Julia Extra Band 376
Ich schätze, es könnte schlimmer sein.“
George stimmte in ihr Lachen ein und war froh, dass das Gespräch etwas unverfänglicher geworden war. Doch er hatte sich zu früh gefreut.
„Erzähl mir von deinen Geschwistern!“
„Hm. Letzte Woche war Alices Geburtstag. Wie jedes Jahr musste ich sie in eine Aufführung des Musicals ‚Grease‘ begleiten. Und wie jedes Jahr war es schrecklich.“
Serena lächelte. „Und die anderen? Was machst du an deren Geburtstagen?“
Er seufzte. Sie würde nicht aufhören, bevor er ihr geantwortet hatte. „Mit Bea gehe ich in die größte Kunstausstellung der Saison. Sie besteht darauf, immer zur Eröffnung zu gehen, selbst wenn sie erst Wochen später Geburtstag hat.“
„Und du setzt alle Hebel in Bewegung und nutzt alle deine Kontakte, um Karten zu bekommen, nicht wahr?“
Wie immer hatte sie recht – obwohl er es nicht zugeben würde.
„Was ist mit deiner jüngsten Schwester, der jungen Dame, die gern Latein spricht?“
„Charlie wünscht sich immer einen Ausflug nach Northumbria, um am Hadrianswall spazieren zu gehen. Leider stört es sie kein bisschen, dass ihr Geburtstag mitten im Winter ist.“
„Und dein Bruder?“
„Lunch in Paris.“ George lächelte versonnen. „Ed ist ein wahrer Feinschmecker. Das Restaurant muss mindestens drei Michelin-Sterne haben.“
Ihre nächste Frage brachte ihn aus der Fassung. „Was tun deine Geschwister an deinem Geburtstag für dich?“
Statt ihr zu antworten, küsste er sie.
„George! Versuch nicht, mich abzulenken. Was tun sie für dich?“
Betont lässig zuckte er die Achseln. „Ich feiere meinen Geburtstag nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich bin wohl wie Peter Pan und möchte einfach nicht erwachsen werden.“
„Wie alt warst du, als es passiert ist?“
Panik stieg in ihm hoch. Woher zum Teufel wusste sie es? „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
„Es ist etwas passiert“, erklärte Serena. „Du hattest einen ganz schrecklichen Geburtstag. Und du warst noch sehr klein. Um nicht daran erinnert zu werden, weigerst du dich seitdem, deinen Geburtstag zu feiern.“
„Ich …“ Ihm fehlten die Worte.
„Hat deine Mutter euch damals an deinem Geburtstag verlassen?“
George schnappte nach Luft. „Verdammt! Bist du sicher, dass du den richtigen Job hast? Als Wahrsagerin könntest du ein Vermögen machen.“
„Das werte ich mal als ein Ja.“ Sie lehnte sich zu ihm herüber und küsste ihn. „Für mich hört es sich so an, als sei deine Mutter eine sehr unglückliche Frau gewesen. Wahrscheinlich war sie depressiv. Einen anderen Grund, euch zu verlassen, kann ich mir nicht vorstellen. Noch dazu an deinem Geburtstag.“
Er schüttelte traurig den Kopf. „Sie war auf der Suche nach etwas, das Dad, Ed und ich ihr nicht geben konnten. Wir genügten ihr nicht, und sie hat uns nicht geliebt. Sie hat Dad nur wegen des Titels geheiratet.“ Er seufzte. „Natürlich war sie unglücklich. Sie hatte einen Liebhaber nach dem anderen, ständig auf der Suche nach dem großen Glück. Gefunden hat sie es nie.“
Genau wie er selbst. Eine weitere deprimierende Tatsache. Er war Zaras Sohn und hatte folglich ihre Gene. Womöglich waren seine Unruhe und die Unstetigkeit genetisch bedingte Eigenschaften. Würden Serena und Ethan ihm auch eines Tages nicht mehr genügen? War es möglich, dass er sie verlassen würde, so wie Zara ihn, Ed und seinen Dad verlassen hatte? Er spürte einen neuen Anflug von Panik. Er wollte sie nicht verletzen! Auf keinen Fall!
Serena drückte ihn an sich. „Es lag nicht an dir!“, erklärte sie sanft. „Sie hat euch verlassen, weil sie eine sehr unglückliche Frau war. Nicht, weil du ihr nicht genügt hast.“
„Du machst mir wirklich Angst! Ständig liest du meine Gedanken.“
„Du bist nicht so, wie du vorgibst. Möchtest du meine Theorie hören?“
„Eigentlich nicht“, gab er resigniert zurück. „Aber ich habe wohl keine Wahl.“
Sie nickte. „Du bist ein Mann mit einem großen Herzen. Aber du hast panische Angst, jemanden zu lieben, weil du befürchtest, zurückgewiesen zu werden. Wie damals von deiner Mutter. Du liebst zwar deine Familie und tust alles, um sie glücklich zu machen, doch wenn es um dich selbst geht, ziehst du dich zurück. Tief in deinem Inneren befürchtest du immer noch, dass du auch ihnen nicht genügst.“ Sie machte eine Pause, bevor sie fortfuhr. „Deshalb bedrängen deine Geschwister dich auch so oft, necken dich und gehen dir auf die
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