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Julia Festival Band 0105

Julia Festival Band 0105

Titel: Julia Festival Band 0105 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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Manuskript noch einmal zu überarbeiten, wenn sie es für ihn ausgedruckt hatte. Chessie wollte sich den Ordner mit den Korrekturen vornehmen, damit alles fertig war, wenn Miles zurückkehrte.
    Sie ging in sein Arbeitszimmer und schaute sich um. Alles war viel unkomplizierter gewesen, als sie sich noch hatte einreden können, er sei ein Fremder für sie, ein Mann, für den sie arbeitete und mit dem sie nichts mehr zu tun hatte, sobald sie abends die Wohnungstür hinter sich schloss.
    Aber sie hatte sich nur etwas vorgemacht. Durch die enge Zusammenarbeit mit ihm hatte sie ihn sehr gut kennengelernt. Sie wusste beispielsweise, welche Gerichte er mochte und dass er es schätzte, wenn das Betttuch alle drei Tage gewechselt wurde. Sie wusste, dass er sanfte Erdtöne und Naturfasern bevorzugte. Sie wusste auch, dass er beim Nachdenken gern im Zimmer umherlief und dass er gern Musik hörte, wenn er seine Ideen zu Papier brachte. Und dass er sehr an der kleinen Reiseschreibmaschine hing, die nun verloren auf dem Tisch stand.
    Wenn er seinen Talisman zurückgelassen hatte, kam er bestimmt wieder.
    „Er würde nie auf dich verzichten“, flüsterte Chessie und berührte die vergilbten Tasten.
    Sie hatte gelernt, seine Stimmungen zu deuten und einzuschätzen, ob und wann man ihn bei der Arbeit stören durfte. Und sie wusste, wann er Schmerzen hatte und ob es ein guter Tag für ihn war oder ein schlechter.
    Im Korrekturordner befanden sich lediglich zwanzig Seiten. Schade, das ist schnell erledigt, dachte sie seufzend. Womit sollte sie sich anschließend ablenken?
    Als sie sich abwenden wollte, bemerkte sie mehrere Papierfetzen im Papierkorb. Es handelte sich um die Überreste des cremefarbenen Umschlags, der am Morgen eingetroffen war. Miles hatte ihn sofort in die Tasche gesteckt und damit Chessies Verdacht genährt, dass der Brief von einer Frau stammte.
    War dies der Grund für seine überstürzte Reise nach London?
    Beschämt über ihre Neugier, vergewisserte sie sich, dass er tatsächlich nur das Kuvert weggeworfen hatte. War sie wirklich bloß neugierig, oder steckte eine andere und weitaus tiefere Emotion dahinter? Konnte es sein, dass sie eifersüchtig war? Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Sie musste unbedingt etwas für ihr Selbstvertrauen tun. Vielleicht sollte sie noch einmal versuchen, mit Jenny zu reden.
    Chessie legte den Ordner auf den Schreibtisch in ihrem Büro und ging hinauf in die Wohnung.
    Jenny telefonierte gerade, als ihre Schwester eintrat. „Nein, das ist okay“, versicherte sie munter. „Ich komme mit dem Rad. Bis dann.“ Sie legte auf und drehte sich mit trotziger Miene um. „Das war Linda. Sie möchte, dass wir uns heute Abend zusammensetzen und üben. Ich werde bei ihr übernachten.“ Sie wies auf das Telefon. „Du kannst gern ihre Mutter anrufen und meine Angaben überprüfen.“
    „Muss es denn unbedingt heute Abend sein?“, fragte Chessie. „Ich dachte, wir könnten nach Hurstleigh fahren, eine Pizza essen und ein Video ausleihen.“
    Jenny schüttelte den Kopf. „Ich fahre lieber zu Linda. Sie hat angeboten, ein paar Sachen mit mir durchzugehen. Außerdem möchte ich dich nicht von deinem Liebhaber fernhalten. Ihr müsst schließlich eine Beziehung aufbauen. Wir sehen uns morgen Abend.“ Sie lief in ihr Zimmer, um zu packen.
    Deprimiert ging Chessie in die Küche und schaltete den Wasserkocher ein. Die Versöhnung mit Jenny gestaltete sich schwieriger, als sie erwartet hatte. Es war gut, dass die Verlobung mit Miles nicht ernst gemeint war, sonst würde die feindselige Haltung ihrer Schwester einen Konflikt heraufbeschwören. Womöglich wäre Chessie dann gezwungen, sich zwischen Miles und Jenny zu entscheiden.
    Jenny würde natürlich für Chessie immer an erster Stelle stehen. Aber empfand Jenny dasselbe für sie?
    Dass sie überhaupt an der Loyalität des Mädchens zweifelte, schockierte Chessie. Daran ist Miles schuld mit seinem Gerede darüber, dass Jenny ein eigenes Leben führen müsse, tröstete sie sich.
    Vielleicht war es ein Fehler, sich zu sehr darauf zu verlassen, dass Jenny immer in der Nähe war. Das konnte Chessie nicht erwarten, wie der heutige Abend bewies. Zum ersten Mal war sie ganz allein im Haus.
    Aber es war immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn Miles recht hatte, musste sie sich ans Alleinsein gewöhnen. Vor ihr lag ein Abend, an dem sie tun und lassen konnte, was sie wollte. Kein Streit über das Fernsehprogramm oder die Lautstärke

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