Julia Festival Band 0105
bin der Erste, oder? Wie ist das möglich, nachdem du einen Sommer mit Alastair Markham verbracht hast?“
Trotzig hob sie das Kinn. „Vielleicht hat er mich zu sehr respektiert, um mich in eine oberflächliche Sexaffäre zu verwickeln.“
„Du denkst, das hätte ich vor, oder?“ Er lächelte ironisch. „Glaub mir, es ist mir sehr ernst. Trotz all deiner Proteste werde ich bald mit dir ins Bett gehen.“
„Du schmeichelst mir.“ Ihre Stimme bebte vor Zorn. Dass Miles nur mit den Fingern zu schnippen brauchte, und sie würde über glühende Kohlen zu ihm laufen, war ihr in dem Moment nicht bewusst. „Damit das klar ist: Ich werde nicht mit dir schlafen.“
„Wer hat von schlafen gesprochen?“, erkundigte er sich amüsiert. Dann kehrte er an den Schreibtisch zurück und sah die Post durch. Ohne Chessie anzublicken, fügte er hinzu: „Falls du wieder die Haushälterin spielen willst, solltest du jetzt den Tee servieren, Chessie.“
Sie presste die Lippen zusammen. „Gern.“ Sie musste sich sehr beherrschen, die Tür nicht hinter sich zuzuschlagen.
Im Flur lehnte sie sich fassungslos an die Wand. Warum habe ich nicht schon früher gemerkt, dass ich ihn liebe?, fragte sie sich.
Weil es nicht plötzlich geschehen war. Miles war bereits seit längerer Zeit sehr wichtig für sie. Und sie hatte sich eingeredet, es würde ihr genügen, für ihn zu arbeiten.
Resigniert nahm sie den Kampf mit den widerspenstigen Knöpfen ihrer Bluse auf. Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Sie hob den Kopf und sah Steffie, die beschwingt die Treppe herunterkam.
„Oje“, meinte Steffie vergnügt, „da hätte ich doch beinahe vergessen zu singen, Liebes.“
8. KAPITEL
Erschöpft kehrte Chessie am Abend in ihren Teil des Hauses zurück.
Steffies unverhohlene Freude über das vermeintlich neue Familienmitglied hatten Gewissensbisse in Chessie geweckt. Doch Schuldgefühle waren leichter zu verkraften als ihre Verzweiflung über Miles.
Gleichgültig, wie neutral sie die Beziehung zu ihm gestalten wollte, im Zusammenleben mit einem so dynamischen Mann wie Miles Hunter verbargen sich unzählige Fußangeln. Es war nicht leicht, weil er ziemlich kompliziert sein konnte, aber es war stets faszinierend und bot ständig neue Herausforderungen.
Und vielleicht hatte am Anfang auch Dankbarkeit eine Rolle gespielt. Immerhin hatte er ihnen ein Dach über dem Kopf, ein regelmäßiges Einkommen und eine gewisse Sicherheit gegeben, selbst wenn es seinem eigenen Vorteil gedient hatte. Hinzu kam sicher auch sein Ruhm als Bestsellerautor, obwohl Chessie tief in ihrem Herzen wusste, dass sie sich stets zu Miles, dem Mann, hingezogen gefühlt hatte.
Keine Entstellung dieser Welt vermochte seine Ausstrahlung zu schmälern. Sandie Wells war eine Närrin, weil sie ihm deshalb den Laufpass gegeben hatte.
Chessie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen. Dann könnte sie sich damit begnügen, zu tippen und zu kochen, und würde sich nicht nach ihm sehnen.
Doch nun war es, als hätte jemand eine Tür geöffnet und ihr das Paradies gezeigt. Es führte kein Weg mehr zurück zu ihrer früheren Unschuld, seit sie wusste, wie es war, in Miles’ Armen zu liegen und dabei seine Hände und Lippen auf ihrem Körper zu fühlen.
Er hatte sie „Liebling“ und „Liebes“ genannt, doch das war nur die Sprache der Verführung. Er wollte sie in sein Bett locken, das hatte er ganz offen gesagt. Tiefer reichte sein Interesse an ihr nicht, und vielleicht war Linnets zynischer Rat, den sie Chessie vor Jahren gegeben hatte, gar nicht so weit hergeholt.
Linnet … Am kommenden Abend stand Chessie das unselige Essen auf Wenmore Court bevor, vor dem sie sich unmöglich drücken konnte.
Steffie hatte es beim Abendessen erwähnt. „Wer sind diese Markhams, Miles? Werde ich sie mögen?“
Er hatte die Schultern gezuckt. „Frag lieber Francesca. Es sind ihre Freunde, nicht meine. Ich habe gerade erst ihre Bekanntschaft gemacht. Sir Robert Markham und sein Sohn sind mir noch nie begegnet, jedenfalls nicht offiziell.“
„Ich bezweifle, dass ihr Sir Robert morgen überhaupt treffen werdet“, meinte Chessie. „Er hatte einen schweren Schlaganfall“, fügte sie an Steffie gewandt hinzu. „Und nun ist er an den Rollstuhl gefesselt. Ich glaube nicht, dass er sich wohl genug fühlt, um Gäste zu begrüßen.“
Sekundenlang herrschte betroffenes Schweigen. Dann sagte Steffie: „Wie schrecklich für den armen Mann. Und natürlich auch für seine
Weitere Kostenlose Bücher