Julia Festival Band 0105
müssen, doch du kannst unmöglich vergessen haben, wie glücklich wir waren.“
„Das ist lange her, Alastair. Vieles hat sich geändert. Wir haben uns verändert.“
„Warum tust du das, Chess?“, fragte er nach kurzem Schweigen. „Du kannst ihn nicht lieben, und ich wette, er ist auch nicht in dich verliebt.“
Trotzig hob sie das Kinn. „Woher willst du wissen, was wir füreinander empfinden?“
„Du bist ein hübsches Mädchen, Chessie, aber er hat mit Sandie Wells zusammengelebt, verdammt! Sie waren ein Traumpaar.“
„Das höre ich dauernd. Sollte ich sie kennen?“, fügte sie stirnrunzelnd hinzu.
„Du musst von ihr gehört haben. Sie war ein Topmodel, bevor sie Schauspielerin wurde. Eine unglaublich schöne Frau mit endlos langen Beinen.“
„Ich erinnere mich wirklich nicht. Allerdings hatte ich auch andere Dinge im Kopf.“
„Nun ja, sie hat ihren Verlobten ziemlich unsanft abserviert, heißt es. Gerüchten zufolge hängt er noch immer an ihr, obwohl sie letztes Jahr einen Millionär aus der Elektronikbranche geheiratet hat.“
„Sie hat sich neu orientiert. Vielleicht findet Miles, dass es auch für ihn Zeit dafür ist.“
Alastair verzog das Gesicht. „Unsinn, Süße. Wenn er bloß die geringste Chance sehen würde, sie zurückzubekommen, würde er dich keines zweiten Blickes würdigen.“
Chessie atmete tief durch. „Können wir bitte das Thema wechseln?“
„Ja, natürlich. Ich dachte nur, du solltest wissen, woran du bist. Schließlich möchte ich nicht, dass du verletzt wirst – und das könnte leicht passieren.“
Das stimmt, dachte sie. Es tat ja jetzt schon weh.
Als sie endlich losfuhren, blickte sie stumm auf die gefalteten Hände in ihrem Schoß. Falls sie je Illusionen über Miles’ Motive für den Heiratsantrag gehegt hatte, so waren sie für immer zerstört. Jedes Mal, wenn er sie anschaute, würde er Vergleiche ziehen zwischen ihr und der atemberaubenden Schönheit, die er verloren hatte. Und wenn er sie berührte …
Energisch verdrängte sie die Gedanken. Es darf nicht wieder passieren, sagte sie sich. Nie wieder durfte sie in seinen Armen alles vergessen außer dem sanften Druck seiner Lippen.
Es würde nicht leicht werden. Miles war ein erfahrener Mann, der genau wusste, was er tat. Und er hatte sich vorgenommen, die Tiefe jenes heißen Verlangens auszuloten, von dessen Existenz sie bis zu dem Kuss nichts geahnt hatte. Ein Verlangen, das nie befriedigt werden würde und konnte.
Ich muss lernen, irgendwie damit zu leben, überlegte sie.
„Ich muss tanken.“ Alastairs Stimme brachte Chessie in die Wirklichkeit zurück.
„Ja, natürlich“, erwiderte sie automatisch.
Erst nachdem er den Tank gefüllt hatte und zur Kasse gegangen war, merkte sie, dass sie sich vor der Werkstatt mit Tankstelle an der Umgehungsstraße befanden. Sie kurbelte das Fenster herunter und sah sich um.
Neben Neuwagen wurden gebrauchte Autos und Reparaturen angeboten. Überall liefen Mechaniker in dunkelblauen Overalls umher. Einer der Männer erregte Chessies besondere Aufmerksamkeit. Er war groß und geradezu unverschämt attraktiv mit dem dunklen Pferdeschwanz. Auf seinem Unterarm war ein Drache tätowiert, er trug einen silbernen Ohrring und einen Nasenstecker.
Als würde er ihre Blicke spüren, wandte er sich mit abweisender Miene zu ihr um.
Chessie stockte der Atem. O nein. Bitte nicht er. Es durfte nicht wahr sein.
Plötzlich rief jemand: „Zak!“ Er drehte sich um und fluchte leise.
Sie sah ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
„Ist alles in Ordnung?“ Alastair setzte sich wieder ans Steuer. „Du bist weiß wie ein Gespenst. Was ist passiert?“
„Nichts“, versicherte sie ihm rasch. „Es war bloß ein wenig stickig im Auto.“ Sie kurbelte die Scheibe hoch.
„Komm mit nach Court, und trink einen Tee mit mir“, schlug er vor. „Linnet ist nicht da. Sie ist nach London gefahren, um meinen Vater abzuholen.“
„Wie geht es ihm?“ Chessie war froh über die Ablenkung.
„Nicht besser, glaube ich.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich begreife nicht, warum er so versessen darauf ist, nach Wenmore Court zurückzukehren. Die medizinische Versorgung in Spanien war erstklassig. Das Anwesen umzubauen und zu renovieren, kostet ihn ein Vermögen.“
„Es ist sein Zuhause“, erinnerte ihn Chessie. „Und dein Erbe.“
„Ich weiß nicht, ob ich mich mit diesem alten Gemäuer belasten möchte.“ Alastair reihte sich wieder in den Verkehr ein. „Ich will
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