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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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entscheidende Krise würde später eintreten, aber …“
    „Die entscheidende Krise?“, wiederholte Ione fassungslos. Sie erinnerte sich daran, wie schlecht Minos nach seiner letzten Auslandsreise ausgesehen hatte, aber sie kannte auch seine Neigung, bei der Arbeit zu übertreiben und zu viel von sich zu fordern. Warum hatte sie nicht genauer hingesehen? Warum hatte Alexio sie nicht gewarnt?
    „Ich habe geglaubt, mir würde noch genug Zeit bleiben, dich in Ruhe vorzubereiten“, gestand Alexio zerknirscht.
    „Und du hast es gewagt, mir mangelndes Vertrauen und mangelnde Ehrlichkeit vorzuwerfen!“, hielt Ione ihm bitter vor. Ihr war bewusst, dass sie zu hart urteilte, aber ihr schlechtes Gewissen trieb sie dazu. Sie war zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen, um die zunehmende Hinfälligkeit ihres Adoptivvaters zu bemerken. Mehr noch … Sie hatte geplant, die Familie für immer zu verlassen, ohne Rücksicht darauf, welchen Schaden Minos’ Ansehen dadurch nehmen musste.
    „Ich konnte es nicht über mich bringen, mein Minos gegebenes Wort zu brechen“, sagte Alexio noch einmal, aber Ione ließ das als Entschuldigung nicht gelten.
    „Dann hatte Dad in unserer Ehe mehr zu sagen als ich?“, fragte sie, außer sich vor Empörung. „Dein ihm gegebenes Wort war dir wichtiger als deine Treue zu mir? Wie kommst du eigentlich dazu? Hier geht es um die Familie, und du bist kein Gakis!“
    Ione sank in ihren Sitz zurück. Sie konnte Alexio nicht ansehen, denn sie wusste, dass ihr Vorwurf ungerecht war. Er kannte die Bedingungen, unter denen sie gelebt hatte. „Andererseits wurde ihr in diesem Augenblick klar, dass sie doch etwas mit ihrem Adoptivvater verband, dass sie Griechin und eine Gakis war, weil dort ihre Wurzeln lagen. Misty wiederzufinden war ein großes Glück gewesen, aber das schloss ihre leiblichen Eltern nicht ein. Jetzt wusste sie, warum sie für Caroline und Oliver nie das empfinden konnte, was sie für Amanda und Minos empfand. Vierundzwanzig Jahre waren nicht einfach auszulöschen.
    „Du wirst Lexos noch heute Abend erreichen“, versprach Alexio, der ahnte, was in ihr vorging.
    Ione nickte und suchte nach einem versöhnlichen Wort. „Dad hasst es, wenn man zu viele Umstände bezüglich seiner Person macht. Deshalb wollte er nicht, dass Kalliope und ich von seinem wahren Zustand erfuhren. Es ist nicht deine Schuld.“

10. KAPITEL
    Am frühen Morgen des nächsten Tages verließ Ione das Zimmer ihres Vaters. Sie hatte mehrere Stunden an seinem Bett gesessen, ohne erkannt worden zu sein. Es ging ihm nach dem schweren Herzanfall zu schlecht, um noch etwas von seiner Umgebung wahrzunehmen.
    Kalliope, die am Abend zuvor nicht mehr zur Begrüßung erschienen war, saß bereits im Esszimmer, als Ione kurz nach acht Uhr zum Frühstück erschien.
    „Hast du dich endlich herbemüht?“, begrüßte sie Ione mit einem scharfen, misstrauischen Blick.
    „Hätte ich gewusst, wie krank Dad ist, wäre ich früher nach Hause gekommen“, verteidigte sich Ione.
    Kalliope verzog höhnisch die Lippen. „Du lügst.“
    Ione merkte, in welcher labilen Verfassung ihre Tante war, und schwieg. Sie hatte Mitleid mit Kalliope, der der bevorstehende Verlust ihres Bruders sehr naheging, und wollte keinen Streit vom Zaun brechen. Auch Alexio hatte den Vorwurf gehört und blieb stirnrunzelnd an der Tür stehen, wo niemand ihn bemerken konnte.
    „Ich habe mit Tipo gesprochen, nachdem Alexio ihn in Paris entlassen hatte“, fuhr Kalliope giftig fort. „Du hast deinen Mann schon wenige Stunden nach der Hochzeit verlassen.“
    Ione erschrak über den unerwarteten Angriff ihrer Tante. „Das ist vorbei“, erklärte sie. „Ich habe einen dummen Fehler gemacht, aber jetzt sind Alexio und ich glücklich.“
    „Einen Fehler?“, höhnte Kalliope. „Nennt man das heute so? Tipo hat für mich die ganze Wahrheit herausgefunden. Du hast den Flug von Paris nach London schon neun Tage vor der Hochzeit gebucht.“
    Alexio stand mit wenigen Schritten mitten im Zimmer. „Ist das wahr?“, fragte er, noch bevor er den Sinn von Kalliopes Worten ganz begriffen hatte.
    Kalliope verstummte, als Alexio so unerwartet auftauchte, und Ione ließ vor Schreck beinahe das Glas mit Orangensaft fallen, das sie in der Hand hielt.
    „Ich habe dich etwas gefragt!“, herrschte Alexio sie an.
    Kalliope schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Mit einem erschrockenen Seitenblick auf Iones versteinertes Gesicht murmelte

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