Julia Festival Band 0105
war und sich jemand einen Weg durch die Menge zu Kit, Tracy und ihr bahnte.
Es war ein großer Mann mit schmalem sonnengebräunten Gesicht und leicht zerzaustem schwarzen Haar. Sein Gesicht hatte fast arrogante Züge. Ein Gesicht, das sie niemals hatte vergessen können. Die elegante, sportliche Erscheinung im Designeranzug kam unaufhaltsam näher.
Cally stockte der Atem. Seit über einem Jahr hatte sie sich vor diesem Augenblick gefürchtet. Doch es gab kein Entrinnen. Sie konnte nur abwarten und hoffen, dass alles nur halb so schlimm werden würde.
Im nächsten Moment stand der blendend aussehende Mann vor ihr und sah sie mit seinen grauen Augen an. Sein Blick ging ihr durch und durch. „Guten Abend“, begann ihr Gegenüber kühl, „stimmt etwas nicht?“
Er spielt mit mir, nach seinen Spielregeln, dachte Cally. Aber außer ihr hatte das niemand bemerkt.
„Diese Störenfriede haben sich hier eingeschlichen, Sir Nicholas“, erklärte Neville Hartley prompt. „Doch wir haben die Sache im Griff. Wenn Sie also wieder zu Ihren Gästen zurückkehren möchten …“
„Gleich“, antwortete der Mann ruhig und wandte sich Kit zu. „Darf ich fragen, wer Sie sind?“
„Christopher Matlock. Ich bin Leiter des Kinderzentrums und Vertreter der Hausbewohnerinitiative am Gunners Wharf. Durch Ihr Bauvorhaben werden wir bald auf der Straße sitzen, wenn sich nicht doch noch ein Kompromiss finden lässt. Darüber wollten wir gern mit Ihnen sprechen.“
„Aha.“ Der Mann nickte. „Ich habe davon gehört.“ Er wandte sich Tracy zu, die schrecklich nervös war. „Und Sie sind …?“, fragte er mit einem charmanten Lächeln, das seinen Zügen die Härte nahm.
„Tracy … Tracy Andrews.“ Kit übernahm die Vorstellung, als ihm bewusst wurde, dass Tracy keinen Ton herausgebracht hätte. „Sie gehört zu den Hausbewohnern.“ Er wandte sich Cally zu. „Und dies ist meine Verwaltungsassistentin.“
„Danke, Sie brauchen uns nicht miteinander bekannt zu machen“, erklärte der Mann. „Wir kennen uns, nicht wahr, Caroline, meine Liebe?“ Er umfasste ihr Kinn und küsste Cally flüchtig auf den Mund. „Wird nicht allgemein behauptet, die Liebe wird stärker, wenn man einander vorübergehend nicht sieht? Ob das wohl stimmt? Du schaust nicht sehr erfreut aus, mich zu sehen.“
„Cally?“ Kit musterte sie schockiert. „Kennst du diesen Mann?“
Cally riss sich zusammen. „Ja“, antwortete sie. „Er heißt Nicholas Tempest.“
„Ich bin der Vorstandsvorsitzende von Eastern Crest .“ Sein auf Cally ruhender Blick war herausfordernd und warnend zugleich. „Nun verrat ihm auch noch den Rest, Liebling!“
Hilflos gehorchte sie. „Er ist mein Mann.“
2. KAPITEL
Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Aber so viel Glück war ihr nicht beschert. Stattdessen hörte sie Nick wie aus weiter Ferne sagen: „Könnten Sie wohl einen Stuhl für meine Frau besorgen? Sie scheint einen Schock erlitten zu haben.“
Genau diese Herausforderung schien Cally gebraucht zu haben. Sie nahm sich zusammen und behauptete kühl: „Danke, nicht nötig. Mir geht es prima.“ Damit wandte sie sich Kit zu, der sie noch immer mit offenem Mund anstarrte, genau wie Tracy. „Bitte hole Tracy etwas zu trinken.“ Cally atmete tief durch. „Ich glaube, ich gehe jetzt lieber.“
„Noch nicht, Liebling.“ Nicks Stimme klang ganz sanft, doch der Griff, mit dem er Cally plötzlich am Handgelenk festhielt, war das genaue Gegenteil. „Du hast dir ja solche Mühe gegeben, mich heute Abend zu treffen, dann kannst du jetzt auch sagen, was du auf dem Herzen hast.“
Cally presste die Lippen zusammen. Nick hielt ihre linke Hand gefangen, auf deren Ringfinger einige Stunden lang der Ehering gesteckt hatte. Die Tatsache, dass Cally ihn nicht mehr trug, war ihrem Mann nicht verborgen geblieben. Am liebsten hätte Cally sich losgerissen, besann sich jedoch eines Besseren, denn sie wollte weiteres Aufsehen vermeiden. Daher erwiderte sie nur kurz angebunden: „Kit ist unser Sprecher. Vielleicht könntest du es morgen einrichten, mit ihm zu sprechen.“
„Leider reise ich morgen gleich nach dem Frühstück ab. Aber ich hätte heute Abend nach der Präsentation Zeit für ein Gespräch.“
„Aber wir wollten essen gehen.“ Der Champagner schien Tracys Zunge gelöst zu haben. „Beim Italiener. Meine Nachbarin passt auf mein Baby auf“, fügte sie strahlend hinzu.
„Gut, dann schließe ich mich Ihnen an.“ Nick
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