Julia Extra Band 376
Launen des boshaften alten Tyrannen ausgeliefert war, der ihre Mutter so schändlich behandelt hatte. „Wie bitte?“ Er merkte, dass Lukas ihn erwartungsvoll ansah.
„Ich sagte, der Haushofmeister erbittet eine Audienz.“
„Er will doch sicher mit meiner Frau sprechen. Denn dies ist ihr Besitz.“
Aber ein Blick in das Gesicht seines Privatsekretärs verriet, dass es Schwierigkeiten gab. Er seufzte müde. Eigentlich wollte er nur noch seine Frau und ein Bett, und das in dieser Reihenfolge.
„Raul!“ Luisa blieb wie angewurzelt auf der Schwelle zu ihrer Suite stehen. Sie hatte viel früher zurück sein wollen, um sich für seine Ankunft zurechtzumachen.
Bei seinem Anblick pochte ihr Herz wie wild. Sie war in den letzten Tagen so beschäftigt gewesen, dass sie gar keine Zeit gehabt hatte, ihn zu vermissen. Und doch hatte sie ihn vermisst. Mehr, als sie gedacht hätte.
Unter anderen Umständen wäre sie ihm jetzt um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst. Er hätte sie an sich gepresst und …
Rauls reservierter Gesichtsausdruck holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Luisa.“ Er machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern. „Wie geht es dir?“
„Danke, bestens.“ Enttäuscht strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und zupfte am Kragen ihrer Bluse. „Wie war deine Fahrt?“
„Gut. Allerdings hat sich sofort nach meiner Ankunft dein Haushofmeister an mich gewandt.“
Jetzt begriff sie. Wahrscheinlich hatte er Raul mit Klagen überschüttet. Der Mann hatte von Anfang an etwas gegen sie gehabt. „Ich verstehe.“ Sicher hatte sie alle möglichen Regeln des Protokolls gebrochen und musste nun den Tadel dafür kassieren. Aber von ihren Entscheidungen würde sie nicht abrücken. Sie schloss die Tür und bedeutete Raul, Platz zu nehmen.
Er zog es vor, stehen zu bleiben. „Dein Haushofmeister hat einige Bedenken geäußert.“
„Das wundert mich nicht. Womit hat er angefangen? Mit meinem Vorschlag, die Empfangsräume für öffentliche Veranstaltungen zu nutzen?“
„Nein, es war dein Plan, die Privatgemächer des Prinzen in ein Museum zu verwandeln.“
„Ich werde diese bombastischen, überladenen Räume sowieso nie bewohnen, und so sind sie wenigstens zu etwas nutze“, erwiderte sie trotzig. Mit einer ausholenden Geste deutete sie auf das helle, moderne Zimmer, in dem sie sich befanden. Es bot einen wundervollen Blick auf die Alpen. „Hier bin ich für meine Besuche viel besser untergebracht.“
„Wir.“ Raul ging langsam auf sie zu.
„Wie bitte?“
„Wir werden hier untergebracht sein, denn in Zukunft werden wir Ardissia gemeinsam besuchen.“
Traute er ihr nicht zu, ihre Angelegenheiten allein zu erledigen? Luisa richtete sich stolz auf. „Wogegen hatte er noch etwas einzuwenden?“
„Oh, er hatte eine ganze Liste. Nicht zuletzt besorgte ihn der Plan, im östlichen Anbau eine Spielgruppe für Kinder einzurichten.“
Luisa presste die Lippen zusammen. „Die Örtlichkeiten sind perfekt, weil der Eingang zum Hauptplatz liegt. Du wirst es nicht glauben, aber die sozialen Einrichtungen in dieser Stadt sind auf einem traurigen Niveau.“ Ihr Großvater hatte lieber in der Vergangenheit gelebt, anstatt den Aufbau einer modernen Gesellschaft vor allem für junge Leute zu fördern.
„Und was ist mit der Kochschule?“
„Ich habe zufällig mitbekommen, wie sich Kochschüler die alten Küchen angesehen haben. Ihre Unterrichtsräume sind durch einen Brand unbenutzbar geworden. Der Küchenchef des Palastes hat ihnen angeboten, die Küchen vorübergehend zu nutzen. Es ist die ideale Lösung, weil hier die nötigen Räumlichkeiten und die Fachkompetenz vorhanden sind. Es werden sowieso nicht viele Staatsbankette vorzubereiten sein, da ich nicht beabsichtige, hier dauerhaft zu residieren.“
„Und Ähnliches gilt wohl auch für die Autowerkstatt für Auszubildende?“
Sie errötete schuldbewusst. „Du hast mich in diese Situation gebracht, also beschwer dich nicht über meine unorthodoxen Methoden. Ich gebe mir Mühe. Verbesserungsvorschläge nehme ich gern entgegen, aber es bleibt allein meine Entscheidung!“
„Genau das habe ich auch deinem Haushofmeister gesagt.“
„Wie bitte?“ Luisa sah ihn verblüfft an.
„Ich habe ihm gesagt, er solle sich an dich wenden. Es passt mir nämlich gar nicht, wenn ein Emporkömmling an mich herantritt und seinen Arbeitgeber hinter dessen Rücken schlechtmacht. Allerdings hatte ich nicht das Recht, diesen Unruhestifter auf der
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