Julia Festival Band 0105
Kaffee tranken und halbherzig an Kopenhagenern knabberten, die Kit besorgt hatte.
Die Stimmung im Raum war bedrückt. Als Kit sah, dass alle versammelt waren, stand er auf. „Tut mir leid, dass ich euch zu so früher Stunde hergebeten habe, aber dank Leila weiß ich jetzt, wer Gunners Wharf erworben hat.“
Die Anwesenden sahen einander überrascht an. „Wie hast du denn das angestellt?“, rief einer.
Leila blickte selbstzufrieden in die Runde. „Der Nachbar meiner Mutter arbeitet im Bauamt. Die Firma heißt Eastern Crest Developments . Für übermorgen haben sich Firmenvertreter angesagt. Roy hat erfahren, dass sie im Rathaus anhand eines Modells zeigen wollen, wie sie Gunners Wharf in Zusammenarbeit mit der Stadt sanieren wollen. Das ist unsere Chance.“
„Welche denn?“, fragte Cally.
„Denen mal so richtig zu zeigen, dass sie mit uns nicht tun und lassen können, was sie wollen!“ Leila war jetzt so richtig in ihrem Element. „Wir sollten das Rathaus stürmen und Plakate hochhalten: ‚Rettet unsere Häuser!‘ oder ‚Hände weg von Gunners Wharf!‘ Wir könnten uns auch anketten.“
Cally stöhnte insgeheim. „Sonst noch Vorschläge?“, fragte sie. „Wir könnten zum Beispiel durch die Hauptstraße ziehen und die Fensterscheiben des Hartley-Kaufhauses einwerfen.“
Leila sah sie begeistert an. „Keine schlechte Idee.“
„Stimmt“, antwortete Cally. „Es ist eine lausige Idee. Noch dazu ungesetzlich.“
„Aber was die mit uns machen, ist auch nicht die feine englische Art“, gab Leila zu bedenken.
„Ich hatte an eine weniger drastische Vorgehensweise gedacht.“ Kit blickte in die Runde. „Wir sollten uns das Modell ansehen und mit dem Projektleiter sprechen. Vielleicht ist es doch möglich, das Wohnbauprojekt in sein Bauvorhaben zu integrieren. Wir können damit argumentieren, dass die Firma dadurch Menschlichkeit beweisen würde. Unter Umständen ist dem Käufer gar nichts von unserer Existenz bekannt. Die Hartleys haben uns ganz bestimmt nicht erwähnt.“
Besonderen Anklang fand sein Vorschlag nicht. „Ich habe gehört, die wollen Wohnungen für Neureiche und Edelboutiquen aus dem Komplex machen. Auf uns haben die gerade gewartet“, sagte einer.
„Kommen wir ohne Einladung überhaupt ins Rathaus?“, fragte jemand anders.
„Roy könnte uns dazu verhelfen“, erwiderte Leila.
„Ich finde, wir sollten es versuchen.“ Tracy unterstützte Kits Vorschlag, was ihr ein strahlendes Lächeln einbrachte.
„Genau.“ Nach kurzem Zögern fügte Kit hinzu: „Ich schlage vor, du, Cally und ich gehen als Abordnung ins Rathaus.“
„Nur ihr drei?“, fragte Leila angriffslustig.
„Das wirkt besser, als wenn wir alle auftauchen würden“, erklärte Kit. „Wir wollen ja diskutieren und keine Auseinandersetzung führen. Es wäre aber großartig, wenn du uns die Einladungen besorgen könntest“, fügte er versöhnlich hinzu.
Es dauerte einen Moment, bevor Leila sich darauf einließ. Schließlich sah sie jedoch ein, dass Kit recht hatte. „Okay, lenkte sie schließlich ein, und alle atmeten erleichtert auf.
„Muss ich wirklich mitkommen?“, fragte Cally später, als sie einen Augenblick mit Kit allein war.
„Ich denke schon. Wir sollten protokollieren, was wir mit der Geschäftsführung von Eastern Crest besprechen.“
„Das könnte Tracy auch übernehmen.“
Kit schüttelte den Kopf. „Sie ist viel zu nervös, und objektiv ist sie auch nicht. Tracy hört nur, was sie hören will. Außerdem brauchen wir sie, um Mitleid zu erregen. Eine hübsche blonde alleinerziehende Mutter, deren Baby erst vor Kurzem genesen ist, könnte die Herzen der abgebrühten Geschäftsleute erweichen.“
„Gute Idee, wenn es auch nicht ganz mein Stil ist.“ Cally kritzelte gedankenverloren auf ihrem Block herum. „Meinst du, wir haben eine Chance?“
„Auf jeden Fall werden sie uns anhören. Mehr würde ich mir nicht von dem Gespräch versprechen. Das sind eiskalte Manager, die Profit machen müssen, und keine Sozialarbeiter.“
„Stimmt. Sehr menschenfreundlich werden sie wohl nicht sein.“
„Und deshalb müssen wir mit klaren, verständlichen Argumenten kommen und beten.“ Kit sah auf. „Es wäre wunderbar, einen anderen Wohltäter aus dem Hut zu zaubern, der ein Gegenangebot macht und uns alle in letzter Sekunde rettet.“ Er lächelte Cally zu. „Kennst du nicht vielleicht den einen oder anderen Millionär?“
Der Bleistift, mit dem Cally eben noch gekritzelt hatte, brach
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