Julia Extra Band 376
Lippen und eine sehr weibliche Figur. Sein Blick war unverschämt, aber Max spürte, dass sie zu den Frauen gehörte, denen das gefiel.
„Sicher, warum nicht?“ Alles war besser, als mit den anderen Mitgliedern der königlichen Familie an dem albernen Ball teilzunehmen, den sich die Königin ausgedacht hatte. Ein paar Stunden mit dieser willigen Gespielin wären genau das Richtige, um ihn von dem unheilvollen Gefühl abzulenken, das wie eine dunkle Wolke über ihm hing. „Sie sind ein richtiger Schutzengel, stimmt’s? Immer auf der Suche nach jemandem, der in Schwierigkeiten steckt.“
Mit einem kessen Lächeln entgegnete sie: „Eigentlich nicht. Ich wähle sehr genau aus, wem ich helfe.“
Max hob die Brauen. „Und ich habe die Prüfung bestanden?“
Anerkennend musterte sie ihn. „Oh ja. Kann man wohl sagen.“
Er machte eine gespielte Verbeugung. „Ich fühle mich geehrt.“
Sie lachte und ging voran.
Königin Pellea rauschte in das königliche Büro und sah ihre persönliche Assistentin Kayla Mandrake finster an. „Wo ist er?“
Kayla sprang auf und schüttelte den Kopf. Seit sie herausgefunden hatte, um wen es sich bei dem neuen Prinzen handelte, fühlte sie sich ausgesprochen unbehaglich. „Ich habe ihn noch nicht gesehen. Ich dachte, er sollte hier sein.“
Pellea packte die Rückenlehne eines Stuhls. „Natürlich sollte er das. Er hat ausführliche Anweisungen bekommen. Aber er hat sie wie immer ignoriert. Alle warten im Ballsaal auf ihn.“
„Soll ich ihn über das Lautsprechersystem ausrufen lassen?“
Pellea machte eine gequälte Miene. „Ach, Kayla, du warst die ganze Zeit in Paris und hast keine Ahnung, was hier los gewesen ist. Dieser Kerl treibt mich in den Wahnsinn.“
Kayla unterdrückte ein Lächeln. Typisch Max. „Er wird sich dran gewöhnen“, sagte sie. „Wenn er erst mal versteht, wie wir bestimmte Dinge handhaben.“
„Je mehr er versteht, desto mehr setzt er sich über alle Regeln hinweg. Du musst ihn finden.“
Pellea stieß einen ungeduldigen Seufzer aus und warf gereizt den Kopf zurück. Sie trug ein fantastisches Abendkleid aus dunkelblauer Seide, mit Goldfäden durchwirkt, trägerlos, eng anliegend und so geschnitten, dass sich der Stoff beim Gehen oder Tanzen verführerisch bewegte.
Kayla dagegen fühlte sich in ihrem schlichten Rock und dem Pullover langweilig und altbacken.
„Und ich hoffe, du bringst ihn um, wenn du ihn findest“, erklärte Pellea mit Nachdruck.
„Aber …“
„Nicht!“ Abwehrend hielt Pellea ihre Hand hoch. „Ich will nichts hören. Weder Erklärungen noch Geständnisse. Ich will Prinz Maximilian nur hier vor mir haben, wo ich ihn bestrafen kann.“ Sie machte ein grimmiges Gesicht. „Oder seinen Kopf auf einem Tablett. Damit wäre ich auch zufrieden.“ Ihre dunklen Augen blitzten. „Verstanden?“
Kayla nickte. Trotz allem musste sie sich sehr bemühen, ein Grinsen zu unterdrücken. Sie wagte nicht, es zu zeigen, weil Pellea so wütend war. Die Königin und sie hatten zwar ein freundschaftliches Verhältnis, waren aber eben auch Chefin und Angestellte. Kayla achtete darum möglichst darauf, die Form zu wahren. Das galt noch mehr, wenn sie sich in Gegenwart Dritter befanden. „Natürlich. Ich werde mein Bestes tun.“
„Finde ihn einfach!“
Aufgebracht rauschte die Königin wieder hinaus, während Kayla tief durchatmete. Was nun? Wie sollte sie einen rebellischen Prinzen finden, der offenbar nicht gefunden werden wollte?
So war es immer mit Max. Regeln galten nur für andere, nicht für ihn. Mit Sicherheit war er der nervtötendste, aber auch charmanteste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Allein der Gedanke, dass sie ihn gleich wiedersehen würde, verursachte ihr ein aufregendes Magenkribbeln. Aber zugleich spürte sie einen pochenden Kopfschmerz. Wie sollte sie jetzt bloß am besten vorgehen?
Zuerst erledigte Kayla einige Telefonate. Überall im Palast gab es Wachen, und an unterschiedlichen Stellen waren Monitore installiert, die ständig von Sicherheitsleuten beobachtet wurden. Falls Max sich im Schloss aufhielt, musste ihn irgendjemand gesehen haben.
Kayla bekam mehrere Hinweise, und schließlich hatte sie einen Wachposten am Apparat, der tatsächlich beobachtet hatte, wie Max im Apartment eines bekannten Party-Girls verschwunden war.
„Natürlich“, murmelte Kayla vor sich hin. „Ich hätte es wissen müssen.“
Sofort eilte sie los, fürchtete jedoch die bevorstehende Konfrontation. Was sollte sie
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