Julia Extra Band 376
Richtige getan hatte, ohne sich wie sein Freund mit Selbstzweifeln zu quälen.
Aber Max’ Verletzlichkeit hatte er auch geliebt. Und Eddies Selbstsicherheit war das gewesen, was Max bei ihm angezogen hatte. Zwei Männer, beide grundverschieden und dennoch jeder auf seine Art unwiderstehlich. Max kannte seine eigene Kraft bisher nicht, aber das würde noch kommen. Da war Kayla sicher.
„Max, du repräsentierst jetzt die königliche Familie der DeAngelis“, meinte sie ruhig. „Ebenso wie das Volk von Ambria. Das muss bei dir an erster Stelle stehen.“
Mit einem skeptischen Blick verzog er die Mundwinkel. Kayla seufzte. Sie dachte daran, was sie ihm zu gern gesagt hätte.
Max, du bist nicht hier aufgewachsen. Die Liebe zu deinem Land liegt dir im Blut, aber du hast sie nie erfahren. Und das musst du erst, um zu verstehen, was für die anderen selbstverständlich ist. Das wird auch geschehen – wenn du dich nur darauf einlässt.
Doch sie wusste, dass er noch nicht bereit war, das zu hören. Denn er war nach wie vor verärgert.
„Jedenfalls werde ich mich auf keinen Fall als Spion hergeben.“ Hart spannte er den Kiefer an. „Ich werde niemanden von meinen Fliegerkollegen verpfeifen.“
Um nicht allzu sehr wie eine Gouvernante zu wirken, verkniff Kayla sich weitere Bemerkungen über Pflichtgefühl und Patriotismus, sondern lächelte nur. Schließlich bemühten sie sich ja erst einmal, ihn überhaupt zum Bleiben zu bewegen.
Die Vorstellung, ein Prinz zu sein, langweilte ihn. Daher fürchtete sie, dass ein anderes Jobangebot ihn verlocken könnte, einfach zu verschwinden.
8. KAPITEL
Eine halbe Stunde später fuhren Kayla und Max mit dem Lift hinunter ins Hauptgeschoss, wo sich auch die Sporthalle befand. Diese hatte ein Vordach wie ein altes Kino, und heute Abend sollte dort ein Basketball-Spiel stattfinden. Beim Hineingehen sah man jedoch, dass die meisten Bilder in den Schaukästen etwas mit weniger populären Sportarten zu tun hatten, vor allem mit Fechten.
„Hast du jemals Fechten gelernt?“, erkundigte sich Kayla, als sie die große Halle betraten. Alle Prinzen waren darin unterrichtet worden, und Max stand das auch bevor.
„Nein, nie.“ Er tat so, als würde er ein imaginäres Florett schwingen. „In meiner Welt war das nicht so angesagt.“
„Tja, dann schau gut zu.“ Mit einer weit ausholenden Geste wies sie in den Raum. „Denn du wirst es auch lernen müssen.“
„Dieses lahme Gefuchtel?“ Er blickte über das Geländer und hoffte plötzlich, dass man seine Stimme nicht allzu deutlich gehört hatte. Unten waren nämlich mehrere weiß gekleidete Männer zu sehen, die sehr schlanke Schwerter in den Händen hielten.
„Warum ziehst du nicht auch einen Fechtanzug an, gehst rein und probierst es mal aus? Das könnte dir die Augen öffnen.“ Kayla lachte. „Oder dich umbringen.“
Er warf ihr einen düsteren Blick zu.
Doch ehe er etwas erwidern konnte, rief ihm jemand von unten zu: „Hey, Max! Komm runter und zeig, was du drauf hast.“ Der Fechter schob die Maske hoch und ließ sein Florett durch die Luft sausen. Es war sein Bruder Joe.
Lachend rief Max hinunter: „Ich kenne mich mit Schwertern nicht aus. Wahrscheinlich würde ich mich dabei selbst erstechen.“
„Vor ein paar Monaten ging es mir wie dir“, meinte Joe. „Immerhin habe ich den größten Teil meiner Jugend in Kalifornien auf einem Surfbrett verbracht. Woher hätte ich etwas von solch altertümlichen, rituellen Sportarten wissen sollen?“ Er grinste. „Aber ich hab’s gelernt. Es macht tatsächlich ziemlich viel Spaß und ist ein hervorragendes Konditionstraining. Du solltest Fechtstunden nehmen.“
„Cool“, gab Max zurück. „Wenn ein Surfer das lernen kann, kriegt ein leidenschaftlicher Flieger das auch hin.“
„Ganz sicher.“
„Obwohl ich nicht weiß, ob ich die Fechtstunden noch in meinem Terminplan unterbringe“, setzte Max in scherzhaftem Ton hinzu. „Ich bin nämlich schwer am Lernen, wie man ein Prinz wird.“
„Du hast eine Lehrerin?“, rief Joe. „Hey, kann ich da auch mitmachen?“
„Ich werde Pellea sagen, dass du Interesse hast“, erklärte Kayla belustigt.
„Tu das.“ Er winkte ihnen zu. „Bis später.“ Dann zog er die Maske wieder herunter und nahm die Grundstellung ein.
„Er braucht keinen Unterricht“, sagte Max anerkennend. „Schau ihn dir nur an.“
Sie beobachtete Joe, bevor sie sich wieder Max zuwandte. „Du müsstest dich einfach mal selbst betrachten. Du
Weitere Kostenlose Bücher