JULIA FESTIVAL Band 76
widersprach Cynthia. „Mr. Steele will bestimmt nicht, dass meine Verwandtschaft in sein Haus einfällt und ihn stört.“
Alle drei Kinder protestierten im Chor, und Lucinda fiel am lautesten ein.
„Ich glaube nicht, dass es ihm etwas ausmacht“, sagte Jonathan laut. Fünf Augenpaare schauten zu ihm auf. „Lucinda ist eine ausgezeichnete Köchin, aber ich gebe ihr viel zu wenig Gelegenheiten, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Warum geht ihr drei nicht mit ihr in die Küche und seht im Kühlschrank nach, was da ist?“
Das brauchte man Jenny und den Jungen nicht zwei Mal zu sagen.
Cynthia sah ihn an. „Warum tust du das?“
„Weil ich glaube, dass du deine Familie vermisst“, sagte er. „Warum rufst du nicht einfach deine Mutter an und fragst sie, ob sie nicht Lust hat, zu uns zu kommen. Natürlich nur, wenn sie nichts anderes vorhat.“
Cynthia sah ihn dankbar an.
Und plötzlich machte es Jonathan gar nichts mehr aus, dass sie ihn offenbar immer noch für einen Heiligen hielt.
8. KAPITEL
Cynthia musste immer noch lachen, als sie vom Esszimmer in die Küche ging. Sie stellte das schmutzige Geschirr ab und holte Luft, als ihre Mutter hereinkam.
„Deine beiden Jungen sind unmöglich“, sagte Cynthia fröhlich.
„Hey, warum bekomme ich denn die ganze Schuld daran?“, sagte Betsy lächelnd. „Schließlich sind es deine Brüder.“
„Das ist aber nicht dasselbe.“
Betsy stellte ihren Stapel Geschirr ab und drehte sich langsam in der großen Küche um. „Toll.“
Cynthia folgte ihrem Blick über die Granitarbeitsfläche zu dem riesigen Backofen und dem eingebauten Kühlschrank.
„Die Reichen leben schon anders“, sagte sie zu ihrer Mutter. „Ich bin froh, dass Jonathan nicht damit protzt und ich mich nicht fehl am Platze fühle. Lucinda tut alles dafür, dass ich mich wie zu Hause fühle, und sie ist eine großartige Köchin. Davon konntest du dich ja selbst überzeugen.“
„Das stimmt. Ich habe mir immer etwas darauf eingebildet, dass ich in null Komma nichts etwas auf den Tisch zaubern kann, aber sie ist ein richtiger Profi.“
Cynthia konnte ihr nur zustimmen. In der Zeit, die Betsy von ihrem Haus bis hierher gefahren war, hatte Lucinda den Tisch gedeckt, eine gefüllte Tortilla mit Chilisoße und Salat gezaubert und einen Kuchen gebacken.
Betsy begann, den Geschirrspüler einzuräumen. „Ich freue mich, dass es dir hier gefällt. Du hast in letzter Zeit wenig Aufträge angenommen, bei denen du im Hause des Klienten leben musstest.“
„Ich weiß.“ Cynthia nahm Dessertteller und Kuchengabeln aus den Schränken.
Betsy schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Du scheinst sehr gut mit Jonathan auszukommen.“
„Er ist wirklich sehr sympathisch.“
Ihre Mutter seufzte und lehnte sich an den Kühlschrank. „Ich weiß, dass du erwachsen bist und deine eigenen Entscheidungen treffen musst. Aber ich mache mir trotzdem wegen Jonathan Sorgen um dich. Er scheint ein wundervoller Mann zu sein. Er war ja so zuvorkommend zu uns, als wir im Krankenhaus waren, aber …“ Sie brach ab.
Cynthia suchte eifrig nach Papierservietten. Sie wusste, was ihre Mutter damit sagen wollte, aber sie mochte es nicht hören.
„Du darfst nicht vergessen, wer er ist“, sagte ihre Mutter schließlich.
Cynthia setzte das Päckchen Servietten auf den Tisch und sah Betsy an. „Wie war das doch immer? Ich soll an mich selbst glauben und mich nicht für etwas Geringeres halten.“
„Ja, natürlich, aber ich spreche von etwas anderem. Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst. Jonathan ist ein Traummann. Du warst so damit beschäftigt, dich selbstständig zu machen, dass du nicht viel Zeit zum Ausgehen hattest. Und jetzt habe ich Angst, dass du in Jonathan mehr den Mann siehst, den du dir wünscht, als den Mann, der er ist.“
Cynthia zwang sich zu einem Lächeln. „Das sagt er mir auch immer.“
„Jonathan hat es im Moment sehr schwer“, fuhr Betsy fort. „Er hat gerade seinen Bruder und seine Schwägerin verloren und ist zum Vormund eines Babys geworden. Du bist für ihn momentan die Rettung. Doch wenn sich die Dinge eingespielt haben, wird er dich nicht mehr so sehr brauchen.“
„Ich weiß, Mom“, sagte Cynthia. „Ich werde daran denken.“
Doch sosehr sie auch ihrer Mutter glaubte, war sie umso weniger bereit, diesem Mann einfach den Rücken zu drehen. Bestimmt nicht, solange sie in seinem Haus lebte.
Jonathan blickte auf, als Cynthia mit dem Kuchen ins Esszimmer
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