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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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Kunstwerk aufgefasst, und ich möchte, dass meine Angestellten davon profitieren. Ich bin es leid, mit anzusehen, wie sie sich am Schreibtisch mit pappigen Brötchen vollstopfen. Eine richtige Mahlzeit wäre dagegen ein Ansporn für den ganzen Nachmittag.“
    Also war Misty gebeten worden, in der neu eingerichteten Kantine täglich einen leichten Lunch zu servieren, und wenn nachmittags Besprechungen stattfanden, war sie ebenfalls für die Bewirtung verantwortlich. Diese günstige Abmachung stand jetzt auf dem Spiel. Selbst wenn die großzügigen Lunchgewohnheiten bei „Brewsters“ beibehalten wurden, war nicht sicher, wer den Auftrag bekam.
    Misty suchte den Waschraum auf und betrachtete sich im Spiegel. Sie hatte schon besser ausgesehen, aber das war im Moment kein großer Trost. Schlaflose Nächte und ständige Geldsorgen hinterließen nun mal ihre Spuren.
    Leone Andracchi würde ihr keinen neuen Vertrag anbieten. Das wusste sie, fühlte sie. Es war die Strafe dafür, dass sie ein zu hohes Darlehen aufgenommen hatte, um ihren Betrieb zu erweitern. Was machte es dem Allmächtigen schon aus, wenn sie Konkurs anmelden musste? Aber vielleicht erwartete er, dass sie bettelte, flehte, sich ihm zu Füßen warf …
    Wieder fiel ihr Birdie ein. Sollte sie ihretwegen um Gnade bitten? Bei der Vorstellung überlief es Misty eiskalt, aber die einzige Alternative war fast noch schlimmer. Flash würde ihr ohne Zögern alle Sorgen abnehmen, nur würde sie diesmal selbst der Preis sein, und so tief zu sinken …
    Nein, das würde der Himmel nicht zulassen.

2. KAPITEL
    Eine Sekretärin, der man die Strapazen des einwöchigen Besuchs des Chefs von „Andracchi Industries“ deutlich ansah, öffnete die Tür zu einem großen hellen Büro. Misty atmete tief durch und trat ein. Sie wollte unbedingt einen sicheren Eindruck machen, aber ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und ihre Handflächen waren feucht. Wenn er mir bloß nicht zur Begrüßung die Hand gibt, dachte sie verzweifelt.
    „Setzen Sie sich, Miss Carlton.“
    Leone Andracchi stand am Fenster, durch das Sonnenlicht hereinfiel, und telefonierte. Er sprach italienisch, so glatt und einschmeichelnd, als würde er mit seiner Geliebten sprechen. Telefonsex, dachte Misty und verzog angewidert die Lippen. Aber in einer Hinsicht hatte Clarice leider recht. Er war hinreißend … die reine Augenweide.
    Dichtes schwarzes Haar, in dem sich das Sonnenlicht brach, eine ausgeprägte Nase, starke Brauen, hohe Wangenknochen und ein sinnlicher Mund. Am ungewöhnlichsten waren die Augen … in einem Moment fast schwarz, im nächsten wie mit Gold überzogen, lachend, hinreißend, unglaublich sexy. Und wie er diese Augen einzusetzen wusste! Was andere kaum mit Worten sagen konnten, brachte er mit einem einzigen Blick unmissverständlich zum Ausdruck.
    Leone beendete das Gespräch und warf Misty einen raschen Blick zu. Was mochte ihr müder Gesichtsausdruck bedeuten?
    Was das kaum wahrnehmbare Lächeln? Sie schien zu den Menschen zu gehören, die ihre Gedanken wandern ließen und mitunter weiter weg waren, als ihnen guttat.
    „Nett, Sie wiederzusehen, Miss Carlton.“ Leone ging zu seinem Schreibtisch und deutete dabei auf einen Sessel. „Es tut mir leid, dass Sie warten mussten.“
    Es tut ihm nicht leid, dachte Misty, während sie sich vorsichtig hinsetzte, damit ihr Kostümrock nicht verrutschte. Kein bisschen. Warum setzte er sich nicht ebenfalls hin? Warum lehnte er in voller Größe an seinem Schreibtisch? Um sie mit seinen ein Meter neunzig – so viel waren es mindestens – einzuschüchtern?
    „Sie möchten natürlich wissen, wie ich über den neuen Vertrag denke“, begann Leone das Gespräch. „Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen irgendwelche Auskünfte zu geben, aber im Hinblick auf die hervorragenden Leistungen, die Sie während der letzten zwei Monate geboten haben, erscheint es mir nur fair, meine jetzige Ablehnung zu begründen.“
    Abgelehnt! Misty wurde blass, obwohl sie mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. „Ich kann auf falsche Komplimente verzichten, Mr. Andracchi“, antwortete sie heiser. „Wenn Sie den Vertrag mit ‚Carlton Catering‘ nicht verlängern wollen, waren Sie mit den Leistungen offensichtlich nicht zufrieden.“
    Leone schüttelte den Kopf. „So einfach ist es nicht. Sie haben zu stark expandiert, Miss Carlton. Es wäre leichtsinnig, davon auszugehen, dass Ihr Betrieb solvent genug bleibt, um einen Jahresvertrag erfüllen zu können.“
    Misty ließ

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