Julia Festival Band 0105
hatte sofort eine Lösung parat. „Wir können uns bei Kalbsschnitzel in Marsala unterhalten.“
Tracy blickte ihn starr an. „Ich wollte aber Lasagne bestellen.“
„Warum nicht?“ Nicks charmantes Lächeln wirkte entwaffnend. „Und dann erzählen Sie mir alles über Gunners Wharf.“
„Das war ein Projekt unserer verstorbenen Mutter.“ Gordon Hartley mischte sich ein. Er machte einen fast verzweifelten Eindruck. „Leider ist sie gestorben, als das Vorhaben noch in den Kinderschuhen steckte. Die meisten Häuser sind daher noch nicht restauriert worden. Sie sind baufällig, die sanitären Anlagen funktionieren nicht, und sie sollten abgerissen werden.“
Cally war zwar aufgewühlt und angespannt, doch diese Lüge konnte sie Gordon Hartley nicht durchgehen lassen. „Sie wissen ganz genau, dass das so nicht stimmt. Die Hälfte der Straße ist bereits saniert, und an den anderen Häusern wird gearbeitet.“
„Aber darüber wollen wir später sprechen.“ Nick hatte Cally inzwischen losgelassen, und sie rieb sich das schmerzende Handgelenk. „Ich habe noch einiges zu erledigen, wir müssen diese Diskussion also aufschieben.“
„Es gibt eigentlich nichts zu diskutieren, Sir Nicholas.“ Neville Hartley unterstützte seinen Bruder. „Wir haben unseren Standpunkt doch klar vertreten.“
„Ja, Ihre Meinung habe ich gehört“, antwortete Nick und wandte sich Kit zu. „Wo treffen Sie sich zum Abendessen?“
„Das Restaurant heißt ‚Toskana‘ und liegt in der Hauptstraße.“
„Gut, dann treffen wir uns dort in einer Stunde.“ Nick sah Cally bedeutungsvoll an. „Und zwar alle, damit das klar ist.“ Dann lächelte er in die Runde und verschwand in die Richtung, aus der er gekommen war.
Die Gebrüder Hartley sahen einander besorgt an.
Cally konnte ihr Dilemma verstehen. Als Lady Tempest, Frau des dynamischen Vorstandsvorsitzenden von Eastern Crest, wäre sie als Ehrengast geladen gewesen, doch wie sollte man jetzt mit ihr umgehen? Offensichtlich lebte sie ja von ihrem Mann getrennt. Und sie hatte sich von Anfang an für Gunners Terrace eingesetzt.
Schließlich sagte Neville Hartley: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ Dann verschwand er wütend mit seinem Bruder.
„Das wollten wir eigentlich sagen“, rief Cally ihnen feindselig nach.
Kit betrachtete sie, als sähe er sie das erste Mal. „Ich fasse es nicht. Du bist verheiratet? Mit ihm?“ Er schüttelte nur ungläubig den Kopf.
„Ja, aber nicht mehr lange. Wenn ich zwei Jahre getrennt von ihm gelebt habe, ist die Scheidung kein Problem mehr.“
„Sieht er das auch so?“, fragte Kit.
„Wie meinst du das?“
„Es hat dich überrascht, ihn hier zu sehen, wohingegen er offensichtlich nur auf dich gewartet hat.“
„Er sieht toll aus“, stellte Tracy neidisch fest. „Ich würde mich freuen, wenn er auf mich warten würde.“
Cally rang sich ein Lächeln ab. „Du kannst ihn im Restaurant mit Beschlag belegen. Ich habe genug für heute und gehe jetzt nach Hause.“
„Das geht nicht, Cally.“ Kit sah sie entsetzt an. „Du hast doch gehört, was er gesagt hat: Er ist bereit, sich unseren Standpunkt anzuhören, vorausgesetzt, wir sind alle anwesend. Wir stehen kurz vor dem Ziel, Cally. Du darfst uns jetzt nicht im Stich lassen.“
„Ich würde euch nur schaden.“ Sie ließ den Kopf hängen.
„Im Gegenteil. Du musst kommen.“ Kit sah sie beschwörend an.
„Ich kann ihn nicht treffen. Es ist einfach zu viel passiert.“
„Dann betrachte es als Geschäftsessen.“ Kit gab nicht nach. „Fünfzig Prozent aller Abschlüsse werden angeblich beim Essen getätigt.“
„Meinst du wirklich, er macht Zugeständnisse?“
„Klar. Warum sollte er sich sonst mit uns treffen? Er hätte ja auch darauf bestehen können, mit dir allein essen zu gehen. Ich glaube, wir können uns Hoffnungen machen.“
„Nick spielt mit den Menschen. Außerdem weiß er genau, was er will“, gab Cally zu bedenken.
„Trotzdem ist es einen Versuch wert.“ Kit senkte den Kopf, bevor er leise hinzufügte: „Sag mal, hättest du mir irgendwann erzählt, dass du verheiratet bist?“
„Wozu? Ich bin so gut wie geschieden.“
„Warum trägt er einen Titel?“, fragte Tracy.
„Er ist ein Baronet. Den Titel hat er von einem entfernten Vetter geerbt.“
„Mit viel Land und Geld? Ach, wie romantisch!“ Tracy war ganz hingerissen.
„Das meiste Land war bereits verkauft. Und Millionär war Nick sowieso schon. Eigentlich hat er neben dem
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