JULIA FESTIVAL Band 76
immer noch nicht glauben, dass Austin ihr sein Haus geben wollte, dass er einfach ja gesagt hatte. Wenn er sich geweigert hätte, hätte sie es ihm auch nicht übel genommen. Er war so anders als sein Ruf, er war freundlich und gütig und …
„Schauen Sie nicht so“, knurrte er.
Sie blinzelte. „Wie schaue ich denn?“
„Als wäre ich so eine Art edler Ritter. Wenn Sie das glauben, sind Sie noch verrückter, als ich dachte.“ Er schüttete den Rest aus der Weinflasche in sein Glas. „Das Gewitter ist fast vorbei“, sagte er und sah Rebecca dabei böse an. „Wenn die Straße morgen nicht trocken ist, ziehe ich Ihren vermaledeiten Wagen selbst aus dem Schlamm.“
„Sie fluchen ziemlich viel, finde ich.“
„Und Sie nicht genug.“
„Ich fluche grundsätzlich nicht.“
Er verzog das Gesicht. „Genau darum geht es. Wir haben nichts gemeinsam. Ich ziehe unkomplizierte, erfahrene Frauen vor. Sie sind das genaue Gegenteil davon.“
Rebecca erstarrte und wurde rot. „Was wollen Sie damit sagen?“
Er beugte sich vor, griff in ihre Haare und zog ihren Kopf zu sich, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Das wissen Sie sehr gut, Rebecca. Glauben Sie mir, wenn jemand den Reiz des Verbotenen zu schätzen weiß, dann bin ich das. Aber ich bin nicht interessiert.“
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Und bevor sie es noch verhindern konnte, füllten ihre Augen sich mit Tränen. Sie wollte sich ihm entziehen, aber er ließ es nicht zu.
„Sie sind nicht mein Typ!“, erklärte er brutal. „Und vor allem bin ich nicht Ihr Typ. Ich bin nicht so wie Ihr Wayne und helfe armen alten Damen über die Straße und begehe jeden Tag eine gute Tat. Ich interessiere mich ausschließlich für mich.“
Rebecca hätte sich am liebsten irgendwo verkrochen – oder ihn noch lieber geküsst. Trotz allem, was er ihr an den Kopf geworfen hatte, reagierte sie völlig irrational auf seine Nähe.
Sie holte tief Luft und nahm all ihre Würde zusammen. „Ich bedaure, wenn ich Sie irgendwie gekränkt habe. Das war nicht …“
Aber sie kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu Ende zu sprechen. Er zog sie noch ein Stückchen näher zu sich, bis ihre Lippen sich berührten. Unwillkürlich schloss sie die Augen. Ihr war am ganzen Körper heiß, als hätte sie Fieber. Und als sie schon fürchtete, sie würde wahnsinnig werden, bewegte er endlich die Lippen auf ihrem Mund. Sie rang nach Atem. Und dann ließ er sie unerwartet los und stand auf.
Rebecca sank kraftlos in ihrem Stuhl zurück. Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, und ihre Hände zitterten. Lust und Verlangen nach ihm beherrschten ihren Körper, und sie wagte nicht, zu ihm aufzuschauen. Wahrscheinlich hatte dieser Kuss ihn völlig kalt gelassen.
Wortlos ging er zu einem Schrank und nahm ein T-Shirt heraus. „Da“, sagte er und warf es ihr zu. „Als Nachthemd.“ Sie sah ihn nur stumm an. „Sie schlafen im Bett, ich nehme die Couch. Und morgen früh verschwinden Sie, und wir werden beide so tun, als wäre das alles nie passiert.“
Was meinte er mit „das alles“? Es war doch gar nichts passiert außer diesem kurzen Kuss. Oder gab es etwas, wovon sie nichts wusste? Sie nagte an ihrer Unterlippe und wünschte, sie hätte ein bisschen mehr Erfahrung mit Männern.
„Ich will noch nicht ins Bett gehen“, erklärte sie schließlich eigensinnig.
„Keiner hat Sie um Ihre Meinung gefragt“, gab er scharf zurück. „Ich habe keine Lust, mir morgen irgendwelche Vorwürfe anzuhören. Ich mag ein Ekel sein, aber ich bin nicht ganz verantwortungslos.“
Rebecca war endgültig verwirrt. Sie legte das T-Shirt auf den Tisch und stand auf. Nachdem sie sorgfältig den Gürtel des Bademantels fester zugezogen hatte, schob sie die Hände in die Taschen und sah zu ihm auf. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Erst unterhalten wir uns ganz normal, dann küssen Sie mich, und im nächsten Augenblick schicken Sie mich wie ein Kind ins Bett.“
Er kam um den Tisch und blieb vor ihr stehen. Sie waren sich so nahe, dass sie die Wärme spürte, die von seinem Körper ausging. Vielleicht hätte sie sich vor ihm fürchten sollen, aber sie hatte keine Angst. Denn im Grunde ihres Herzens wusste sie, dass Austin Lucas ein netter Mann war. Nur nette Menschen stellten bedürftigen Waisenkindern ihr Haus zur Verfügung.
„Ich bin nicht Ihr verdammter Verlobter“, sagte er jetzt, und sein Blick verhieß Sturm.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher