Julia Festival Band 0105
zu seinen Schultern.
Und auf einmal wechselte die Stimmung. Er zog sie noch fester an sich und küsste sie feurig – ohne Rücksicht auf ihre relative Unerfahrenheit oder die Tatsache, dass dies der erste intime Kontakt zwischen ihnen war.
Er fing an, ihren Mund mit der Zunge zu erforschen. Jegliche Sanftheit war verschwunden. Ebenso wie die Zurückhaltung. Brennendes Verlangen trieb ihn über die Grenzen der Zärtlichkeit und Vernunft hinaus.
Die Mauern, die seine Leidenschaft eingedämmt hatten, waren niedergebrochen, und Chessie wurde von einem Strudel der Sehnsucht mitgerissen. Sie drohte, in den ungeahnten Tiefen ihrer eigenen Lust zu versinken. Die Knospen ihrer Brüste richteten sich auf und drängten sich gegen seine Brust, während sie sich wie eine Ertrinkende an ihn klammerte.
Sie schmeckte ihn, atmete ihn, sog seinen männlichen Duft tief in die Lungen, als die Welt um sie her in einem Wirbel unterging. Die Wärme seiner Haut drang durch Chessies dünnes Kleid. Sie spürte das heftige Pochen ihres Herzens und das heiße Blut in ihren Adern.
Und dann, als hätte man einen Schalter betätigt, war alles vorbei, und sie war frei. Zitternd wich sie einen Schritt zurück und sah Miles mit großen Augen an. Unwillkürlich hob sie die Hand an ihre prickelnden Lippen. Bis auf ihrer beider Atemzüge herrschte völlige Stille in der Küche.
Miles durchbrach als Erster das Schweigen. Sein spöttischer Tonfall traf sie wie ein Schlag. „Nun, das war recht informativ.“
Ihre Brüste zeichneten sich deutlich unter dem dünnen Stoff ab. Und Miles sah es. Er wusste, dass …
Beschämt verschränkte sie die Arme, um sich seinen prüfenden Blicken zu entziehen. „Warum hast du das getan?“, flüsterte sie. „Wie konntest du …?“
„Weil wir beide neugierig waren. Und nun wissen wir Bescheid.“ Er lächelte ironisch. „Außerdem brauchte unsere Verlobung ein wenig Farbe, und sei es auch nur, um zu verhindern, dass die weltgewandte Lady Markham misstrauisch wird.“
„Wovon redest du?“ Chessie war den Tränen nahe.
„Die meisten frisch verlobten Paare können nicht die Hände voneinander lassen.“ Er zuckte die Schultern. „Deine offenkundige Unerfahrenheit schadet meinem Ruf. Wenigstens siehst du jetzt so aus, als wüsstest du, dass du eine Frau bist.“
„Ist das die Entschuldigung für deine Attacke auf mich?“ Chessie zitterte vor Wut über ihre eigene Schwäche am ganzen Leib.
„Darf ich dich daran erinnern, dass ich den Kuss beendet habe? Hätten wir keinen Gast und keine Putzfrau im Haus, hätte ich nicht aufgehört – und du hättest es auch gar nicht gewollt, meine kleine Heuchlerin.“ Er wartete, bis sie seine Worte verarbeitet hatte. „Und nun lasse ich dich mit dem Essen weitermachen.“
Nachdem Miles verschwunden war, sank Chessie gegen den Küchentisch und presste die Hände auf die glühenden Wangen. Die Versuchung, die Zutaten fürs Essen in den Mülleimer zu werfen, ihre Sachen zu packen und das Haus zu verlassen, war fast überwältigend. Aber sie konnte es nicht, weil ihr Arbeitsvertrag eine Kündigungsfrist von mindestens einem Monat vorschrieb. Und darauf würde Miles garantiert bestehen.
Sie musste also noch vier Wochen ausharren, bevor sie endlich die Flucht ergreifen konnte.
Chessie stöhnte leise. Vor vierundzwanzig Stunden hatte sie sich sicher gefühlt. Vielleicht war sie nicht gerade überschäumend glücklich, aber doch halbwegs zufrieden gewesen. Jetzt war ihr Leben ein einziges Chaos und steuerte auf eine Katastrophe zu.
Am schlimmsten war jedoch, dass Miles’ letzte Bemerkung die Wahrheit gewesen war. Zum ersten Mal hatte sie sich alles gewünscht, was ein Mann zu geben hatte – und noch mehr. Als Gegenleistung hätte sie sich ihm rückhaltlos angeboten.
Falls er es erlaubt hätte …
Nun, sie würde ihn nie wieder so nahe an sich heranlassen. Während der ihr verbleibenden Zeit im Haus würde sie sich in die stille, tüchtige Angestellte zurückverwandeln. Sie würde die Kühltruhe auffüllen, den Haushalt führen und den Rest des Manuskripts auf Diskette übertragen. Außerdem würde sie ihre Nachfolgerin einarbeiten.
Sie hob den Schneebesen vom Boden auf, spülte ihn ab und wischte die Eireste von den Fliesen. Ihr Kleid hatte ebenfalls einen Spritzer abbekommen, aber ihr fehlte die Zeit, sich umzuziehen. Was soll’s?, dachte sie. Ihr Äußeres war unwichtig.
Chessie richtete einen gemischten Salat an, wärmte ein Baguettebrot im Ofen auf, dann
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