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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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machen wirklich den besten Kaffee der Welt.“
    Luke war erleichtert. Holly war also doch nicht aufdringlich! Sie war durchaus sensibel und hatte gespürt, dass er nicht über sich sprechen wollte. Das stimmte ihn ausgesprochen mild. Freundschaft bestand aus Erzählen und Zuhören – und bisher hatte er nur zugehört, wenn Holly aus ihrem Leben berichtete.
    „Meine Mutter war Opernsängerin“, vertraute er ihr an und kam zu ihr ans Fenster.
    Das war nun das Letzte, womit Holly gerechnet hätte. „Ich bin überrascht – und beeindruckt“, gestand sie.
    „Bitte nicht. Meine Mutter war nun wirklich keine Diva. Ihre Engagements waren nur kurz und sehr schlecht bezahlt. Sie hat ihrer Karriere viel geopfert, ohne durch Erfolge dafür entschädigt zu werden.“ Er lächelte resigniert. „Aber nichts konnte sie vom Singen abhalten.“
    „Sie muss ihren Beruf sehr geliebt haben.“
    „Sie brauchte das Publikum, denn wie alle Künstler war sie egoistisch und konnte ohne die Bewunderung der Öffentlichkeit nicht leben.“
    „Ist das nicht wieder eine der berühmten Verallgemeinerungen des Mr. Luke Goodwin?“ Holly lachte.
    „Mag sein.“ Er zuckte die Schultern. „Auf alle Fälle haben Künstler mehr Spaß im Leben als ihre bedauernswerten Sprösslinge.“
    „Sie glauben also, Künstler würden keine guten Eltern abgeben?“ Seine Meinung zu diesem Thema war ihr plötzlich sehr wichtig. Hielt er sie, Holly, für eine Künstlerin und von daher nicht zur Mutter geeignet?
    „Ja, das glaube ich. Wie kann man es einem Fünfjährigen begreiflich machen, dass seine Mutter monatelang auf Tournee sein muss? Dass ihr der Applaus des Publikums mehr wert ist als die Liebe ihres Sohnes?“
    „Hatten Sie denn keinen Vater?“
    „Doch.“ Er blickte vor sich hin. „Wenn meine Mutter mit ihrer Truppe unterwegs war, hat er sich um mich gekümmert – und die Augen vor ihren kleinen Eskapaden verschlossen.“
    Holly sah ihn entsetzt an. „Sie meinen, Ihre Mutter …“
    „Genau das meine ich, Miss Lovelace. Sie hatte Liebhaber, meine schöne und künstlerisch hochbegabte Mutter! Sie brauchte diese Männer, um sich zu beweisen, dass sie immer noch eine begehrenswerte Frau war.“
    Lukes bitterer Ton sprach für sich. „Ich verstehe“, sagte Holly leise und stellte ihren leeren Becher aufs Fensterbrett. „Und was ist aus Ihren Eltern geworden?“
    Er schwieg. „Als ich acht war, starb meine Mutter auf einer Auslandstournee an einer Virusgrippe“, antwortete er dann langsam.
    „Oh Luke, wie schrecklich!“
    „Ja“, antwortete er nur, aber das eine Wort sagte Holly mehr als die längste Geschichte. Seine Kindheit musste für Luke die Hölle gewesen sein. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte ihn in die Arme genommen und getröstet, um ihn dieses Trauma vergessen zu lassen.
    Luke fing ihren Blick auf, und Holly erschien ihm verführerischer denn je. Wie gern hätte er ihre weichen, vollen Lippen geküsst – und nicht nur die. Doch mit äußerster Selbstdisziplin widerstand er diesem Verlangen.
    „Ja“, wiederholte er ausdruckslos. „Es war schrecklich. Mein Vater hat den Tod meiner Mutter nie verwunden, denn trotz all ihrer Fehler hatte er sie geliebt. Ohne sie war das Leben für ihn sinnlos.“
    „Gab er sich auf?“
    „Nicht physisch. Er arbeitete, erfüllte seine Vaterpflichten, so gut er es vermochte, und stellte eine Haushälterin ein, die mich versorgte. Die großen Ferien, die meine Klassenkameraden an der See oder auf dem Land verbrachten, waren für mich das Schlimmste. Wir lebten direkt in London, wo ich mir immer wie eingesperrt vorkam, besonders aber im Sommer. Mein Onkel schien das zu ahnen und lud mich in den Ferien ein. Das Leben hier, die Weite und die Freiheit, waren eine völlig neue Erfahrung für mich.“
    Holly blickte wieder aus dem Fenster. Ja, dieser Garten, der auch sie auf den ersten Blick bezaubert hatte, musste einem Großstadtkind wie der Himmel auf Erden erschienen sein. „Und?“, fragte sie ruhig, nachdem Luke eine geraume Weile geschwiegen hatte.
    Luke war über Hollys Reaktion erstaunt. Die wenigen Menschen, denen er bisher überhaupt von seiner Kindheit erzählt hatte, hatten ihn wortreich bedauert. Und Caroline hatte ihm geraten, seine Schulzeit am besten zu vergessen, weil die Erinnerungen ihm sonst sein ganzes Leben vergiften würden. Damit hatte sie wahrscheinlich gar nicht so unrecht.
    „Kaum war ich mit der Schule fertig, starb mein Vater. Man kann den Eindruck

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