JULIA FESTIVAL Band 78
geeigneten Personen schicken. Sie notierte sich alles genau. Dann erweiterte sie den Personenkreis, indem sie sich mit jedem in Verbindung setzte, der ihr ansonsten weiterhelfen konnte. Sogar mit der Klatschkolumnistin Diana Goldbach führte sie ein interessantes Gespräch.
Schließlich überlegte Antonia, ob es wohl möglich wäre, alte Kunden der Firma abzuwerben und den neuen Speditionen zu vermitteln …
Antonia fand die Arbeit zwar ziemlich anstrengend, aber Spaß machte sie ihr auch.
Am späten Nachmittag hatte sie es sogar geschafft, all die Leute zu erreichen, die wegen Resturlaubs oder kürzerer Kündigungsfristen schon nicht mehr in Scott Setons Unternehmen arbeiteten. Mit Mr. Templeton hatte sie als Letztem gesprochen. Sie legte gerade den Telefonhörer auf, als es an der Bürotür klopfte.
„Kommen Sie rein!“, rief sie fröhlich, während sie schnell noch den Termin für Mr. Templeton notierte. Sie freute sich sehr darüber, dass Mr. Templeton zugestimmt hatte, gleich morgen zu ihr zu kommen, obwohl er bezüglich seiner Chancen sehr pessimistisch war. Ja, einen neuen Arbeitsplatz für diesen netten älteren Herrn zu finden, stellte die größte Herausforderung dar!
Dann sah Antonia zur Tür und dachte: Nein, das stimmt ja gar nicht. Die größte Herausforderung hat soeben mein Büro betreten!
Es war Scott Seton.
Antonia stand auf, weil sie meinte, dem Kampf so besser gewachsen zu sein. Außerdem machte Scott Setons Blick sie so nervös, dass sie nicht ruhig hätte sitzen bleiben können.
Sie hatte fast vergessen, was für eine tolle Figur Scott besaß. In dem dunklen Nadelstreifenanzug sah er sehr attraktiv aus.
Das spielt keine Rolle, sagte Antonia sich und bereitete sich darauf vor, Scott bis zum letzten Atemzug Widerstand zu leisten. Einen kleinen Sieg konnte sie sogar schon jetzt für sich buchen: Scott Seton war tatsächlich zu ihr gekommen!
„Kann ich irgendetwas für Sie tun, Mr. Seton?“, fragte sie höflich. Dann deutete sie auf die einzige Sitzgelegenheit im Raum. „Möchten Sie sich setzen?“
Scott warf einen Blick auf Sessel und Tisch und betrachtete dann die schmuddeligen braunroten Wände und den an mehreren Stellen rissigen Linoleumfußboden.
Schließlich ah Scott Antonia an. „Ich habe es mir hier ein wenig hübscher vorgestellt, Miss Braden. Das soll ein Büro sein?“
Sie fühlte sich gekränkt. Stolz hob sie das Kinn und versuchte, gelassen zu wirken.
„Ich fange eben ganz unten an“, erklärte sie, „und gehe meinen eigenen Weg!“
„Das tun Sie allerdings“, sagte er ironisch.
„Geben Sie mir etwas Zeit, Mr. Seton, und Sie werden den Raum nicht wieder erkennen. Zudem ist die Lage hier fantastisch. Passen Sie auf, dies alte Gebäude wird noch in die Geschichte eingehen. Ich denke jetzt schon daran, es zu kaufen. Hat Jocelyn Ihnen erzählt, dass mein Exverlobter im Immobiliengeschäft tätig ist? Von ihm habe ich sehr viel gelernt, Mr. Seton.“
Frank Sheldon war tatsächlich in diesem Gewerbe tätig. Doch es stimmte natürlich nicht, dass sie irgendetwas im Bereich Immobilien von Frank gelernt hatte.
„Ich lerne von vielen Leuten eine ganze Menge“, fügte Antonia hinzu. „Auch von Ihnen.“
„Ich freue mich, wenn ich Ihnen helfen kann, Miss Braden.“ Scott trat näher, setzte sich auf eine Ecke des Schreibtisches und lächelte charmant.
Mit einem Bein berührte Scott Antonia jetzt fast. Sie schaute auf die kräftige Beinmuskulatur, die sich durch den feinen Stoff der Hose abzeichnete.
Schmächtig kann man Scott Seton wirklich nicht nennen, dachte Antonia leicht beunruhigt und sah auf. Verdammt, was hatte dieser Mann für strahlende dunkle Augen! Rasch blickte sie zum Fenster.
„Das ist auch der Grund meines Kommens“, erklärte Scott.
Sie runzelte leicht die Stirn und versuchte sich daran zu erinnern, was er vorher gesagt hatte. Worum ging es eigentlich? Antonia glaubte zu wissen, dass sein charmantes Getue nur eine Fassade war und er lediglich auf eine günstige Gelegenheit wartete, anzugreifen.
Sei auf der Hut, ermahnte Antonia sich.
„Sie wollen mir helfen, Mr. Seton?“, fragte sie.
Wieder lächelte Scott sie hinreißend an. „Da ich kein engstirniger Mensch bin, habe ich über das nachgedacht, was Sie mir am Samstagabend sagten, Miss Braden. In einigen Punkten muss ich Ihnen recht geben. Gestern habe ich mir die Personalakten angesehen, und ich bin bereit, Ihren Forderungen und Ihrem Sinn für Gerechtigkeit nachzukommen, zumindest
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