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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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zum Flughafen. Entweder musst du in psychiatrische Behandlung, oder du hattest einen zwingenden Grund. Welcher war das?“
    „Ich wollte nach London fliegen.“
    Alexio war überrascht, wie hart ihn dieses Geständnis traf. Aber was hatte er erwartet? Dass sie zum Flughafen gefahren war, um Jumbojets landen zu sehen?
    „Wie konnte Tipo wissen, dass du am Flughafen sein würdest?“
    Ione erschrak. „Tipo ist hier? In Paris?“
    Alexio bemerkte, wie blass sie bei der Nennung des Namens geworden war. Seine Erwähnung genügte, um Ione in panische Angst zu versetzen. Das tat ihm leid, und darüber ärgerte er sich.
    „Ich dachte, wir wären allein hier … ohne …“ Ione verstummte, denn sie musste daran denken, was mit ihr geschehen wäre, wenn die Leibwächter ihres Vaters sie zuerst entdeckt hätten.
    „Ich habe dich vorhin meine Ehefrau genannt“, fuhr Alexio heftig fort, „aber eine Frau, die mich wenige Stunden nach dem Gelöbnis vor dem Altar verlässt, ist nicht meine Ehefrau. Trotzdem habe ich das Recht zu erfahren, mit wem du dich treffen wolltest.“
    „Mich treffen?“ Ione sah ihn verständnislos an. Sie dachte noch über die harten Worte nach, die sie eben gehört hatte. Natürlich wollte Alexio keine solche Ehefrau. Kein Mann wollte eine untreue, unaufrichtige und schamlose Ehefrau. Aber was hatte sie erwartet? Die Brücke lag hinter ihr. Auf diesem Weg gab es keine Umkehr.
    Ein Gefühl trostloser Leere stieg in ihr auf. Ich bin noch frei, versuchte sie sich einzureden. Tipo und seine Männer können mich nicht gegen meinen Willen mitnehmen. Sie musste sich nur mit aller Kraft zur Wehr setzen, auch auf die Gefahr hin, dass ihre Geschichte in die Klatschpresse kam. Aber welche Geschichte konnte das sein?
    „Die Wahrheit!“, forderte Alexio mit unverminderter Härte. „Ich will endlich die Wahrheit hören. Wen wolltest du in London treffen?“
    „Niemanden“, versicherte Ione, die nicht merkte, worauf Alexio abzielte. „Kein Mensch weiß, dass ich dorthin wollte.“
    „Auch Yannis nicht?“
    „Yannis?“, wiederholte sie verwirrt. „Warum sollte ich mich nach all den Jahren mit ihm treffen? Ich weiß nicht mal, wo er heute wohnt.“
    Alexio betrachtete Ione mit zunehmender Bitterkeit. Sein Vertrauen in sie war zerstört. Nie hätte er sie einer solchen Handlungsweise für fähig gehalten, und es tat ihm weh, sie in dieser provozierenden Aufmachung vor sich zu sehen. „Ione wird dich vielleicht noch überraschen“, hatte Minos in seiner wegwerfenden Art gesagt und damit leider recht behalten. Aber Alexio würde keiner Frau erlauben, ihn an der Nase herumzuführen!
    „Warum wolltest du nach London, wenn kein anderer Mann im Spiel ist?“, forschte er weiter und dachte dabei: Sie ist makellos, wie eine Porzellanpuppe. Das feine silberblonde Haar, die edlen Gesichtszüge, die zarten Rundungen und die schlanken Beine … Alles war perfekt, bis hin zu dem unschuldigen, ängstlich flehenden Ausdruck der großen grünen Augen. Jeder Mann musste darüber ins Schwärmen geraten, es sei denn, sie lief ihm in der Hochzeitsnacht davon.
    „Natürlich ist kein anderer Mann im Spiel!“
    Ione war über Alexios Verdächtigung schockiert, bis ihr einfiel, dass sie tatsächlich von einem Mann geträumt hatte, der so küsste wie er. Als ob Männer austauschbar wären und einer den anderen ersetzen könnte! Als ob die Hochzeit und ihr Treueschwur nichts zu bedeuten hätten! Zu spät musste Ione einsehen, dass sie weder so mutig noch so selbstsicher war, wie sie sich eingeredet hatte. Jedenfalls nicht, wenn sie dafür mit dem endgültigen Abschied von Alexio bezahlen musste.
    „Dann gibt es nichts mehr zu sagen.“ Alexio war bereit, Ione zu glauben, obwohl das seine quälenden Gedanken nicht vertrieb. „Ich begreife jetzt, dass du deine Zustimmung zu unserer Heirat schon bereut hattest, bevor wir die Kirche betraten. Du hättest uns viel ersparen können, wenn du den Mut gehabt hättest, das zuzugeben.“
    Ione kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Sie war so versessen darauf gewesen, Alexio zu verteufeln und sich vor ihm zu schützen, dass sie den Blick für die Wirklichkeit verloren hatte. Warum war sie nicht durch die Sperre gegangen, um dahinter in aller Ruhe auf ihren Abflug zu warten? Weil es sehr viel mehr Aufsehen erregt hätte, sie von dort zurückzuholen. Sie hatte unschlüssig in der Abflughalle gewartet und sich doch nicht eingestanden, dass sie eigentlich gar nicht fortwollte. Nicht von

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