Julia Extra Band 376
ich habe vergessen, dir deine Jeansjacke zurückzugeben. Sie hängt im Schrank im Büro. Erinnere mich daran, sie dir zu bringen.“
„Ich hab noch eine andere.“ Max schwieg einen Moment, ehe er leise und mit rauer Stimme sagte: „Ich vermisse dich.“
Ihr Herz machte einen Sprung. „Wir haben uns doch erst vor einer Stunde gesehen.“
„Trotzdem.“
„Max, tu das nicht. Du darfst nicht …“
„Ich weiß, aber ich kann nichts dagegen tun. Bis morgen. Gute Nacht, Kayla.“
„Gute Nacht, Max. Viel Spaß beim Pizzaessen.“
Um neun Uhr trafen sie sich zum Frühstück. Kayla wurde rot, als sie Max in dem kleinen Crêpe-Café sah, wo er auf sie wartete. Sie konnte nicht anders. Die intensiven Küsse von gestern hatten sie noch Stunden später nervös gemacht.
Max dagegen schien sich nicht mehr daran zu erinnern. Er erzählte ausführlich von dem Pizzaessen mit seinen Brüdern, bei dem er offensichtlich viel Spaß gehabt hatte.
Er genoss den heißen Kaffee, den die Kellnerin ihm brachte. „Es war okay“, meinte er. „Ich bin zwar immer noch nicht wirklich vertraut mit ihnen, aber es ist eine tolle Truppe. Ich mag sie alle.“
Interessiert hörte Kayla seinem Bericht zu, während sie sich Crêpes mit Heidelbeeren schmecken ließ. Ob Max anfing, sich hier allmählich ein bisschen wohler zu fühlen?
Er aß ein Omelett und eine Brioche, wirkte jedoch müde und gähnte verstohlen.
„Hast du nicht genug geschlafen?“, fragte Kayla.
Max zögerte. „Ehrlich gesagt, nein. Auf dem Rückweg von der Pizzaparty habe ich einen alten Fliegerkumpel getroffen, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wir sind zusammen etwas trinken gegangen.“
Obwohl sie nichts sagte, konnte er ihr ansehen, was sie dachte.
„Ich weiß, ich weiß. Ich sollte lernen, mich wie ein Mitglied der königlichen Familie zu verhalten und nicht mit alten Freunden in die Kneipe zu gehen.“ Er machte ein mürrisches Gesicht. „Das königliche Leben erscheint mir genauso erstrebenswert wie eine Haftstrafe.“
„So schlimm ist es nun auch wieder nicht“, gab sie belustigt zurück. „Die Royals gehen ständig mit Freunden aus. Und einige von ihnen geraten auch hin und wieder in Schwierigkeiten. Du brauchst nur die Klatschblätter zu lesen. Aber …“
„Ich weiß, was du sagen willst, Kayla. Nämlich, dass ich erwachsen werden soll. Und ich arbeite dran.“
„Schon gut. Ich will nicht immerzu an dir herummeckern. Das macht keinem von uns Spaß. Und du sollst deinen Spaß haben.“ Sie mochte ihn, sehr sogar. Und es freute sie, dass er ihr immer offen und ehrlich erzählte, was er dachte. An Max gab es kaum etwas Unergründliches.
Doch dann wurde sie ernst. „Du darfst nur nicht vergessen, welche Probleme wir noch haben. Der Krieg mag zwar offiziell vorbei sein, aber es bleibt weiterhin eine Menge Arbeit. Der Waffenstillstand mit den Granvillis wird letztendlich dazu führen, dass wir die Macht auch in ihrem Gebiet übernehmen. Und wer weiß, was dann geschieht?“
Aufmerksam sah er sie an. „Da bist du dir wohl ziemlich sicher, oder?“
„Dass sich die Granvillis ergeben? Alle sagen, dass es passieren wird.“
Max zog die Brauen hoch. „Komisch. Mein alter Fliegerkumpel hat Verbindungen zu den Granvillis. Er glaubt, dass sie sich auf einen neuen Aufstand vorbereiten.“
Kayla erschrak. „Oh nein.“
„Anscheinend bekommen sie internationale Unterstützung von Verbündeten, die sie vorher nicht hatten.“
„Das solltest du am besten gleich Monte erzählen“, meinte sie besorgt.
Achselzuckend schaute er weg. „Vielleicht. Ich muss erst darüber nachdenken.“
„Wie bitte?“ Dass Max zögern könnte, seinem Bruder und König etwas mitzuteilen, das womöglich die nationale Sicherheit gefährden würde, war für Kayla undenkbar.
Er blickte auf. „Es war eine private Unterhaltung unter Freunden. Ich kann nichts davon beweisen. Ich weiß auch nicht, ob es stimmt, oder ob er nur versuchen wollte, mich anzuwerben.“
„Dich anwerben!“
„Ja. Sie brauchen Flieger.“ Eindringlich sah er sie an. „Das ist mein Beruf, Kayla. Ich bin Pilot. Ich liebe das Fliegen. Und ich habe ihm gesagt, ich werde es mir überlegen.“
Am liebsten hätte sie ihn beschimpft, biss sich jedoch auf die Zunge. War ihm denn nicht bewusst, dass ein solcher Job einem Verrat an seinem Land gleichkäme? Sie musterte ihn. Max war unglaublich attraktiv und gleichzeitig ein Rebell. Sie dachte an Eddie, der immer instinktiv genau das
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