Julia Extra Band 377
sich zu entschuldigen?“ Mit einem Nicken deutete er nach hinten. „Ihr Neffe spielt Fußball?“ Er erkundigte sich nicht aus Interesse, sondern um sie nicht zu fragen, ob sie einen Freund hatte. Es spielte zwar keine Rolle, weil er sich an seine Regeln hielt – aber sich wenigstens an ihrem Anblick zu erfreuen, dagegen war ja wohl nichts einzuwenden.
„Harry?“ Zoe lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, er hasst Sport. Der Ball gehört Georgie. Harry ist … ruhiger.“ Ein Mann wie Isandro Montero würde einen sensiblen Jungen wie Harry niemals verstehen. Zoe kräuselte die Stirn. Der Junge war so unkompliziert und genügsam, dass er gelegentlich übersehen wurde.
Als sie ihrem Beifahrer einen flüchtigen Blick zuwarf und sich vorstellte, dass jemand ihn übersah, zuckten ihre Mundwinkel – kaum vorstellbar. Leider konnte sie sich nicht darüber amüsieren, wie er sich mühsam in ihren Käfer quetschte, weil er ihr viel zu nahe war.
„Es ist nicht weit.“ Zum Glück!
„Ich werde mich zurücklehnen und die Aussicht bewundern.“ Er war davon ausgegangen, dass Zoe sich zurechtmachen würde, und sie sah tatsächlich atemberaubend aus.
Wenige Minuten später hielt sie vor dem kleinen Supermarkt im Ort.
„Wohnen Ihre Freunde hier?“
„Nein, auf der anderen Seite des Dorfes. Ich muss noch eine Flasche Wein besorgen.“
„Ich dachte, Sie trinken nicht.“
„Tue ich auch nicht, aber die anderen schon“, erwiderte sie kurz angebunden, ohne ihn anzublicken.
„Sie hätten etwas sagen sollen. Ich habe einen großen Weinkeller.“ Edle Tropfen waren eine inflationssichere Geldanlage.
Zoe war entsetzt, als sie sich vorstellte, wie der Jahrgangswein im Keller aus geliehenen Gläsern und mit Mineralwasser versetzt getrunken wurde.
„Schon gut. Ich besorge welchen.“
Drinnen nahm sie zwei Flaschen des zweitbilligsten Weins aus dem Regal. An der Kasse stellte sie peinlich berührt fest, dass sie nicht genug Bargeld dabeihatte. Und ihre Kreditkarte ließ sie meistens zu Hause, um nicht in Versuchung zu geraten.
„Entschuldigung, mir fehlen fünfzig Pence“, sagte Zoe. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die beiden Flaschen gegen den spanischen Wein tausche?“
„Kein Problem“, erwiderte die Kassiererin. „Der schmeckt auch sehr gut.“
Gerade als Zoe die Flaschen vom Laufband nehmen wollte, legte jemand die Hand auf ihre. „Ich zahle.“
Erschrocken blickte sie zu dem großen, exotisch wirkenden Mann, der neben ihr stand. Sie schüttelte den Kopf, während sie die Fassung wiederzugewinnen versuchte. Ihre Knospen hatten sich aufgerichtet, und sie schämte sich, weil sie so schwach war.
„Nein, danke, das ist nicht nötig. Ich nehme den spanischen … Wein …“ Sie kam sich wie eine Idiotin vor.
„Ich bin zwar Patriot, aber lassen Sie sich von einem Spanier gesagt sein, dass das kein richtiger Wein ist.“
„Es ist keine Party für Weinkenner.“
„Nein, ich bestehe darauf – schließlich fahre ich auch bei Ihnen mit.“ Kurzerhand zückte er seine Brieftasche und reichte ihr das Geld.
Da sie hier nicht mit ihm streiten wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als es entgegenzunehmen.
Die Hand auf ihrem Rücken, führte Isandro sie hinaus und zum Wagen. Sie fühlte sich ausgesprochen unbehaglich, doch ihr war klar, dass ritterliches Verhalten seine zweite Natur war.
Nachdem er ihr die Tür geöffnet hatte, ging er auf die andere Seite und stieg ebenfalls ein. „Trinken Sie aus Prinzip nicht, oder haben Sie ein Alkoholproblem?“
Zoe presste die Lippen zusammen. Machte er sich etwa Sorgen, dass seine neue Haushälterin ein Suchtproblem hatte? „Weder noch, Sir . Ich vertrage keinen Alkohol.“
„Vielleicht wäre es besser, wenn Sie mich heute Abend nicht mit ‚Sir‘ anreden würden“, sagte Isandro nach einer Weile.
Sie zuckte die Schultern, bevor sie den Wagen hinter den anderen parkte. „Ist das ein Befehl, Mister Montero?“
„Wenn Sie es so nennen wollen. Und versuchen Sie es mal mit ‚Isandro‘. So, und nun entspannen Sie sich. Schließlich gehen wir auf eine Party. Ich werde Ihnen schon nicht dazwischenfunken.“
Zoe wurde zunehmend lockerer, als sie merkte, dass Isandro ihre Freunde nicht von oben herab behandelte, sondern sie mit seinem Charme einnahm. Wider Erwarten war er alles andere als distanziert. Chloe hatte ihn sofort mit Beschlag belegt, und er schien sich wirklich zu amüsieren.
Während sie beobachtete, wie er sich nun mit John und der
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