Julia Extra Band 376
Leben schwer machte, war wie weggeweht.
Genauso sollte es sein, das wusste sie, als er sich in ihr zu bewegen begann, langsam und vorsichtig zunächst, dann schneller und fester, bis ihr Liebesspiel so wild wurde, dass sie vom Sofa auf den Teppich rollten. Bei ihm fühlte sie sich, wie eine Frau sich fühlen sollte. Bewundert, begehrt, beschützt. Und so stark, als könnte ihr nie wieder etwas geschehen.
Aber gleichzeitig merkte sie, wie ihr das Herz brach. Denn sosehr sie Marcus auch begehrte, es gab keine Zukunft für sie beide. Schlimmer noch, Vanessa fürchtete, dass sie nie wieder das Gleiche fühlen würde wie mit ihm.
„Das war nicht gerade klug, oder?“ Vanessa war immer noch außer Atem, genau wie er selbst, als sie aneinandergeschmiegt nackt vor dem Sofa lagen.
Nein, klug war es gewiss nicht gewesen, dachte Marcus. Dafür war es der beste Sex seines Lebens gewesen. Vielleicht, weil sie sich so lange beherrscht hatten. Oder weil sie etwas Verbotenes taten. Vielleicht auch, weil Vanessa sich nicht um ihr Aussehen sorgte oder unsicher gewesen war. Sie hatte sich mit Herz und Seele hingegeben, ohne irgendwelche Einschränkungen. Und anders als andere Frauen gab sie genauso viel zurück, wie sie nahm.
Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie ihn im Herzen berührte.
Doch was machte es jetzt noch für einen Unterschied? Sie hatte recht, es war ausgesprochen dumm gewesen. Wie sollte er es seinem Vater erklären? „Tut mir leid, ich hatte etwas mit der Frau, die du liebst. Jetzt liebe ich sie, aber reg dich nicht auf, du wirst schon jemand Neuen finden.“ Etwa so?
Schon die Frau eines Freundes war tabu, noch mehr aber die von jemandem aus der Familie. Diese Grenze hatte Marcus überschritten – und er fühlte sich noch nicht einmal schuldig deswegen.
„Mein Vater darf nie etwas davon erfahren.“
„Nein. Und ich kann ihn jetzt nicht mehr heiraten.“
„Ich weiß.“ So leid es ihm tat, vielleicht war es so das Beste. Er zweifelte nicht mehr an Vanessas Motiven, nach Varieo zu kommen, aber offensichtlich liebte sie seinen Vater nicht so, wie eine Frau ihren Ehemann lieben sollte. Möglicherweise hatte er den beiden sogar einen Gefallen getan, indem er sich mit ihr eingelassen hatte.
Vanessa war so rücksichtsvoll und fürsorglich, dass sie sogar ihr eigenes Glück geopfert hätte, nur um seinen Vater glücklich zu machen. Schlussendlich aber wären sie beide unglücklich geworden, in einer Ehe, die für keinen von ihnen bereithielt, was er erwartete.
Sie verschränkte ihre Finger mit seinen. „Es ist nicht deine Schuld. Also mach dir bitte keine Vorwürfe.“
Er drückte ihre Hand. „Niemand hat Schuld. Manchmal geschieht etwas einfach so.“
Sie sah ihn an. „Dir ist klar, ganz gleich, was wir fühlen, wir beide können nie …“
„Nein, das können wir nicht.“ Bei dem Gedanken spürte er einen Stich im Herzen. Vanessa war die richtige Frau für ihn, das wurde ihm nun erst wirklich klar. Sie war für ihn bestimmt, sie und Mia waren für ihn bestimmt, und doch würde er sie nie haben können. Jedenfalls nicht, wenn er die Beziehung zu seinem Vater nicht aufs Spiel setzen wollte. In seiner Welt war Ehre wichtiger als alles andere, und die Familie stand an erster Stelle. Seine Gefühle, sein Glück waren unbedeutend dagegen.
Es mochte ungerecht sein, aber war das Leben nicht immer ungerecht?
„Ich muss ihn anrufen, um ihm zu sagen, dass es vorbei ist“, erklärte Vanessa. „Von uns werde ich ihm nichts erzählen.“
Aber wenn sie die Beziehung zu meinem Vater beendet, kann sie auch keine Minute länger im Palast bleiben, dachte Marcus. Sein Herz schlug schneller, und das Adrenalin schoss durch seine Adern bei dem Gedanken, dass er Vanessa nie wiedersehen würde. Er war noch nicht bereit, sie gehen zu lassen. Nicht so schnell.
„So etwas solltest du ihm nicht am Telefon oder über Skype sagen“, erklärte er. „Ist es nicht besser, du wartest, bis er wieder hier ist?“
Sie runzelte die Stirn. „Ich halte es für falsch, ihn glauben zu lassen, alles wäre in Ordnung. Er würde voller Vorfreude zurückkommen, nur um im nächsten Moment die Wahrheit zu erfahren. Wäre das nicht grausam?“
Das sagte die Frau, von der Marcus noch vor Kurzem gedacht hatte, sie sei nur hinter dem Geld her! Wie hatte er sich so irren können? Marcus kannte die Antwort: Weil er ein Idiot gewesen war.
„Und du meinst wirklich, jetzt ist der richtige Zeitpunkt?“ Verzweifelt suchte er nach
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