Julia Festival Band 05
zu bewältigen, und Lucy rutschte einige Male aus, ohne jedoch zu stürzen.
Banner stellte seine Tüte auf der Veranda ab und wandte sich sofort wieder zum Gehen. „Ich hole noch den Rest.“
„Ich helfe dir.“
„Nicht nötig.“
„Doch“, beharrte sie und folgte ihm. „Ich kann die Wiege tragen.“
Er blickte über die Schulter zurück. „Geh wieder ins Warme. Ich kann …“ Er verstummte abrupt und ruderte mit den Armen, als ihm ein Bein auf dem Eis wegrutschte.
Lucy stürzte zu ihm, um ihn zu stützen, und er schlang nach Halt suchend einen Arm um ihre Taille.
„Alles klar?“, fragte sie, als er das Gleichgewicht wieder gefunden hatte.
„Ja. Bin nur ausgerutscht.“
Er zog seinen Arm jedoch nicht zurück. War die Temperatur gestiegen, oder war ihr plötzlich so warm, weil sie ihm so nahe war?
Sie blickte zu ihm auf. Ihre Taschenlampen waren zu Boden gerichtet, aber im Mondschein sah sie seine Augen funkeln. Er rührte sich noch immer nicht.
„Banner?“
„Ja?“
„Was tust du gerade?“
„Ich frage mich nur, ob du wirklich Gedanken lesen kannst.“
„Wieso?“
„Wenn ja, dann weißt du, was ich schon tun will, seit du vor meiner Tür aufgetaucht bist.“
„Und was will …“
Sein Mund lag auf ihren Lippen, noch bevor sie den Satz beenden konnte.
Der Kuss dauerte nicht lange, gerade lange genug, um zu spüren, wie seine Lippen schmeckten, wie sie sich anfühlten. Lucy wusste jedoch, dass ihr diese Details für immer in Erinnerung bleiben würden. Und sie konnte nicht länger ignorieren, dass er auf ihrer Kandidatenliste ganz nach oben gerutscht war.
Genau genommen war er nun der Einzige auf ihrer Liste, auch wenn er nicht alle Kriterien erfüllte, die sie mal für unabdingbar gehalten hatte.
Banner hob den Kopf, wich aber nicht zurück. Sein Gesicht war ihrem immer noch so nahe, dass sich ihrer beider Atem zu einer frostigen Wolke vereinten.
„Nein, ich wusste eindeutig nicht, dass du das im Sinn hattest.“
„Dann war es also ein Kartentrick.“
„Ja, nur ein Trick.“
Er ließ den Arm sinken und trat vorsichtig zurück. „Und das war nur ein Kuss.“
„Und das bedeutet?“
„Nichts.“ Er drehte sich zur Werkstatt um. „Es bedeutet nichts.“
„Banner, warte einen Moment!“
„Ich hole den Rest. Geh du lieber wieder rein, bevor du erfrierst.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er davon.
7. KAPITEL
Sobald die Kinder fest eingeschlafen waren, schickten sich die Erwachsenen an, mit vereinten Kräften die Bescherung für die Kinder vorzubereiten. Da alle für irgendwelche Familienangehörige gedachte Geschenke bei sich hatten, steuerte jeder eine Kleinigkeit bei, obwohl Joan verlegen protestierte.
Als schließlich alles fertig war, legte Miss Annie ihr Strickzeug beiseite und verkündete: „Ich möchte jetzt schlafen gehen.“
Bobby Ray sprang sofort auf, half ihr aus dem Sessel und führte sie ins Schlafzimmer, gefolgt von Pop.
„Ich gehe auch ins Bett“, erklärte Joan. „Es war ein langer Tag, und die Kinder werden früh aufwachen.“ Sie bedankte sich zum wiederholten Male für die Geschenke und eilte zu den Kindern ins Gästezimmer.
Lucy wandte sich an Banner. „Also, was …“
Er wandte sich ab. „Ich muss den Hund rauslassen. Komm, Hulk.“
Das Tier stand gehorsam auf und folgte seinem Herrchen auf den Fersen aus dem Raum.
Lucy blickte den beiden seufzend nach. Ganz offensichtlich bereute Banner den spontanen Kuss, der bei ihr trotz der Kürze einen tiefen Eindruck hinterlassen und Sehnsucht nach mehr erweckt hatte.
„Lucy?“, rief Bobby Ray aufgeregt von der Tür her. „Komm schnell. Mit Miss Annie stimmt was nicht!“
„Was ist denn passiert?“
„Sie ist umgekippt. Ich habe sie aufgefangen und aufs Bett gelegt, aber ich habe eine Heidenangst gekriegt.“
Eilig folgte Lucy ihm ins Schlafzimmer. „Miss Annie, was hast du denn? Pop, sollen wir einen Krankenwagen rufen? Bestimmt kann ein Notfallfahrzeug zu uns kommen, auch wenn die Straßen vereist sind.“
Miss Annie schüttelte den Kopf und sagte mit schwacher, aber entschiedener Stimme: „Das ist nicht nötig, Liebes. Ich hatte nur mal wieder einen meiner Anfälle.“
Lucy wandte sich an Pop. „Hat sie das öfter?“
Er wirkte ernst, aber nicht sehr beunruhigt. „Hin und wieder. Sie nimmt Medikamente, aber manchmal wird ihr trotzdem schwindelig. Es ist wirklich nicht nötig, einen Krankenwagen zu rufen.“
„Kann ich irgendetwas für dich tun, Miss
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