JULIA FESTIVAL Band 76
hinunter und verzog das Gesicht. „Ich sehe aus wie ein Nilpferd.“
„Ich finde, du siehst großartig aus.“
„Das ist eine barmherzige Lüge. Trotzdem danke.“ Sie rieb sich die unteren Wirbel. „Ich glaube, Männer haben es nicht gern, wenn man ihnen sagt, dass sie nett sind. Sie sehen sich lieber als harte Kerle.“
„Ich werde in Zukunft daran denken.“
Elizabeth blinzelte in die Sonne. „Travis müsste jeden Moment kommen. Ich hole schon mal Mandy. Ruf mich an, wenn du jemanden zum Reden brauchst.“
Rebecca blieb allein zurück. Sie hatte ganze Berge von Papierarbeit zu erledigen, aber allein die Vorstellung, bei diesem Wetter in ihrem kleinen Büro zu sitzen, war deprimierend. Außerdem fühlte sie sich aus irgendeinem Grund ruhelos. Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber sie hatte das unangenehme Gefühl, dass es mit Austin zusammenhing. Nur wenige Meter trennten sie, und sie bräuchte einfach nur zu ihm zu gehen. Aber bisher war ihr noch kein plausibler Vorwand eingefallen.
Ein Geräusch drang in ihre Gedanken, und sie drehte sich um. Ein großer Lastwagen holperte über die unebene Auffahrt zum Haus. Die Kinder liefen neugierig hin.
„Was bringt der?“, wollte ein kleiner Junge wissen.
„Keine Ahnung“, antwortete Rebecca wahrheitsgemäß. „Wir haben nichts bestellt.“
Der Lastwagen hielt, und ein untersetzter grauhaariger Mann sprang auf den Boden. „Gibt es hier eine Miss Chambers?“, erkundigte er sich und wedelte mit einem Zettel. „Ich habe eine Lieferung Spielgeräte für Sie.“
„Lassen Sie mich raten: Der Auftraggeber ist ein Mr. Lucas?“
„Genau. Wo sollen wir die Sachen hinbringen?“
Warum tat Austin das? Warum kaufte er, der doch angeblich zu keinen tieferen Gefühlen fähig war, Spielgeräte für Waisenkinder? Rebecca machte auf dem Absatz kehrt und nahm Richtung auf seine Scheune.
Auf halbem Weg gestand sie sich ein, dass sie die Spielgeräte als Vorwand benützte, ihn zu sehen – und dass es ihr vollkommen gleichgültig war, ob es ein Vorwand war. Sie hatte ihn fast eine Woche lang nicht gesehen, und er fehlte ihr. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf.
An der Tür blieb sie stehen, glättete ihr Kleid und schob ihr Stirnband zurecht. Dann trat sie ein und stieß die Tür zum Labor auf, bevor der Mut sie wieder verließ.
In dem schmalen, länglichen Raum flimmerten Computerschirme, und abgesehen vom Surren der Klimaanlage war nichts zu hören.
Sie sah sich um. Vielleicht sollte sie einfach wieder unauffällig verschwinden. Aber bevor sie noch zu einer Entscheidung kam, hörte sie Schritte, und Austin tauchte hinter einem großen Computer auf. Er trug Jeans und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgeschoben hatte. Als er sie entdeckte, blieb er überrascht stehen und zog eine Schutzbrille von den Augen.
„Rebecca, was tust du denn hier?“
Sie versuchte, ihm eine vernünftige Antwort zu geben, aber allein sein Anblick fegte ihr Gehirn leer. Sie wollte sich für die Spielgeräte bedanken, aber als sie schließlich etwas sagte, war es etwas ganz anderes.
„Wenn ich aufhören soll, an dich und diese Nacht zu denken, warum bist du dann so nett?“, stieß sie hervor. „Kannst du damit nicht aufhören? Musstest du uns unbedingt dein Haus zur Verfügung stellen und Möbel dafür kaufen? Und jetzt auch noch das! Du stellst mein ganzes Leben auf den Kopf, Austin. Ich will das nicht. Ich will mit dir nichts zu tun haben, also hör bitte damit auf! Ich halte es nicht mehr aus!“
Sie holte Atem und wartete darauf, dass er sie anbrüllte.
„Zum Kuckuck, Rebecca, glaubst du, ich wüsste das nicht?“
Sie starrte ihn ungläubig an. „W-was?“
„Glaubst du vielleicht, mir passt es, was da zwischen uns abläuft?“ Er warf seine Schutzbrille auf den Schreibtisch und kam näher. „Ich höre auf, nett zu sein, wenn du aufhörst, mich zu verfolgen.“
„Aber ich …“
Er stand jetzt unmittelbar vor ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. Dann zog er sie mit einem Ruck an sich. Selbst wenn sie sich hätte wehren wollen, sie hätte es nicht gekonnt. Er neigte den Kopf und verschloss ihre Lippen mit einem heißen, verzehrenden Kuss.
7. KAPITEL
Austin hoffte fast, dass Rebecca sich wehren und ihn an diesem Wahnsinn hindern würde. Aber sie dachte gar nicht daran. Im Gegenteil: Als sein Mund ihre Lippen berührte, stöhnte sie leise auf, legte ihre Hände an seine Brust und schmiegte sich an ihn.
Sie schmeckte
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