Julia Extra Band 376
tun, wenn sie dort vor der Tür stand? Einfach in eine Verführungsszene hineinplatzen? Genervt drückte sie den entsprechenden Knopf im Lift.
„Verdammt, Max“, flüsterte sie. „Musst du einem das Leben immer so schwer machen?“
Sie dachte daran, wie sie ihn vor fast zwei Jahren das letzte Mal gesehen hatte, das dichte, goldbraune Haar zerwühlt, die Augen schmerzerfüllt. Sie beide waren in jener Nacht verzweifelt gewesen, voller Trauer über dieselbe Tragödie. Und dann war Max einfach verschwunden.
Die Lifttür öffnete sich lautlos. Mit klopfendem Herzen trat Kayla hinaus auf den Korridor. Nach wenigen Schritten blieb sie vor einer Zimmertür stehen. Da summte ihr Handy. Königin Pellea.
„Ja?“
„Hast du ihn gefunden?“
Kayla seufzte. „Ich weiß, wo er ist. Ich will gleich reingehen und …“
„Pass auf ihn auf“, warnte Pellea. „Falls es einen Balkon gibt, springt er bestimmt runter.“
Kayla erschrak. „Du meinst, er will sich das Leben nehmen?“
„Oh nein. Er fordert den Tod nur so aus Spaß heraus. Er muss ein absoluter Adrenalinjunkie sein“, erklärte Pellea. „Letzte Woche waren wir auf der Skihütte, damit die neuen Prinzen sich besser kennenlernen. Noch vor den Cocktails hat Max sich mit den beiden hübschen Töchtern des Verwalters die Schneemobile geschnappt, ist mit ihnen über die Berge gerast und verschwunden. Und natürlich kam keine Entschuldigung am nächsten Tag. Er glaubt, mit seinem Lächeln kann er sich alles erlauben.“
„Verstehe.“ Kayla hätte ihn gern verteidigt, aber wie?
„Gestern war es das Dinner mit dem italienischen Botschafter“, fuhr Pellea verärgert fort. „Wir stehen kurz davor, einen wichtigen Vertrag mit den Italienern zu unterzeichnen. Max tauchte nicht auf. Und was war die Ausrede? Er hatte in einem Pub an einem Karaoke-Wettbewerb teilgenommen und die Zeit vergessen.“
„Oh nein“, meinte Kayla betroffen.
„Also, behalte den Balkon im Auge. Max wird ein Seil drüberhängen und so tun, als wäre er Tarzan. Lass ihn auf keinen Fall entwischen.“
„Ist gut.“
Pellea seufzte. „Sag mir, wo du genau bist. Ich habe zwei Sicherheitsleute zur Unterstützung hinaufgeschickt. Ich sage ihnen Bescheid.“
Kayla nannte ihren genauen Standort. „Wieso zur Unterstützung?“
„Sie sollen aufpassen, dass er nicht flüchtet. Wenn es sein muss, fesseln wir ihn und schleppen ihn her.“
„Ach ja?“ Sie kannte Max und wusste, dass es nicht einfach werden würde. So hatte sie sich das Wiedersehen mit ihm nicht vorgestellt.
„Ich möchte, dass du sehr energisch auftrittst“, ermunterte Pellea sie. „Ihr müsst ihn überraschen.“
„Du meinst, wir sollen ohne Vorwarnung hereinplatzen?“
„Falls nötig, ja. Egal, was du tust, du musst dafür sorgen, dass er nicht wieder verschwindet. Ruf mich an, wenn es vorbei ist.“
„Selbstverständlich.“ Gerade, als Kayla auflegte, verließen zwei Sicherheitswachen den Lift und kamen zu ihr herüber.
„Sergeant Marander, Ma’am. Zu Ihren Diensten“, sagte derjenige, der offensichtlich das Kommando hatte. „Hier ist der Hauptschlüssel. Wir sind hier, um Sie zu unterstützen. Wir werden direkt hinter Ihnen sein.“
Kayla biss sich auf die Lippen. „Kann ich anklopfen?“, fragte sie unsicher.
Er bedachte sie mit einem eisigen Blick. „Nein. Ihre Majestät wünscht ausdrücklich einen Überraschungsangriff.“
„Ja, ich weiß. Sie fürchtet, er könnte über den Balkon flüchten.“
Missbilligend sah der Mann sie an. „Sorry, Miss. Wir müssen die Anweisungen der Königin befolgen.“
Sie atmete tief durch. „Also gut.“ Mit gestrafften Schultern stellte sie sich vor die Tür. „Dann mal los.“
Kayla drehte den Schlüssel im Schloss und stieß mit abgewandtem Blick die Tür auf. „Max?“, fragte sie vorsichtig. „Bist du da drin?“
Nach einem Moment der Stille rief eine tiefe Stimme: „Kayla! Was machst du denn hier?“
Sie wagte es, hinzuschauen, und da stand er vor ihr, vollständig bekleidet. Was für eine Erleichterung!
Als er sie umarmte, seufzte sie. „Oh, Max! Ich kann es gar nicht fassen, dass du es bist.“
Er drückte sie an sich, gab ihr einen Kuss auf jede Wange und einen schnellen Kuss auf den Mund, ehe er sich zurücklehnte, um sie zu betrachten. „Hey, Schönste. Es ist schon fast zwei Jahre her, oder?“
Kayla nickte. Ihr wurde schwindlig. Max war noch immer der attraktivste Mann, den sie je getroffen hatte. Durchtrainiert und gut aussehend,
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