Julia Festival Band 86
gesagt …“
Matthew verdrehte die Augen und schob Susannah zur Haustür. „Bis später!“
„Bis dann“, erwiderte Joe heiter.
Kaum war die Tür hinter Matt und Susannah ins Schloss gefallen, ließ Joe Lucinda los, eilte zur Tür und sperrte sie ab. Dann lehnte er sich dagegen und atmete tief aus. „Verdammt.“
„Ja, verdammt. Wie konnten Sie nur, Romano?“
Joe blickte sie an. Einzelne Strähnen hingen ihr etwas wirr ins Gesicht, ihre Wangen waren gerötet und ihre Lippen noch leicht geschwollen. Sie sah aus wie eine Frau, die genau das getan hatte, was sie getan hatte, bevor sie beide gestört worden waren. Doch aus ihren Worten und ihrer Stimme klang helle Empörung.
„Wie bitte?“
„Wie konnten Sie Ihren Bruder und seine Frau nur so anlügen?“ Lucinda atmete tief durch und stemmte die Hände in die Hüften. „Sie glauben lassen, wir wären verlobt!“
„Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach sagen sollen?“
„Die Wahrheit natürlich.“
„Die Wahrheit“, wiederholte er kühl und schob die Hände in die Hosentaschen. „Sicher. Warum auch nicht? Also, dass wir uns gestern kennengelernt haben beziehungsweise am Freitagabend, uns nicht besonders gemocht haben, aber einfach nicht die Hände voneinander lassen konnten.“ Spöttisch verzog er den Mund. „Sollte ich ihnen diese ‚Wahrheit‘ erzählen?“
Lucinda errötete noch mehr. Musste er es so unverblümt ausdrücken? „Alles stimmt, bis auf den letzten Teil.“ Sie funkelte ihn an. „Ich habe kein Problem mit meinen Händen, Romano.“
Er spielte mit dem Gedanken, sie daran zu erinnern, dass sie es gewesen war, die ihn angefleht hatte, sie zu nehmen, bevor Matt und Susannah gekommen waren. Doch wozu sollte er sich die Mühe machen? Lucinda gab wieder die kühle Bostonerin.
Wie war sie wirklich? War sie einfach eine famose Schauspielerin, oder konnte sie sich von einem Moment zum anderen umstellen?
Das ist letztlich egal, dachte er. Dank Matts überraschendem Besuch hatte er seine Hormone wieder halbwegs im Griff. Sex zu haben war schön, aber bei Verstand zu bleiben noch schöner. Und den hatte er zwischenzeitlich ziemlich eingebüßt. Denn Lucinda beherrschte ihren Beruf, Männer zu animieren.
Sie zu begehren war nur natürlich. Das hatte nichts damit zu tun, wie betörend sie duftete und schmeckte, wie sie sich anfühlte, wenn er sie in den Armen hielt, wie sie erbebte, wenn er sie berührte, und leise seinen Namen rief, als hätte noch kein Mann zuvor sie so empfinden lassen.
Verdammt, dachte Joe grimmig und sah sie finster an. „Gehen Sie nach oben, bringen Sie Ihr Haar in Ordnung, und ziehen Sie sich etwas anderes an.“
„Wie bitte?“
„Ich sagte …“
„Das habe ich gehört, Romano. Aber warum glauben Sie, mir immer weiter Befehle erteilen zu können?“
Joe musterte sie von Kopf bis Fuß und begegnete dann ihrem Blick. „Weil ich mich heute Abend mit Ihnen in meinem Club zeigen muss“, antwortete er höflich. „Sonst noch Fragen?“
„Sie scherzen! Wenn Sie meinen, ich würde dieses Spiel …“
„Ich meine es nicht, Blondie, ich weiß es.“
„Ich sagte Ihnen, Sie sollen mich nicht so nennen.“
„Und ich sagte Ihnen, Sie sollen sich umziehen.“
„Nein.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Das Ganze ist weit genug gegangen. Ich möchte aussteigen. Ich hasse es, zu lügen, und wünschte, ich hätte Ihnen von Anfang an erzählt, was ich von Ihnen und Ihrem Plan halte.“
„Aber das haben Sie nicht. Und wir haben einen Handel geschlossen.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wir sollten jetzt besser keine Zeit mehr vergeuden. Ziehen Sie sich etwas anderes an. Vermutlich einen faden Rock, eine weite Bluse und …“
„Was haben Sie an meiner Kleidung auszusetzen?“
„Kämmen Sie sich das Haar, und lassen Sie es nach Möglichkeit offen. Frühstücken können wir unterwegs.“
„Hören Sie auf, mir Befehle zu erteilen. Und was heißt ‚unterwegs‘? Unterwegs wohin?“
Joe zögerte. Sollte er ihr sagen, dass er vorhatte, ihr ein Kleid für heute Abend zu kaufen und sie dann zu dem Hairstylisten zu bringen, von dem er einmal eine rothaarige Anwältin abgeholt hatte, mit der er verabredet gewesen war? Nein, lieber nicht, entschied er, als er sich Lucindas wahrscheinliche Reaktion vorstellte.
„Das ist eine Überraschung“, erklärte er und bemerkte, wie Lucinda vor Zorn errötete. „Also gehen Sie schon.“ Er umfasste ihre Schultern. „Ziehen Sie diese
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