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JULIA FESTIVAL Band 84

JULIA FESTIVAL Band 84

Titel: JULIA FESTIVAL Band 84 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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entschuldigen Sie mich. Ich bleibe nicht lange weg“, sagte sie so ruhig wie möglich. Aber sie hörte selbst, wie sehr ihre Stimme schwankte.
    Der Vorsitzende nickte stumm. Das war alles. Niemand sagte ein Wort. Hastig verließ Sarah den Raum. Die Sekretärin, die Sarah nervös auf den Fersen folgte, zeigte ihr das Telefon. Sarah riss den Hörer an sich und fragte völlig aufgelöst: „Was ist los, Julian?“
    „Sarah?“ Ungeduldig seufzte er auf. „Wieso hast du so lange gebraucht?“
    Sie war so verspannt, dass sie ziemlich scharf entgegnete: „Ich sollte überhaupt nicht hier sein, sondern noch immer bei der Konferenz.“
    Er lachte. Ein absolut unbekümmertes, sorgloses Lachen. Heiße Wut schoss in Sarah hoch. Nur mühsam gelang es ihr, sich zu beherrschen. „Du sagtest, es sei dringend und wichtig, Julian. Also, was gibt es?“
    Er ließ sich unwahrscheinlich viel Zeit, um zur Sache zu kommen. Sarah, die ihm verbissen zuhörte, traute ihren Ohren nicht. Er hatte sie aus dem Konferenzsaal geholt, um sie zu fragen, ob er vielleicht einige Dokumente in ihrem Apartment vergessen habe! Die brauchte er allerdings nicht gleich. Er wolle sich nur vergewissern, dass sie nicht irgendwo anders liegengeblieben seien … Es handelte sich also durchaus nicht um eine so dringende Angelegenheit, dass er nicht hätte warten können! Eine oder zwei Stunden länger wären nicht von Bedeutung gewesen.
    Sarah fühlte sich viel zu elend, um sich noch weiter mit ihm auseinanderzusetzen. Nur weil er sich beruhigen wollte, hatte er sie beruflich vielleicht um einige Jahre zurückgeworfen! Das fand sie unverzeihlich. Kurz und bündig teilte sie Julian mit, wonach er sie gefragt hatte. Dann hängte sie auf und blickte auf die Sekretärin, deren Hände zitterten.
    „Er sagte, er würde Sie hier nicht weiterarbeiten lassen, wenn ich sie nicht ans Telefon riefe“, versuchte das Mädchen sich zu rechtfertigen.
    Nun war Sarah nicht mehr fähig, ihren angestauten Zorn zu bändigen. „Keine Anrufe mehr!“, befahl sie scharf. „Weder jetzt noch zukünftig. Es ist mir egal, was jemand sagt. Ab sofort keine privaten Anrufe!“
    „Ja, Miss Woodley“, entgegnete die Sekretärin verstört.
    Aber das Unheil war bereits geschehen. Das wusste Sarah sofort, als sie wieder in den Konferenzraum trat. Niemand schaute sie an – bis auf den Vorsitzenden. Er teilte ihr in knappen Worten mit, dass man ihren Vorschlag nach reichlichen Überlegungen abgelehnt hatte. Es sei ein zu großes Risiko, den neuen Modestil eines Designers aufzunehmen und zum Verkauf anzubieten. Man hielte es für besser, sich an den altbewährten Stil zu halten, der mit Sicherheit Gewinn erzielte.
    Sarah warf einen Blick auf die Direktorin für Damenmoden, Frances Chatfield. Deren triumphierender Gesichtsausdruck verriet ihr, dass die Frau ihren ganzen Einfluss geltend gemacht hatte, um ihren Vorschlag abzuschmettern. Doch darüber wunderte Sarah sich eigentlich nicht. Frances Chatfield war strikt dagegen gewesen, dass man eine eigene Abteilung für „Junge Mode“ geschaffen und Sarah die Abteilungsleitung übertragen hatte. Und ihre Abwesenheit während des Telefonats mit Julian war von Frances geschickt genutzt worden, Zweifel an Sarahs Urteilsfähigkeit zu erwecken. Dass die Frau damit Erfolg gehabt hatte, erkannte Sarah deutlich an den Gesichtern der Versammelten.
    Normalerweise kämpfte sie für das, woran sie glaubte. Doch diesmal würde sie nichts erreichen, weil noch immer ein so wilder Zorn in ihr kochte, dass sie gar nicht sachlich sprechen konnte. Also schwieg sie und schien ihre Niederlage einfach hinzunehmen. Bis zum Ende der Konferenz saß sie stumm da und hörte scheinbar aufmerksam den Mitarbeitern und Vorgesetzten zu.
    Aber in den folgenden sieben Stunden war es anders. Sarah regte sich sehr darüber auf, dass Julian seine eigenen Interessen stets über ihre stellte und ihre Karriere für völlig unwichtig hielt. Es machte ihm überhaupt nichts aus, dass durch seinen verdammten Anruf all der Respekt und das Vertrauen in ihre Fähigkeiten stark beeinträchtigt worden waren, die sie sich so mühsam erkämpft hatte.
    Sarah war stolz darauf, tolerant und verständnisvoll zu sein. Diese Eigenschaften brauchte sie unbedingt im Umgang mit den Kunden in der „Jungen Mode“. Und für das gelegentliche Zusammentreffen mit Frances Chatfield brauchte sie zusätzlich noch viel Takt, Diplomatie und eine himmlische Geduld.
    Doch als die Arbeitszeit um fünf Uhr endete

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