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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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begnügt. „Nun ich … ich habe eine Zwillingsschwester, die …“
    Leone horchte auf. „Weißt du das genau?“
    „Ich weiß nur, dass wir keine eineiigen Zwillinge sind.“ Misty bedauerte, das Thema angeschnitten zu haben, und war gleichzeitig froh, weil sie Leone dadurch von seiner toten Schwester abgelenkt hatte. „Sie wurde adoptiert und ich nicht.“
    „Gewöhnlich lässt man Zwillinge zusammen“, meinte Leone mit einem seltsamen Blick.
    „Mum war bereit, auf meine Schwester zu verzichten, aber nicht auf mich. Als ich älter wurde, habe ich versucht, Kontakt mit meiner Schwester aufzunehmen, aber sie war nicht interessiert. Ich bekam nur einen Brief, in dem sie schrieb, dass sie nur noch ihre Adoptivfamilie kenne und niemand anderen brauche. Birdie hält es für möglich, dass sie ihre Einstellung ändert, wenn sie älter wird.“
    Misty rang sich ein Lächeln ab, als hätte diese schroffe Zurückweisung weiter nichts zu bedeuten. In Wirklichkeit war sie tief enttäuscht gewesen, und die harte Reaktion ihrer Schwester schmerzte sie heute noch. Sie hatte unvernünftig hohe Erwartungen an ein Wiedersehen geknüpft, und dann war nur dieser kurze Brief gekommen – sogar ohne Adresse, um Mistys persönliches Erscheinen auszuschließen.
    „Birdie ist deine Pflegemutter?“
    „Du weißt wirklich viel über mich.“ Misty dachte an die Szene in der Limousine und das verräterische Videoband, das Leone eingelegt hatte, um sie zu demütigen. „Das hättest du eigentlich deutlicher zugeben können.“
    „War die kleine Vorführung von gestern Abend nicht deutlich genug? Du bist sogar handgreiflich geworden“, erinnerte Leone sie.
    Misty errötete. „Du hast mich provoziert.“
    Leone lehnte sich zurück und fixierte sie mitleidlos. „Das ist keine Entschuldigung.“
    „Ich habe die Beherrschung verloren.“
    „Nicht viel besser.“
    Misty fühlte, wie der alte Zorn in ihr hochstieg. „Entschuldige … entschuldige … entschuldige! Genügt das endlich?“
    „Es genügt … vorläufig.“ Leone warf seine Serviette hin und stand auf. „Ich muss gehen.“ An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Wenn irgendjemand während meiner Abwesenheit anruft oder vorbeikommt, wirst du dich genau an deine Rolle halten. Ist das klar?“
    Misty nickte. An wen dachte Leone? Wer sollte sie anrufen oder sogar vorbeikommen? Sie sprang auf und folgte ihm in den Flur.
    „Leone …“
    Er sah sie langsam von oben bis unten an und fragte: „Hat dir schon jemand gesagt, dass du morgens um sechs sehr süß aussiehst?“
    „Denkst du immer nur an das Eine, wenn du mit einer Frau zusammen bist?“, fragte Misty.
    „Und hat dir niemand beigebracht, wie man auf ein Kompliment reagiert?“
    „Bitte, Leone … ich muss dich noch etwas fragen.“ Misty spielte nervös mit ihren Händen. „Benutzt du mich, um ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau zu vertuschen?“
    „Ich habe keine Verhältnisse mit verheirateten Frauen. Es würde mir schwerfallen, eine Frau mit einem anderen Mann zu teilen.“
    „Dann ist dies wirklich nur ein Geschäft?“
    „Ein sizilianisches Geschäft“, verbesserte Leone sie mit samtweicher Stimme. „Die Einzelheiten würdest du nicht verstehen.“
    Misty sah ihm hilflos nach. „Nein, wahrscheinlich nicht.“
    Nachdem Leone gegangen war, setzte sie sich wieder an den Frühstückstisch und blätterte in den Zeitungen, die Alfredo ihr hingelegt hatte. Dabei verdüsterte sich ihre Stimmung immer mehr. Zwei bekannte Blätter brachten ein Foto von ihr und Leone. „Leones jüngstes Häschen“, wurde sie in der einen Zeitung genannt, „eine neue Andracchi-Schönheit“ in der anderen, die Birdie täglich las. Zwar war ihr Name bisher nicht gefallen, aber wie lange würde diese Schonfrist noch dauern?
    Misty begann einzusehen, dass es kurzsichtig gewesen war, Birdie von der „Stellung“ zu erzählen, die Leone ihr angeblich verschafft hatte. Es gab nur eine Möglichkeit für sie: Sie musste nach Hause fahren und alles persönlich erklären.
    Sie nahm den ersten Zug nach Norfolk und ließ sich vom Bahnhof mit dem Taxi nach „Fossetts“ bringen. Es war inzwischen Nachmittag geworden, und Birdie saß im Wohnzimmer am Fenster, wo sie frische Blumensträuße zusammenstellte. Sie sah lächelnd auf und fragte mit kaum spürbarer Besorgnis: „Du hast ihn wohl nicht mitgebracht?“
    „Birdie, ich …“
    „Du steckst mitten in einer Romanze und hast mir nichts davon erzählt“, fuhr Birdie

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