JULIA FESTIVAL Band 78
zum Teil. Für sechs der entlassenen Personen habe ich bereits Arbeit in meinen anderen Firmen gefunden.“
„Wirklich?“ Antonia war überrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass er sich ihre Worte zu Herzen nehmen würde. Doch sein Entgegenkommen bestätigte ihr nur, wie recht sie damit hatte, als sie die Entlassungen als unverantwortlich bezeichnete.
„Das ist ein guter Anfang“, meinte sie.
„So, dann können Sie ja jetzt an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Ich habe Ray versprochen, dass Sie nach der Geschäftsübergabe in der Firma bleiben dürfen, und dieses Versprechen …“ Er verstummte, denn Antonia war in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, stieß sie hervor: „So einfach haben Sie sich das alles vorgestellt?“ Sie sah ihn herausfordernd an: „Oh nein, Mr. Seton! Es freut mich, dass Sie die sechs unterbringen können. Doch damit gebe ich mich nicht zufrieden. Da sind immer noch einundzwanzig Leute, um die ich mich kümmern muss. Es sind noch längst nicht alle Probleme beseitigt.“
Jetzt wirkte Scott Seton nicht mehr ganz so charmant. „Sie können nicht für jeden von ihnen etwas tun, Miss Braden.“
„Das ist wahrscheinlich richtig“, stimmte sie zu. „Aber ich werde es zumindest versuchen.“ Sie griff zu ihrem Notizbuch, schlug es auf und fragte: „Wer sind die sechs? Ich hake sie auf meiner Liste ab und benachrichtige sie.“
„Offenbar werde ich meine Einstellung nochmals ändern müssen“, bemerkte er leise.
„Was? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Sie geben gewiss nicht klein bei, Mr. Seton, weil ich Sie anderenfalls in den Griff bekommen würde. Und das wollen Sie ja wohl keinesfalls, denn das ertrüge Ihr überzogenes Ego nicht. Nein, ich weiß, Sie geben nicht so schnell klein bei.“ Antonia sah ihn böse an. „Die Namen, bitte“, forderte sie, und es hörte sich absolut selbstsicher an.
Sie bemerkte, dass es in seinen Augen zornig aufblitzte. Aber auch andere heftige Gefühle schienen in Scott Seton zu toben. Sie wurde stark an den Moment im Rosengarten erinnert, als sie nicht sicher gewesen war, ob Scott sie nun gleich würgen oder in die Arme reißen und stürmisch küssen würde. Ihr hatte das Herz wie wild geschlagen, und sie hatte einen ganz trockenen Hals bekommen vor Aufregung.
Scott presste die Lippen fest aufeinander. Nach einigen Sekunden sagte er langsam und in sachlichem Tonfall: „Geschäftsübernahmen bringen immer sehr viel Ärger mit sich. Außerdem verhalten sich die meisten Angestellten halsstarrig und meinen, dass das Alte besser ist als das Neue. Es ist deshalb wesentlich effektiver, klar Schiff zu machen und neue Leute einzustellen, die glücklich sind, so arbeiten zu dürfen, wie ich es für richtig halte. Und da Sie nicht zur Vernunft kommen …“
„Aber Sie legen doch gar keinen Wert darauf, dass ich Verständnis für Sie aufbringe, oder?“, unterbrach sie ihn.
„Was meinen Sie denn, worauf ich Wert lege, Miss Braden?“, fragte er sehr ruhig.
Sofort hatte sie das Gefühl, eine sehr dünne Eisdecke zu betreten. Doch soweit sie, Antonia, Scott Seton bisher kannte, befand sie sich auf der richtigen Spur. Deshalb tippte sie einfach: „Dass ich Sie als den großen Herrn und Meister anerkenne, einfach so, kritiklos, und dass ich mich unterordne. Freundschaft ist auf solcher Basis nicht möglich.“
„Freundschaft …“, wiederholte er, und es klang spöttisch: „Ich glaube nicht, dass wir jemals Freunde sein können, Miss Braden, auf welcher Basis auch immer.“ Er stand gemächlich von der Schreibtischkante auf und sah Antonia durchdringend an.
Es kostete sie große Mühe, gleichgültig zu wirken, denn sie hatte ganz weiche Knie und bebte innerlich.
Verglichen mit ihm bin ich zwar klein und schwach, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich hilflos bin, versuchte sie sich zu beruhigen. Nein, bestimmt nicht!
Trotzdem empfand sie eine ungeheure Erleichterung, als er sich endlich abwandte und es aussah, als wolle er gehen. Aber Antonia hatte sich getäuscht.
Er ging nur zur Kaktuspflanze hinüber, die Antonia in der Nähe des Fensters aufgehängt hatte, und pflückte behutsam eine der scharlachroten Blüten ab. Dann kam er langsam zu Antonia zurück und berührte mit den zarten Blütenblättern ihren Arm.
Sie stand wie angewurzelt da.
Schließlich steckte Scott ihr die Blüte hinters Ohr.
Antonia erkannte, dass die Situation ihr aus den Händen zu gleiten drohte. Gelang es ihr
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