Julia Festival Band 0103
sprach.
„Was ist los, Finn?“, fragte sie leise. „Bitte, mein geliebter Finn, sag es mir.“
Er lächelte so gequält, dass es ihr ins Herz schnitt, und schüttelte den Kopf.
„Bitte“, wiederholte sie eindringlich. „Wenn du Probleme hast, besprich sie mit mir. Dazu bin ich schließlich da.“
Er zögerte. „Mein Benehmen war eine Zumutung für dich“, begann er zögernd. „Ich war in letzter Zeit stets mürrisch und verschlossen, ich hatte nur noch schlechte Laune.“
Amber atmete erleichtert auf. Also keine Hiobsbotschaft! Trotzdem wollte sie ihm nicht verschweigen, wie sehr sie sein Verhalten während der letzten Wochen belastet hatte. Sie wollte Finn nicht kritisieren, aber sie wollte auch nicht so tun, als hätte sie unter seinem veränderten Benehmen nicht gelitten. Zum ersten Mal in ihrer Beziehung hatten sie eine ernsthafte Auseinandersetzung gehabt, und Amber ahnte, dass es für ihr zukünftiges Umgehen miteinander bedeutend war, in welcher Weise sie den Streit jetzt beilegten.
Deshalb legte sie den Kopf zurück, musterte Finn verstohlen und versuchte, den richtigen Ton zu treffen, der Finn signalisierte, dass sie ihn verstand und bereit war, ihm zu verzeihen. „Möchtest du mir nicht den Grund für dein Verhalten während der letzten Wochen nennen?“
„Ich glaube, ich bin einfach überarbeitet. Wir sollten Urlaub machen.“
„Wirklich?“ Amber lächelte ihn strahlend an.
„Ja, wirklich. Ich hätte nie gedacht, dass meine Agentur einmal so groß werden könnte.“
„Wenn Jackson die Niederlassung in New York gründet, wird sie noch größer werden.“
„Ja“, antwortete er und musste gähnen.
Amber legte ihm die Hand auf den Mund, und er küsste jede Fingerspitze einzeln.
„Finn, vielleicht sollten wir es uns über die Feiertage so richtig gemütlich machen und auf deine Silvesterparty ausnahmsweise verzichten.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, das würde mir das Gefühl geben, Weihnachten wäre dieses Jahr ausgefallen.“ Er lächelte und zog sie noch dichter an sich.
„Die Agentur läuft in letzter Zeit viel zu gut“, sagte er dicht an ihrem Ohr. „Darüber sollte ich ja eigentlich froh sein, denn ich habe lange und hart dafür gekämpft. Aber ich sehe jetzt, dass alles seinen Preis hat, dass man dem Erfolg Opfer bringen muss …“
„Das verstehe ich, aber man darf nicht sich selbst opfern!“
Er überlegte eine Weile. „Nein, da hast du recht.“
„Ich war heute früh im Weihnachtsgottesdienst“, vertraute sie ihm spontan an.
Er zog die Augenbrauen hoch. „Hast du um Vergebung gebetet?“
„Ich habe gebetet, dass du mir vergeben würdest.“
Finn lachte. „Kluges Mädchen!“
Amber zwang sich, die Frage zu stellen, mit der sie ihm endgültig beweisen wollte, dass sie tolerant, fürsorglich und verständnisvoll und nicht egoistisch und engstirnig war. „Und was war mit dem Wasserrohrbruch?“
Finn zögerte.
„Ich meine, konntest du Karolina und ihrer Mutter helfen?“, fragte Amber nach.
Wieder zögerte er. „Ja“, antwortete er gedehnt. „Als ich ging, kam ein Installateur vom Notdienst.“
„So schnell? Wie hast du denn das erreicht?“
„Indem ich ihm eine äußerst großzügige Feiertagszulage gezahlt habe. Niemand lässt sich schließlich einfach so zu solch nachtschlafender Zeit aus dem Bett holen, und das auch noch ausgerechnet am Weihnachtsmorgen.“
Du jedoch warst sofort bereit dazu, hätte Amber am liebsten geantwortet, bemühte sich aber, weiterhin Verständnis zu zeigen. „Und was ist mit dem Mittagessen?“
Erstaunt sah er sie an. „Ich dachte, du wolltest Truthahn machen!“
„Ja natürlich, er ist schon längst im Ofen. Aber ich dachte an Karolina und Birgitta, sie können sich doch wohl kaum in der Wohnung aufhalten, wenn alles unter Wasser steht.“
„Ich habe die beiden eingeladen, aber sie sind zu einem Galadinner in einem Hotel verabredet.“
„Ach, wie schade!“, entgegnete Amber und hoffte, dass es ehrlich klang.
Finn deutete auf den Esstisch. „Und was ist mit den Blumen? Sie können ja wohl kaum so liegen bleiben. Haben wir eine Vase?“
„Wir haben sogar mehrere, aber trotzdem nicht genug, und wir werden leere Flaschen benützen müssen. Am besten, ich mache mich gleich an die Arbeit, damit sie ins Wasser kommen, bevor sie anfangen zu welken.“
„Ich helfe dir“, bot er sich an.
Bald standen überall im Wohnzimmer die verschiedensten Gefäße, denn Amber hatte alles zusammengetragen, was sich
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