Julia Festival Band 0103
auf ein Seidenkissen gelegt, dessen königsblaue Farbe seine Haut erschreckend blass aussehen ließ. Amber schwor sich, darauf zu achten, dass Finn im nächsten Jahr nicht mehr so hart arbeiten würde – in diesem Punkt würde sie sich auf keinerlei Diskussionen einlassen.
„Jetzt darfst du die Augen wieder aufmachen, Finn“, erlaubte sie. Doch er reagierte nicht.
Ursula runzelte die Stirn und bemerkte, dass sich seine Brust regelmäßig hob und senkte. „Er ist eingeschlafen“, stellte sie erstaunt fest.
Amber schüttelte den Kopf. „Nein, er tut nur so, denn eben war er noch wach.“ Sie blinzelte ihrer Schwester verschwörerisch zu. „Wie findest du meinen neuen BH, Ursula?“, fragte sie. „Ist er nicht etwas zu gewagt?“
Finn rührte sich nicht.
Ursula beugte sich über ihn. „Lass es dir gesagt sein, Amber, er schläft wirklich, er simuliert nicht.“ Sie lächelte betreten, denn so unerfahren sie auch sein mochte, wusste sie doch, weshalb ein Mann plötzlich mitten am Tag einschlief. „Was hast du mit ihm gemacht, Amber?“
„Nichts, ich schwöre es dir. Vor einer Minute war er noch wach.“ Amber konnte es sich wirklich nicht erklären. Sie legte die Hand auf seine Schulter und rüttelte ihn leicht. Es dauerte etwas, aber schließlich öffnete Finn die Augen und blickte Amber erst verständnislos und dann fragend an.
„Was ist passiert?“ Ruckartig setzte er sich auf.
Amber legte sich den Handrücken auf die Stirn und sagte in einem Ton, als wäre sie einer Ohnmacht nahe: „Ein Überfall! Maskierte Einbrecher haben sich mit Gewalt Einlass in unsere Wohnung verschafft und haben dir dabei eins über den Kopf gegeben …“
„Amber, bitte, was ist passiert?“, wiederholte er so ernst und eindringlich, dass Amber ihn befremdet anblickte.
„Du bist eingeschlafen, Finn, das ist alles.“
„Das ist alles?“, wiederholte er bitter und rieb sich die Augen. „Dann erklär mir doch bitte, wieso es normal ist, dass man mitten am Tag einschläft!“
„Bist du wirklich in Ordnung, Finn?“, wollte Ursula wissen, die ihn nicht aus den Augen gelassen hatte.
„Natürlich! Was sollte denn wohl mit mir los sein?“
Amber streichelte seinen Arm. „Sei doch nicht so unwirsch, Darling. Ganz offensichtlich leidest du noch unter der Zeitverschiebung.“
Finn sah sie erleichtert an. „Ja, das wird es sein.“ Er gab sich keine Mühe, sein Gähnen zu unterdrücken. „Ich habe schon immer unterschätzt, wie belastend Langstreckenflüge für den Organismus sind.“
„Und obendrein hattest du noch diese Virusgrippe in Australien, das darfst du nicht vergessen“, warf Amber ein. „Außerdem warst du schon vor dem Flug völlig überarbeitet.“
Finn lächelte Ursula zu und zuckte die Schultern. „Da kannst du mal sehen, für welchen Krüppel deine Schwester mich hält! Fröhliche Weihnachten, Ursula.“
Ursula lachte fröhlich. „Fröhliche Weihnachten, Finn! Du kannst mir jedoch nicht erzählen, dass dich deine Verlobte für einen Krüppel hält, denn sonst hätte sie dir nie das da geschenkt.“ Mit dem Fuß deutete sie auf das Geschenk mit der verräterischen Form, das immer noch vor der Couch lag.
Amber wollte die Skier erst aufheben, überlegte es sich dann aber doch anders. „Fröhliche Weihnachten, Finn“, sagte sie nur leise, als er sich vorbeugte und das Geschenk endlich erblickte.
„Das ist aber eine Überraschung! Was kann da wohl drin sein? Ich habe nicht die geringste Ahnung, also lass mich raten!“ Er legte die Stirn in tiefe Falten und blinzelte Amber liebevoll zu.
Ursula, die sich vorstellen konnte, dass die beiden jetzt wohl lieber allein sein wollten, zog sich hastig zurück. „Ich hole die anderen Geschenke rein“, kündigte sie an und ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um und schnüffelte. „Hier sieht es ja aus wie im Blumenladen! Wo hast du denn die vielen Sträuße her, Amber?“
Amber und Finn blickten sich tief in die Augen. „Das ist eine lange Geschichte“, antworteten sie wie aus einem Munde.
6. KAPITEL
Amber biss so herzhaft in ihr Croissant, dass die Kirschmarmelade an der Seite herausquoll. Sie wischte die dicken Tropfen mit dem Finger ab und leckte ihn sauber. Dann erst merkte sie, dass Finn sie beobachtete. Er saß neben ihr im Bett, die Zeitung ungelesen vor sich auf der Decke.
Amber sah, dass er die Stirn gerunzelt hatte, und fand dafür nur eine Erklärung. „Hungrig?“, fragte sie und hielt ihm
Weitere Kostenlose Bücher