Julia Extra Band 377
plötzlich aber gar nicht mehr so eilig. Herausfordernd schaute sie ihn an und riet ihm: „Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich an deiner Stelle würde noch einmal genau nach dem Verbleib der fünf Millionen forschen lassen. Bei mir ist nämlich nicht ein Penny eingegangen.“
Arrogant nickte er. „Keine Sorge, ich werde die Angelegenheit umgehend untersuchen lassen.“
Ob er beleidigt ist, dass ich mich ohne erotische Zugabe von ihm verabschiede? überlegte Saffy, als sie sich unter der Dusche seinen Duft abspülte. Zahirs wilde Leidenschaft war doch nicht ganz schmerzfrei geblieben. Jeder Schritt tat Saffy weh. Doch das war es ihr wert, denn sie hatte ja ihr Ziel erreicht: Sie war endlich keine Jungfrau mehr und hatte ihr Trauma überwunden. Als völlig normale junge Frau konnte sie sich nun auch vorstellen, eine Beziehung einzugehen. Prima, dachte sie und zauberte energisch ein Lächeln auf ihr angespanntes Gesicht. Gerade hatte sie sich in ein Badetuch gewickelt, als jemand an die Tür klopfte.
„Ja?“
Es war Zahir, der noch immer nur seine Boxershorts trug.
„Was ist denn?“ Saffy hätte liebend gern darauf verzichtet, ihn noch einmal zu sehen. Bei seinem Anblick wurde sie jedes Mal schmerzlich daran erinnert, dass er mit anderen Frauen zusammen gewesen sein musste. Natürlich war es weder fair noch rational, aber sie hasste ihn dafür, Spaß gehabt zu haben, während sie unfähig gewesen war, mit anderen Männern zu schlafen.
„Ich muss dich verletzt haben. Auf dem Laken sind Bluttropfen“, erklärte er besorgt. „Warum hast du nichts gesagt?“
Sie wurde rot vor Scham. Damit, dass ihre Entjungferung sichtbare Spuren hinterlassen könnte, hatte sie nicht gerechnet. Verflixt, war das peinlich! „Du hast … mich nicht verletzt. Ich war lange nicht mit einem Mann zusammen. Daran wird es wohl liegen“, druckste sie herum.
„Wie kommt’s? Du lebst doch mit einem Mann zusammen.“ Zahir musterte sie misstrauisch.
„Ich finde nicht, dass dich das etwas angeht“, antwortete sie ausdruckslos und senkte den Blick.
„Ich werde einen Arzt rufen“, sagte Zahir knapp.
„Nicht nötig.“ Diese Erniedrigung könnte sie nicht ertragen. Entschlossen öffnete sie die Tür weiter. „Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest? Ich möchte mich anziehen.“
„Sapphire …“ Frustriert sah er sie an. „Warum verhältst du dich so merkwürdig? Lässt du dich öfter mal auf ein flüchtiges Sexabenteuer ein?“
Sie presste die Lippen zusammen. „Selbst wenn es so wäre, dir würde ich bestimmt nicht davon erzählen.“
5. KAPITEL
Erschöpft ließ Saffy den cremefarbenen Ledersitz in Zahirs unglaublich luxuriösem Privatjet zurückkippen, konnte sich jedoch nicht entspannen.
Zahir hatte sich nicht lumpen lassen und dafür gesorgt, dass es ihr auf dem Rückflug nach London an nichts fehlte. Ihr wäre es allerdings lieber gewesen, wenn sie alles, was in den vergangenen vierundzwanzig Stunden geschehen war, einfach aus ihrem Gedächtnis hätte löschen können. Sie hatte Sex mit ihrem Ex gehabt. Na und? Nur die Tatsache, dass sie zuvor noch nie imstande gewesen war, Sex zu haben, verlieh dem Ganzen eine besondere Note. Sie hatte Zahir benutzt. So und nicht anders musste sie das betrachten.
Zahir wäre vor Wut explodiert, wenn er das gewusst hätte, denn er erwartete, dass alles nach seinen Wünschen geschah. So wie es sein Wunsch gewesen war, sie zu heiraten und sich dann wieder von ihr scheiden zu lassen. Auf die Idee, sie nach ihrer Meinung zu fragen, wäre er nie gekommen. Entscheidungen, die sie beide betrafen, hatte er stets allein gefällt …
Als sie vor fünf Jahren als frisch getrautes Ehepaar in Maraban gelandet waren, hatte Saffy keine Ahnung von Zahirs zerrütteten Familienverhältnissen gehabt. Sein Vater König Fareed hatte getobt, als er erfahren hatte, dass sein Sohn eine Ausländerin geheiratet hatte. Der Tyrann hatte sich anfangs sogar geweigert, sie kennenzulernen. Immerhin hatte sie Zahirs älteren Bruder Omar und dessen Frau Azel kennengelernt. Einige Monate später war Omar bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Da die Ehe mit Azel kinderlos geblieben war, stieg Zahir automatisch zum neuen Thronfolger auf und rückte in den Fokus des königlichen Interesses. Saffy sah ihren Ehemann nur noch selten, denn er hatte die zeremoniellen Aufgaben seines verstorbenen Bruders übernehmen müssen.
Das Leben im außerhalb der Stadtgrenzen gelegenen Palasts war sehr öde gewesen für
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