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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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und den Zettel, den die Frau in „Fossetts“ ihr mitgegeben hatte. Nein, es war entschieden zu spät, um heute noch anzurufen und den ersten, lange ersehnten Kontakt mit ihrer Schwester herzustellen.
    Mit plötzlicher Entschlossenheit streifte Ione alle Ringe ab, die Alexio ihr geschenkt hatte, und legte sie auf den Wohnzimmertisch. Sie würde rasch duschen und sich leger anziehen, ehe das Essen heraufgeschickt wurde.
    Wie Alexio wohl den Abend verbrachte? Natürlich bei Pascale, denn jetzt brauchte er keine Rücksicht mehr zu nehmen. Ione hatte ihm die Freiheit zurückgegeben, und er würde sie voll auskosten. Er würde für sich und Pascale zum Tagesausklang das romantische Dinner arrangieren, von dem sie selbst geträumt hatte.
    Und wenn sie sich irrte? Wenn Alexio über sich und Pascale doch die Wahrheit gesagt hatte? Wenn alles nur die Laune einer Exfreundin war, die unerwartet auftauchte, um ihren ehemaligen Liebhaber zurückzugewinnen, obwohl er inzwischen verheiratet war?
    Ione stöhnte leise vor sich hin, als sie mit ihren Gedanken so weit gekommen war. Dachte und fühlte sie nicht schon wie ihre verstorbene Adoptivmutter? Steckte sie ihren Kopf nicht genauso in den Sand und erfand die unmöglichsten Entschuldigungen, um die Wahrheit nicht sehen zu müssen?
    Irgendwann würde ihre Liebe zu Alexio erlöschen. Sie kannte jetzt seinen wahren Charakter, und dieser Erkenntnis hielt keine Liebe stand. Aber warum war das Leben so hart? Warum hatte sie einen charaktervollen Mann wie Yannis nur bewundert und geachtet, aber nicht geliebt? Und warum liebte sie Alexio, dessen Charakter in so vieler Hinsicht zu wünschen übrig ließ?
    Als Ione den Gürtel ihres Seidennegligés zuband, hörte sie lautes Motorengeräusch, das schnell näher kam. Sie eilte zum Fenster und sah mit Entsetzen, dass ein Hubschrauber mit dem Firmenzeichen von „Christoulakis Enterprises“ tief über den erleuchteten Garten des Hotels hinwegflog und hinter den Bäumen landete.

9. KAPITEL
    Alexio sprang aus dem Hubschrauber. Der Zorn, der seit Stunden sein Blut in Wallung brachte, hatte sich noch nicht gelegt.
    Das Nebenzimmer nach dem Besuch des Emirs leer vorzufinden war ein großer Schock für ihn gewesen, Ione hatte versprochen zu warten und war dann heimlich verschwunden – ein unglaublicher Vertrauensbruch, soweit es ihn betraf.
    Aber nicht nur Ione, sondern auch ihre Leibwächter waren verschwunden, und eine Anfrage bei der Agentur hatte ergeben, dass Ione sie kurzerhand entlassen hatte. Unvorstellbar, dass sie jetzt allein unterwegs war – mit dem unseligen Handkoffer, in dem sie ständig sehr viel Bargeld und die Juwelen ihrer Mutter mitschleppte. Ausgerechnet Ione, die weniger Ahnung von den Gefahren dieser Welt hatte als eine Prinzessin aus dem Märchen!
    Alexio hatte sich bittere Vorwürfe gemacht, weil er nicht rechtzeitig mit ihr über diesen Koffer gesprochen hatte. Nachträglich erschien ihm das unverzeihlich, aber er hatte Ione weder kränken noch in Verlegenheit bringen wollen. Wer hatte schließlich nicht seinen kleinen Tick? Wenn Ione es nicht fertig brachte, sich von dem Schmuck ihrer toten Mutter zu trennen, und wenn ein Haufen Bargeld ihr mehr Sicherheit gab … was machte das schon aus, solange sie auf Schritt und Tritt bewacht wurde?
    Alexio war drauf und dran gewesen, die Polizei einzuschalten, als einer der Leibwächter gestanden hatte, dass zwei seiner Kollegen Ione gegen ihre Anordnung auf den Fersen geblieben waren. Alexios Erleichterung war groß gewesen, und statt der Sorge hatte ihn wachsender Zorn erfasst.
    Ione war vom Fenster zurückgetreten und stand hoch aufgerichtet im Zimmer, den Blick starr auf die Tür gerichtet. Jeden Moment würde Alexio an die Tür klopfen, denn nur er konnte mit dem Hubschrauber gekommen sein. Dass einer seiner Mitarbeiter sich zufällig dieses ländliche Hotel zum Übernachten ausgesucht hatte, wäre ein Zufall gewesen, an den sie nicht zu glauben wagte.
    Ione wartete und wartete, aber niemand klopfte. Endlich hörte sie ein leises Klicken, als hätte jemand eine Keycard benutzt, um die Suite zu betreten. Die Tür flog auf, und Alexio kam hereingestürmt, mit blitzenden Augen und zornigem Gesicht.
    „Wie konntest du dich als Mrs. Gakis eintragen?“, fuhr er Ione an, sobald sich die Tür wieder geschlossen hatte. „Wie kannst du es wagen, meinen Namen zu verleugnen?“
    Der Vorwurf kam so unerwartet, dass Ione in ihrem angespannten, vor Angst und Erwartung wie betäubten

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