Julia Festival Band 0103
sind.“
So lässig sie es vermochte, stand Ursula auf, was ihr nicht leichtfiel, denn sie hatte schreckliche Komplexe wegen ihrer Figur und der spärlichen Bekleidung. Sie war froh, von Ross wegzukommen und in die Küche flüchten zu können, wo es zudem angenehm kühl war.
Ihre Hände zitterten so sehr, dass ihr die Schale entglitt, als Ursula die Eiswürfel herausdrücken wollte. Statt in der Limonade landeten sie daher auf dem Fußboden, und sie fluchte leise. Sie riss gerade Küchenkrepp von der Rolle, um damit die Fliesen zu trocknen, als sie spürte, dass Ross hinter sie getreten war.
Unwillkürlich den Atem anhaltend, verharrte sie mitten in der Bewegung, und er drückte ihr ein Stückchen Eis zwischen die Schultern. Als es auftaute und das kalte Wasser ihr den Rücken hinunterlief, seufzte sie wohlig.
„Kühlt dich das ab?“, erkundigte er sich dicht an ihrem Ohr.
„Glaubst du?“, fragte sie atemlos.
Er antwortete nicht, sondern ließ die Hand auf ihrem Rücken liegen, bis das Eis völlig geschmolzen war. Ursula schloss die Augen und träumte davon, was jetzt folgen könnte …
Ross drehte sie zu sich herum und ließ die Hände zu ihren Hüften gleiten. „Ich frage mich ernsthaft“, gestand er leise, „ob ich lediglich nicht richtig geschaltet habe oder ob ich ein riesengroßer Dummkopf bin. Ursula!“, bat er, als sie nicht reagierte, „bitte sieh mich an und sag mir, ob du sie auch fühlst, diese starke Anziehungskraft, der man sich unmöglich entziehen kann?“
Sie öffnete die Augen und nickte.
„Ja“, meinte er heiser und senkte den Kopf.
Von diesem Augenblick hatte sie geträumt, seit sie Ross das erste Mal begegnet war, und deshalb jahrelang ein schlechtes Gewissen gehabt. All ihre Fantasien verblassten jedoch gegen das, was sie jetzt erlebte, und die Gefühle, die sie so lange hatte bezähmen können, sprengten mit Macht die Fesseln, die sie ihnen auferlegt hatte.
Zuerst war es nichts weiter als eine tastende, vorsichtige Berührung, doch dann wurde Ross kühner. Ursula öffnete die Lippen und musste sich an ihm festhalten, als sein Kuss leidenschaftlicher wurde.
Ross ließ die Hände über ihren Rücken gleiten und schob sie in ihr Haar. Unbewusst drängte sie sich so eng an ihn, dass sich ihre Beine berührten und ihre Brüste gegen seinen Oberkörper gepresst wurden. Aus Angst, ihre Knie könnten nachgeben, umklammerte sie weiterhin seine Schultern. Auf das brennende Verlangen, das sie empfand, war sie nicht vorbereitet gewesen.
Fast gleichzeitig öffneten sie die Augen. Ross blinzelte, als hätte er Schwierigkeiten, sie zu erkennen. Scheinbar fassungslos schüttelte er den Kopf. Dann lachte er leise und schüttelte noch einmal den Kopf.
Verständnislos sah Ursula ihn an. „Ross?“
„Ja, Ursula. Vorzuschlagen, uns luftiger anzuziehen, war wirklich wahnsinnig naiv von mir.“ Er atmete schwer. „Aber eins lass dir gesagt sein, Ursula O’Neil. Nur weil wir schon jahrelang zusammenarbeiten, meine Frau mich verlassen hat und meine Hormone plötzlich verrücktspielen, ist es noch lange noch kein Grund für mich, mit dir etwas anzufangen. Hast du das verstanden?“
Fassungslos blickte sie in sein wütendes Gesicht. Sie konnte sich seinen plötzlichen Stimmungsumschwung nicht erklären, ließ es sich jedoch nicht anmerken. „Ross, reagierst du nicht etwas zu überzogen?“ Sie zuckte die Schultern. „Es war doch nur ein Kuss! Was ist schon dabei?“
Er schwieg. „Es war doch nur ein Kuss?“ , wiederholte er schließlich langsam und runzelte die Stirn. „Dann möchte ich nicht wissen, wie du reagierst, wenn du leidenschaftlich bist, Ursula! Oder vielleicht doch!“
Ohne ihr Zeit für eine Antwort zu lassen, zog er sie an sich und presste den Mund auf ihren. Benommen stellte Ursula fest, dass diese Umarmung anders war. Ross schien es darauf anzulegen, seine Erfahrung und seine Überlegenheit auszuspielen, und sie konnte dem nichts entgegensetzen – und wollte es auch gar nicht. Bereitwillig schmiegte sie sich an ihn und legte ihm die Arme um den Nacken. Als er ihre Brust umfasste und die Knospe mit dem Daumen liebkoste, wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt und rief leise seinen Namen.
Als hätte er sich verbrannt, zog er die Hand zurück. Er wirkte plötzlich wie erstarrt, und sein Gesicht war ausdruckslos.
Während sie gemeint hatte, im siebten Himmel zu schweben, hatte Ross anscheinend überhaupt nichts empfunden! Halt suchend griff Ursula nach hinten, um
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