Julia Festival Band 0103
geküsst!“
„Ja.“ Finn kniff die Augen zusammen. „Aber es hat mich nicht erregt, nicht im Geringsten.“
„Soll das ein Trost sein?“
Er überlegte. „ Ich würde es jedenfalls als Trost empfinden, wenn die Situation umgekehrt wäre. Hast du nach unserer Trennung jemanden geküsst, Amber?“, fragte er dann zögernd.
„Nein – aber das ist noch lange kein Grund für dich, so selbstgefällig zu lächeln!“
„Nein.“ Er wurde wieder ernst. „Nachdem du gegangen warst, hat Birgitta den Notarzt gerufen, und ich wurde ins Krankenhaus gebracht.“
„Und was war mit dem Brief, den Birgitta mir gegeben hat?“
Finn stöhnte. „Ich glaube, mir ist noch nie etwas so schwergefallen – körperlich und geistig – wie diesen Brief zu schreiben. Birgitta musste mir hoch und heilig versprechen, ihn dir zu geben – sie wollte es nämlich erst nicht.“
„Und warum nicht?“
„Birgitta war der Ansicht, dass deine Liebe dir die Kraft geben würde, mit der Wahrheit fertigzuwerden.“
„Dieses Vertrauen hattest du nicht.“
„Doch, Amber. Ich wollte dir ein solches Leben nur nicht zumuten.“
„Und was hat dich bewogen, deine Meinung nun doch zu ändern?“
„Ich habe dich vermisst“, antwortete Finn schlicht.
In diesen vier einfachen Worten lag alles, worauf Amber gewartet hatte. Sie stand auf und stellte sich neben Finn. „Wenn du mich jetzt fragen möchtest, ob ich dich immer noch will, ist die Antwort ein bedingungsloses Ja.“ Als sie das Leuchten in seinen Augen sah, beugte sie sich zu ihm hinunter und sagte ihm leise ins Ohr: „Egal, ob du im Rollstuhl sitzt oder nicht, ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Und ich verlange auch keine Dankbarkeit, ich möchte nur das, was du mir geben kannst.“
„Und wenn ich dir nun nichts geben kann?“
„Das glaube ich dir nicht. Deine Augen sagen etwas ganz anderes – und nicht nur deine Augen.“ Lächelnd blickte sie auf seine leichten Chinos, die nichts verbargen. „Ich werde dir die Welt zu Füßen legen, Finn, auch wenn du sie nicht bewegen kannst.“
Eine schwere Last schien von Finns Seele zu fallen. Er legte den Kopf zurück und lachte voller Lebensfreude. „Oh Amber!“
„Komm, lass uns irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind, dann werde ich dir zeigen, was ich meine.“
„Amber!“, flüsterte er heiser, löste die Bremsen seines Rollstuhls und steuerte ihn so schnell durch die Stuhlreihen, dass Amber Mühe hatte, ihm zu folgen.
Vor seiner Zimmertür hielt er und blickte Amber über die Schulter an. „Wirklich keine Bedenken?“, fragte er sanft.
Amber wusste, dass absolute Ehrlichkeit das Mindeste war, was sie ihm schuldete. „Doch“, gab sie zu. „Alles andere wäre ja auch unnatürlich. Aber je länger ich dir in die Augen sehe, desto schneller schwinden meine Ängste.“
Es schien, als wollte er etwas sagen, überlegte es sich dann jedoch anders, drückte die Tür auf und ließ Amber eintreten. Das Zimmer war groß und hell, und in der Mitte stand ein riesiges Doppelbett.
Finn parkte seinen Rollstuhl so, dass er Amber ins Gesicht sehen konnte. Unwillkürlich ging sie in die Hocke, um mit Finn auf gleicher Höhe zu sein, und küsste ihn. Noch nie hatte Amber einen Kuss so intensiv empfunden. Zärtlichkeit, Erotik, Liebe und Leidenschaft, alles lag darin.
Nach einer halben Ewigkeit legte Amber ihren Kopf auf Finns Schulter und seufzte. „Finn?“
„Amber?“
„Sollen wir jetzt ins Bett gehen? Du …“ Sie schluckte nervös. „Du wirst mir zeigen müssen, was ich tun soll.“
„Geh dort rüber und zieh deine Jacke aus“, wies er sie an – mit einem triumphierenden Unterton, wie Amber zu hören glaubte. „Ich sage dir alles, was nötig ist.“
Gehorsam ging Amber zum Bett, drehte sich um und knöpfte langsam den Blazer ihres Hosenanzugs auf. Verlangt er von mir, dass ich einen Striptease mache?, fragte sie sich. Hilft ihm das? Werde ich das schaffen?
Mit zitternden Händen ließ sie den Blazer aufs Bett gleiten und blickte an ihrer dünnen Seidenbluse hinunter. Was sollte sie nun tun? Hilfe suchend blickte sie zu Finn und glaubte, ihre Nerven würden ihr vor lauter Aufregung einen Streich spielen.
Das konnte doch nicht wahr sein! Finn war … Finn war … war …
Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf, um die Halluzination zu verscheuchen – oder war es gar keine?
Finn hatte sich aus dem Rollstuhl erhoben und kam mit sicheren Schritten auf sie zu …
Das Letzte, was Amber fühlte,
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