Julia Festival Band 0105
begleichen. „Aber ich warne dich, Liebling. Halte mich nicht zu lange hin. Haben wir uns verstanden?“
Sie nickte, stand auf und verließ das Restaurant an der Seite ihres Mannes.
3. KAPITEL
Er fuhr einen neuen Wagen, dessen Chassis fast auf der Straße aufsaß, der windschnittig war und tiefe Ledersitze hatte, in denen man versank. Aus den Boxen erklang eins von Bachs Brandenburgischen Konzerten. Alles sehr verführerisch und angenehm. Fast hätte sie sich einwickeln lassen.
Cally richtete sich auf. „Wohin fahren wir?“, fragte sie leise.
„Zum Hotel“, antwortete Nick. „Wohin sonst?“
„Ich würde lieber in meine Wohnung zurückkehren.“
„Dort hast du doch sicher kein Doppelbett. Die Suite im Majestic ist sicher etwas bequemer.“
Cally musterte ihn ärgerlich von der Seite. „Aber du hast versprochen zu … Verflixt, ich hätte wissen müssen, dass ich dir nicht vertrauen kann.“
„Danke, gleichfalls, mein Schatz. Hast du wirklich gedacht, ich würde dich noch ein einziges Mal aus den Augen lassen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, Cally. Du wirst die Nacht mit mir verbringen, nur zur Sicherheit. Ich werde schon nicht gleich über dich herfallen“, fügte er trocken hinzu.
„Aber ich muss wenigstens meine Kleidung aus der Wohnung holen.“
„Wenn die Sachen so aussehen wie das, was du gerade trägst, können sie dort bleiben. Außerdem habe ich alles mitgebracht, was du brauchst, Cally. Vielleicht erinnerst du dich, dass du eine Aussteuer hast.“
Sie strich sich über den billigen Rock, als wollte sie das Kleidungsstück verteidigen. „Ja, ich erinnere mich.“
„Du hattest auch mal einen Ehering. Wo ist der?“
Cally sah aus dem Fenster. „Ich habe ihn weggeworfen.“
„Wie dramatisch!“, sagte Nick ironisch. „Du hättest ihn verkaufen sollen. Du musst doch Geld gebraucht haben.“
Ich fühlte mich aber so hintergangen, verwirrt und wütend, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte, dachte sie, sprach es aber nicht aus.
„Ich werde dir einen neuen kaufen müssen.“
Cally sah ihn an. „Ist das wirklich nötig – für so eine kurze Zeit?“
„Es ist nun mal so üblich.“
„Und ich dachte immer, du machst dir nichts aus Konventionen. Übrigens werde ich ihn wieder wegwerfen, wenn ich meine Pflicht getan habe und wieder frei bin.“
„Tu, was du nicht lassen kannst, aber solange du meine Frau bist, wirst du meinen Ring tragen.“
War das eine versteckte Drohung?
„Und du wirst dich daran gewöhnen, das Bett mit mir zu teilen. Vielleicht gefällt es dir ja sogar“, fügte Nick amüsiert hinzu.
„Darauf würde ich mich nicht verlassen“, erwiderte Cally wütend. „Sag mal, wie willst du eigentlich meine plötzliche Rückkehr erklären?“
„Gar nicht“, antwortete Nick kühl. „Die Angelegenheit geht schließlich nur uns beide etwas an.“
Das stimmt wohl nicht ganz, dachte Cally, beschloss jedoch, nicht nachzuhaken. Eins musste sie allerdings noch wissen. „Du hast aber Adele Bescheid gesagt, oder? Sie wohnt doch noch im Herrenhaus, oder?“
„Nein, ich habe schon vor Monaten dafür gesorgt, dass sie ins Witwenhaus umzieht, als ich noch gehofft hatte, dass du aus freien Stücken zu mir zurückkehrst.“
Cally sah ihn überrascht von der Seite an. „Das hat ihr sicher nicht gepasst.“
„Stimmt. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie als Dame des Hauses ersetzt worden ist. Dabei stand von Anfang an fest, dass sie das Haus würde verlassen müssen, wenn ich heirate.“ Er warf Cally einen flüchtigen Blick zu. „Oder wolltest du mit ihr unter einem Dach leben?“
„Natürlich nicht.“
„Das habe ich mir gedacht.“ Nick fuhr unter einem Torbogen hindurch und parkte den Wagen geschickt auf dem kleinen Hotelparkplatz ein. Als sie das Hotel durch den Hintereingang betraten, spürte Cally Nicks Hand auf ihrem Arm.
Die Empfangsdame an der Rezeption schien enttäuscht zu sein, dass der wichtigste Hotelgast in Begleitung zurückgekehrt war.
Cally lächelte verstohlen. Tut mir leid, meine Liebe, aber du hättest sowieso keine Chancen bei ihm gehabt. Er ist schon gebunden, aber nicht an mich.
Außer dem Zimmerschlüssel nahm Nick auch noch einen Stapel Nachrichten in Empfang, bevor er mit Cally den Lift betrat.
Auf der Fahrt in den ersten Stock überlegte Cally verzweifelt, wie sie sich aus der Affäre ziehen könnte – wenigstens für eine Nacht. Ich kann mich nicht Hals über Kopf auf eine neue Lebenssituation einstellen, dachte
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