Julia Extra Band 376
Zeit, als ich noch selbst gespielt habe.“
„Sie waren in einer Band?“ George war überrascht. „Serena hat mir erzählt, dass Sie der Direktor der Musikschule sind und mehrere Instrumente spielen, aber sie hat nicht erwähnt, dass Sie in einer Band waren.“
„Er war der Sänger und der Bassgitarrist“, erklärte Carolyn. „Wir haben uns bei einem der Auftritte kennengelernt. Damals habe ich noch studiert.“ Verträumt lächelte sie ihren Mann an.
„Ich mache jetzt Kaffee“, verkündete Serena. „Wer möchte welchen?“
Kurze Zeit später saßen sie alle gemeinsam in der Küche. Der große Esstisch war blank gescheuert, am Kühlschrank hingen Kinderzeichnungen und überall an den Wänden waren Fotos. Auf den meisten war ein kleiner Junge, zweifellos Ethan. Oft gemeinsam mit Serena oder den Großeltern. Eine glückliche Familie.
„Nehmen Sie sich doch einen Keks“, bot Carolyn George an und öffnete eine Dose.
Serena, die gerade am Herd stand, um den Wasserkessel im Auge zu behalten, drehte sich um. „Mum! Wo kommen die Kekse her? Ich habe keine eingekauft. Hast du wieder Ethan damit verwöhnt?“
„Das ist nun einmal das Privileg der Großmutter“, erwiderte Carolyn unbekümmert, und alle lachten.
George wusste nicht, ob er es genießen oder so schnell wie möglich fortlaufen sollte. Was zum Teufel tat er hier? Es war Zeit, sich von Serena zurückzuziehen. Aber wie? Es musste ihm gelingen, ohne sie zu verletzen.
Heute Abend würde er hierbleiben und sich einige Stunden der Illusion hingeben, dass er ein ganz normales Leben führen konnte. Er nahm sich einen Keks, während er entspannt mit Serenas Eltern plauderte und dabei Kaffee trank. Irgendwie fühlte es sich richtig an.
„Was machen Sie beruflich, George?“, fragte Mitchell.
George war sich ziemlich sicher, dass Serenas Eltern ganz genau wussten, wer er war und was er machte. Immerhin gaben sie ihm die Möglichkeit, das verzerrte Bild zu korrigieren, das die Presse von ihm vermittelte. Er freute sich über ihre Unvoreingenommenheit. Rebeccas Eltern hatten ihm diese Chance nicht gegeben.
„Ich arbeite in unserem Familienunternehmen. Im Wesentlichen unterstütze ich meinen Vater, aber ich habe auch eigene Projekte. Im Augenblick versuche ich, ein neues Veranstaltungskonzept für unser Anwesen auszuarbeiten. Ich würde gern Feuerwerke mit Musikuntermalung anbieten. Serena sagte, Sie könnten mir vielleicht bei der Auswahl der Stücke helfen.“
Zu seiner Erleichterung ging Mitchell sofort darauf ein und stellte keine weiteren Fragen. Es folgte eine lebhafte Diskussion über die Vor- und Nachteile verschiedener Musikstücke.
Nach einer Weile warf George einen Blick auf seine Uhr. „Oh, es ist schon spät. Ich sollte heimfahren.“
„Kommen Sie doch am Sonntag zum Mittagessen“, bat Carolyn.
Hilfe! Das ging ihm deutlich zu schnell. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er sich so gut mit Serenas Eltern verstehen würde. Und da er aus Erfahrung wusste, dass eine Beziehung nicht funktionieren würde, durfte er sich nicht noch weiter mit ihnen anfreunden. „Das ist sehr nett von Ihnen, aber leider erwarten mich meine Eltern am Sonntag in Suffolk.“
„Dann vielleicht an einem anderen Sonntag“, sagte Carolyn.
„Das wäre schön.“
Auf der Heimfahrt im Taxi grübelte George vor sich hin. Serenas Familie war reizend. Bestimmt war auch ihr Sohn ein entzückendes Kind. Einen Partner zu haben – jemanden, der sie unterstützte, ihre Arbeit wertschätzte und in guten wie in schlechten Zeiten zu ihr hielt – würde ihr Glück perfekt machen. Serena war zweifellos ein Familienmensch.
Doch George wusste, dass nicht er dieser Partner sein konnte. Mit ihm würde es keine kleine, glückliche Familie mit einem Geschwisterchen für Ethan geben. Zumindest nicht ohne erheblichen medizinischen Aufwand. Der Unfall hatte seine Chancen auf eigene Kinder mehr oder weniger vernichtet. Jahrelang hatte er sich geweigert, sesshaft zu werden und einen Erben zu zeugen – und nun war es zu spät.
Entschlossen schob er die trüben Gedanken beiseite und zwang sich, nicht darüber nachzudenken, dass er die Erwartungen seiner Familie niemals würde erfüllen können. Er würde ihnen bald von den deprimierenden Ergebnissen des letzten Tests erzählen müssen.
Und was Serena betraf …
Vielleicht sollte er das Ganze rasch beenden. Bevor sie beide zu sehr verletzt wurden. Er musste endlich aufhören, sich etwas zu wünschen, das er nicht haben
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