Julia Extra Band 376
siehst genauso gut aus wie er. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis du genügend Selbstsicherheit gewonnen hast, um auch so lässig zu wirken.“
„Klar doch“, brummte er. „Was immer du sagst, hochverehrte Lehrerin. Ich bin hier, um zu lernen.“
Die nächste Station war der Herrenausstatter. Mr Nanvones Vater war vor dreißig Jahren der königliche Schneider gewesen, und nun hatte sein Sohn das Geschäft übernommen. Diesem Besuch konnte Max allerdings nur wenig abgewinnen.
„Warum warten wir nicht erst mal ab, ob ich all diese Anzüge überhaupt brauche?“, meinte er, als er die Schaufensterpuppen im Frack erblickte.
In diesem Moment kam ein elegant gekleideter Mann aus dem Laden. Es dauerte eine Sekunde, bis Max in ihm einen seiner anderen Brüder erkannte.
„Hallo, Max“, sagte Mykal fröhlich. „Willst du dir deine Anzüge bestellen?“
Max zog eine Grimasse. „Ich muss.“
Mykal lachte. „Tja, wer mitspielen will, muss sich anpassen.“
Unvermittelt platzte Max heraus: „Was hat dich dazu gebracht, dich fürs Mitspielen zu entscheiden?“
Sie sahen einander an, dann meinte Mykal grinsend: „Du bist also noch in der Phase, wo du dich fragst, ob sich die ganze Sache lohnt?“ Aufmunternd klopfte er ihm auf die Schulter. „Ging mir genauso. Und wie du siehst, bin ich immer noch hier.“
Er zwinkerte Kayla lächelnd zu, ehe er sich wieder an Max wandte. „Komm doch in den nächsten Tagen einfach mal vorbei. Dann reden wir ausführlich miteinander.“ Als er ging, merkte man, dass er die eine Körperseite immer noch schonte.
Max schaute ihm nach, bevor er Kayla in das Geschäft folgte. „Der Unfall hat ihm wohl übel mitgespielt“, sagte er leise zu ihr.
„Ja, er ist fast umgekommen. Er hatte einen Splitter im Rücken, dicht an der Wirbelsäule. Deshalb wollten sie ihn eigentlich nicht operieren – zu gefährlich. Aber Mykal bestand auf einer Operation, weil dies die einzige Chance für ihn war, jemals wieder ganz gesund zu werden.“
„Ziemlich mutig.“ Max straffte die Schultern. „Also, wo ist der Mann mit dem Maßband?“
Kayla musste lachen, da Mr Nanvone prompt hinter einem Vorhang hervorkam, das Maßband in der Hand.
Der Termin dauerte nicht lange, aber als das Maßnehmen und weitere notwendige Details erledigt waren, schien Max erschöpft zu sein.
Nachdem sie das Geschäft wieder verlassen hatten, stöhnte Max: „Am schlimmsten waren die Fragen: ‚Was ziehen Sie vor?‘“, ahmte er den Akzent des Schneiders nach. „‚Straußen- oder Perlgrau, Blau- oder Militärgrün, Dunkel- oder Goldbraun?‘ Viel zu viele Entscheidungen!“
„Warte mal.“ Kayla holte ihr Handy aus der Tasche. „Ich habe eine SMS von Pellea.“ Schnell las sie die Nachricht. „Sie will, dass wir sofort kommen. Wir haben eine Antwort aus Mercuria erhalten.“
Sie sahen sich an, und Max nahm ihre Hand. „Gut. Dann mal los.“
Auf dem Weg zum Fahrstuhl verdüsterte sich Max’ Miene immer mehr. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“
Neugierig schaute Kayla zu ihm auf. „Was meinst du denn, was schiefgehen könnte? Solche Angelegenheiten ziehen sich normalerweise endlos hin. Wir schicken unseren Gesandten, sie schicken ihren. Sie reden und verhandeln, dann geht jeder in seine Ecke zurück, und alles fängt wieder von vorn an. Es wird kaum jemals eine echte Lösung gefunden.“
Im Aufzug drückte Max auf den Knopf der Etage, in der Pelleas Büro lag. „Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, welches historische Kunstobjekt ich angeblich gestohlen haben soll. Was für den einen ein historisches Kunstobjekt ist, kann schließlich für den anderen genauso gut alter Schrott sein.“
An Pelleas Gesichtsausdruck ließ sich nichts ablesen, als sie ins Büro kamen.
„Danke, dass ihr so schnell gekommen seid“, begann sie. „Die Dinge scheinen allmählich zu eskalieren, und ich möchte nicht, dass sie völlig außer Kontrolle geraten.“
„Natürlich nicht“, pflichtete Kayla ihr bei. „Was hast du gehört?“
Die Königin wartete, bis die beiden Platz genommen hatten, ehe sie fortfuhr: „Ich habe euch ja mitgeteilt, dass die Beschuldigungen von unserem Gesandten angesprochen wurden. Er hat König Juomo unseren Brief persönlich überbracht. Hier ist seine Antwort.“
Sie hielt ein großes, geprägtes, sehr offiziell aussehendes Dokument hoch. „‚Das Flugzeug und das Pferd stellen für uns keine Werte dar. Wir sind bereit, auf die Rückgabe zu verzichten.
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