadenfamilie. Mein Vater hielt sich dort auf, um Öl- und Gasförderrechte zu erwerben. Dabei hat er sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Sie war wunderschön, sprach aber kein Wort Russisch und konnte weder lesen noch schreiben.“
„Das kling trotz allem ziemlich romantisch.“
„Ihre Familie bestand auf Heirat, bevor meine Mutter ihn begleiten durfte. Sie war ein Leben im Zelt gewohnt, plötzlich fand sie sich in einer Luxusvilla wieder. Mein Vater war besessen von seiner Frau und liebte es, dass sie vollkommen abhängig von ihm war. Sie hatte ja keine Ahnung von seinem Luxusleben als wohlhabender Geschäftsmann. Er freute sich über ihre Ahnungslosigkeit, ihre Unterwürfigkeit. Sie sind nie zusammen ausgegangen. Wie eine Sklavin hat er sie gehalten“, erzählte Mikhail verbittert. „Und wenn sie einen Fehler machte, hat er sie verprügelt.“
Nun wandte Kat sich um und sah Mikhail entsetzt an. „Hat er dich auch geschlagen?“
„Nur, wenn ich versucht habe, sie zu beschützen.“ Ein Schatten fiel über sein Gesicht, als er sich daran erinnerte. „Als sie starb, war ich erst sechs Jahre alt. Zu jung, um ihn aufzuhalten. Mein Vater konnte furchtbar jähzornig werden, und meine Mutter hat sich alles gefallen lassen. Sie kannte es nicht anders. Sie hielt es für ihre Pflicht, ihren Ehemann glücklich zu machen und hat sich die Schuld gegeben, wenn er unglücklich war.“
„Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, wie sie aufgewachsen ist. Es ist schwierig, alte Gewohnheiten abzulegen.“, sagte Kat tröstend, weil sie Mikhails tiefen Schmerz spürte. Mikhail hatte in seiner Kindheit Gewalt erlebt und hatte Mitleid gehabt mit seiner geliebten Mutter. Doch er hatte sie nicht beschützen können. Das musste dem kleinen Jungen das Herz gebrochen haben.
„Du gibst mir ständig Kontra“, bemerkte Mikhail.
„Vielleicht wäre dir
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