Julia Extra Band 376
zurückerobert, und jetzt, da sie alle wieder vereint waren, mussten sie nur noch mit den letzten Übriggebliebenen des diktatorischen Regimes der Granvillis im äußersten Norden der Insel fertigwerden.
Da er der zweitälteste Prinz war, galt David nach König Monte als wichtigster Mann im Staat. Hochgewachsen und dunkel, machte er einen ernsten Eindruck.
„Schön, dich zu sehen, Max“, sagte er, sobald er seinem Bruder auf dem Flur begegnete. „Ich weiß, ich habe dich vernachlässigt. Im Augenblick gibt es so viele Dinge zu regeln. Ich würde dich gern stärker in unsere täglichen Pflichten einbinden. Wir müssen uns alle engagieren.“ Er schlug ihm aufmunternd auf den Rücken. „Ich treffe mich gleich mit Mykal im blauen Salon. Komm doch mit.“
Max hatte nichts dagegen. Seinen Brüdern gegenüber fühlte er sich noch immer etwas befangen. David war bei einer Familie in den Niederlanden aufgewachsen. Da er im Alter von sechs Jahren weggebracht worden war, erinnerte er sich noch an seine Herkunft. Doch er wusste auch, dass er dieses Geheimnis für sich behalten musste. Erst mit Mitte zwanzig hatten er und Monte sich wiedergefunden und begonnen, ihre Rückkehr an die Macht zu planen.
Für Mykal hingegen war dies alles fast genauso neu wie für Max. Da er sich noch von einem schlimmen Motorradunfall erholte, konnte er nicht allzu lange sitzen. Nach einer Stunde musste die Besprechung daher abgebrochen werden.
Max saß mit ihnen an einem langen, glänzenden Tisch und erzählte kurz, wie er sich hier einlebte. Dann begannen sie mit der Arbeit, doch er fühlte sich sehr schnell überfordert. Mit Architektur und Bauplanung kannte er sich gar nicht aus. Und obwohl er seine Brüder mochte und respektierte, spürte er keine tiefere Verbindung mit ihnen. Es fühlte sich nicht so an, wie er erwartet hatte. Als sie sich schließlich trennten, schwirrte ihm der Kopf.
Max war froh, nun eine Stunde für sich allein zu haben, denn er musste über vieles nachdenken. Im Grunde genommen fragte er sich, was er in diesem Schloss überhaupt verloren hatte.
Diese ganze Prinzengeschichte erschien ihm einfach nicht richtig. Es war nicht sein Ding. Max hatte mehrfach Erkundungseinsätze über dem Granvilli-Gebiet geflogen, als er auf einmal zu dem Oberkommandierenden gebeten worden war, um eine Reihe von Tests zu durchlaufen. Bis heute wusste er nicht, wer ihn für diese Tests überhaupt vorgeschlagen hatte und aus welchem Grund.
Wenn er sich doch nur geweigert hätte, dann wäre das hier alles nicht passiert. Und er würde schon wieder Kriegseinsätze für jemand anders fliegen.
Andererseits, was hinderte ihn daran, das zu tun, was er wollte? Er konnte jederzeit wieder gehen und sich den nächsten Fliegerjob suchen. Sein Versprechen der Königin gegenüber würde er allerdings halten. Jedoch war er nicht sicher, ob er danach noch bleiben sollte. Was hielt ihn denn hier?
Im Augenblick war es vor allem Kayla. Max hatte nicht damit gerechnet, sie hier anzutreffen. Nun, da sie einander wiedergefunden hatten, wollte er sie nicht erneut verlieren.
Kayla bedeutete ihm viel. Die Zeit in Trialta war die beste seines Lebens gewesen. Er und Eddie hatten sich sofort hervorragend verstanden, beinahe wie Brüder, vom Schicksal zusammengeführt. Und Kayla war ein wesentlicher Teil dieser engen Freundschaft gewesen.
Komisch, nachdem Max von ihrem Kind erfahren hatte, war er überzeugt, es gäbe eine Art Fortsetzung von damals. Dass er den Jungen als eine kleinere Ausgabe von Eddie lieben würde. Doch irgendwas stimmte nicht.
Teddy war ein hübscher kleiner Kerl. Aber etwas an ihm war Max seltsam vorgekommen, sodass er ihn am liebsten gar nicht ansehen wollte. Sehr merkwürdig. Vielleicht sollte er ihm aus dem Weg gehen, bis der Junge etwas älter war.
Plötzlich knackte ein Zweig in der Nähe. Max wandte sich um, da er annahm, jemand würde zu ihm auf die kleine Lichtung treten. Er hatte keine Lust auf Gesellschaft. Abweisend schaute er ins Gebüsch, doch niemand erschien. Aufmerksam ließ er seine Blicke durch das Unterholz schweifen, um eine Bewegung auszumachen. Nichts.
Eigenartig, denn er war sicher, etwas gehört zu haben.
Und es war nicht das erste Mal. Als er vorhin durch die Schlosskorridore gegangen war, hatte er auch so ein unbestimmtes Gefühl gehabt, als sei er nicht allein.
Unwillkürlich spürte er ein Prickeln im Nacken. Max stand auf und drehte sich langsam um, die Hände zu Fäusten geballt.
Verdammt,
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