Julia Extra Band 377
wieder ins Wasser werfen? Führen Sie mich nicht in Versuchung“, rief er. Auf keinen Fall wollte er jenen Moment noch einmal durchleben.
„Nein! Ich glaube, die Zwillinge …“
Isandro wirkte schon etwas weniger zornig, als er ihre Schultern umfasste und sie neben sich auf die Holzbank zog. Zoe zitterte so stark, dass ihre Zähne klapperten. Verzweifelt krallte sie die Finger in das Revers seiner Jacke.
„Die Zwillinge …“
Sanft umfasste er ihre Hände. „Die Zwillinge sind bei Alex, meinem Fahrer. Ich gebe zu, er ist nicht das ideale Kindermädchen, aber sie sind in Sicherheit.“
Verwirrt blinzelte sie, während sie einen klaren Gedanken zu fassen versuchte.
„Es geht ihnen gut?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, barg sie das Gesicht an seiner Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Isandro legte den Arm um Zoe. Sein Zorn war verraucht, und er wollte nicht wahrhaben, dass es Zärtlichkeit war, die die unendliche Leere in seinem Inneren gefüllt hatte. Zoes Schluchzen zerriss ihm das Herz. Nach einer Weile umarmte er sie richtig und zog sie an sich.
„ Madre de Dios … Du bist unmöglich! Du weckst Gefühle in mir …“ Er schob die Finger in ihr nasses Haar und streichelte ihren Kopf, bis sie sich beruhigt hatte.
Den Kampf gegen das unbändige Verlangen, das er für sie empfand, hatte er aufgegeben. Es war keine Schwäche, sondern etwas ganz Normales. Er konnte trotzdem alles unter Kontrolle haben, und es hatte nichts mit Vertrauen zu tun. Er wollte Zoe zu seinen Bedingungen – er würde sie zu seinen Bedingungen bekommen! Und er würde nicht zulassen, dass Emotionen sein Urteilsvermögen trübten.
Er war anders als sein Vater.
Nach einer Weile löste Zoe sich von Isandro und richtete sich auf.
„Ich bin …“ Sie schüttelte den Kopf, als er seine Jacke auszog und sie ihr um die Schultern hängte.
„Sie ist zwar völlig durchnässt, aber es ist besser als nichts.“
Das Futter war immer noch warm. „Tut mir leid“, sagte sie, ohne ihm in die Augen zu sehen, weil ihr Gefühlsausbruch ihr schrecklich peinlich war.
Eine Hand um ihre Schultern gelegt, die andere am Steuer, lenkte Isandro das Boot zum Steg.
„Ich dachte …“ Ihre Lippen bebten, weil sie um Fassung rang. „Ich dachte, sie wären auf den Fluss hinausgefahren …“ Stirnrunzelnd versuchte sie, sich an die Abfolge der Ereignisse zu erinnern. „Wir waren auf der Kunsthandwerkausstellung im Park. Als wir gingen, war es schon spät, und ich dachte, sie wären bei mir. Ich bin gelaufen, weil ich im Parkverbot stand und dachte, man würde mich abschleppen …“ Man hatte den Wagen vermutlich schon weggebracht, aber das war längst nicht mehr wichtig.
Zoe presste sich die Hände an die Schläfen, bevor sie sich zu Isandro umwandte.
„Warum bist du bei dem Wetter aufs Wasser hinausgefahren?“, fragte er ungehalten. „Was wäre aus den Zwillingen geworden, wenn du ertrunken wärst?“ Obwohl er beobachtete, wie Zoe blass wurde, betrachtete er sie streng.
„Ich wäre nicht ertrunken“, protestierte sie, am ganzen Körper zitternd.
Da sie offenbar nicht einsah, wie leichtsinnig sie gewesen war, hätte er sie tatsächlich am liebsten wieder ins Wasser geworfen.
„Mein Fehler“, stieß er hervor. „Jetzt ist mir natürlich klar, dass du alles unter Kontrolle hattest.“
Zoe beobachtete, wie ein Muskel an seiner Wange zuckte, und schüttelte den Kopf. „Ich bin dir natürlich sehr dankbar, aber ich bin eine gute Schwimmerin …“
„Und hättest meine Hilfe nicht gebraucht.“ Schulterzuckend stellte Isandro den Motor ab, bevor er das Boot geschickt zwischen zwei andere steuerte.
Ehe sie antworten konnte, sprang er geschmeidig auf den Steg und machte das Boot fest.
„Ich bin dir wirklich dankbar, Isandro.“ Noch fiel es ihr schwer, ihn ebenfalls zu duzen. „Was für ein Glück, dass du ein Boot hast!“
„Ich habe kein Boot.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Jedenfalls nicht hier. Ich habe mir das hier nur ausgeliehen.“
„Du hast es gestohlen!“, rief Zoe. „Aber es handelte sich ja um einen Notfall.“
„Wie bist du überhaupt darauf gekommen, dass die Zwillinge auf dem Fluss sein könnten?“
„Georgie wollte Kanu fahren, und ich habe Nein gesagt. Wir hatten keine Zeit mehr …“
„Du musst dich mir gegenüber nicht rechtfertigen, Zoe.“
„Sie ist ziemlich …“
„Willensstark?“, ergänzte Isandro trocken, woraufhin Zoe die Schultern zuckte.
„Sie hat nicht
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